Kryptorchīe

[759] Kryptorchīe (Kryptorchismus, griech.), Entwickelungshemmung, bei der das während des Wachstums des Fötus normale Herabsteigen des Hodens aus der Bauchhöhle in den Hodensack nicht stattfindet. Die Gründe hierfür sind Hemmungsbildung oder auch fötale Krankheit. Meist bleibt nur ein Hoden in der Bauchhöhle (einseitige K., Monorchismus), doppelseitige K. kommt unter 12 Fällen kaum einmal vor. In einer Reihe von Fällen steigt der Hoden allmählich bis zum Eintritt der Pubertät in den Hodensack herab. Bei Wehrpflichtigen kommt K. ungefähr bei 0,1 Proz. vor, links etwas häufiger als rechts. (Ein nicht in den Hodensack herabgestiegener Hoden macht in Deutschland den Betreffenden dienstunbrauchbar.) Der Hoden bleibt nun entweder ganz in der Bauchhöhle liegen (retentio abdominalis), oder im innern Leistenring (retentio iliaca), oder im Leistenkanal, oder im äußern Leistenring (retentio inguinalis). Nur die letztere Lage macht störende Symptome, besonders wenn bei Eintritt der Pubertät der Hoden anschwillt, oder wenn ihn Krankheiten betreffen. Es kann alsdann z. B. der entzündete Hoden mit einem Bubo oder der nicht entzündete Hoden mit einem Bruch verwechselt werden, zumal auch zuweilen die retentio inguinalis bei gleichzeitig bestehendem Bruch vorkommt. Werden die Beschwerden zu groß, so muß man durch blutigen Eingriff den Hoden in den Hodensack verlagern oder bei zu kurzem Samenstrang exstirpieren. Bei doppelseitiger K. bestehen häufig auch noch andre Bildungsfehler der Genitalien, so daß zuweilen ein Scheinzwitterzustand vorgetäuscht wird. Vgl. Spitzhengst.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 759.
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