Cancion

[734] Cancion, das Lied der Spanier, bestehend aus trochäischen Achtsilbern. Die ältesten und einfachsten zählen nur fünf Zeilen: ein einzeiliges Thema, das Motto (mote), das ein Sprichwort oder eine sprichwortartige Sentenz ist, und eine vierzeilige Wendung oder Volte, deren 1. und 4. (oder 2. und 4.) Zeile auf den Grundvers reimen, so zwar, daß die letzte eine nahezu wörtliche Wiederholung desselben und das ganze Liedchen nichts als eine Paraphrase zu dem Gedanken des mote darstellt (a+abba oder a+b aba). Da jedoch ein so knappes Motto von nur 8 Silben und eine so kurze Volke keine freie Entfaltung von Geist und Witz zuläßt, nahm man bald die vierzeilige C. selber zum Thema und interpretierte den nun in 4 Zeilen niedergelegten Gedanken in weitern 8, deren 4 erste den Gedankenkeim entwickeln, während die letzten 4 innerlich und äußerlich zum Thema zurückkehren. Diese Gedichtart, die üblichste von allen, besteht also im ganzen aus 12 Zeilen (abba+cddcabba). Doch gibt es erweiterte Abarten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 734.
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