Mytilēne

[350] Mytilēne (Mitylene), im Altertum die wichtigste Stadt der asiatischen Äoler und der Insel Lesbos, hatte zwei Häfen sowie starke Befestigungen und war durch ihre hohe Bildung wie eifrige Förderung von Kunst und Wissenschaft von altersher berühmt (s. Lesbos). Nachdem Lesbos 428 unter Mytilenes Leitung von dem Attischen Seebund abgefallen war, wurde die Stadt nach langer Belagerung von den Athenern erobert, grausam bestraft und ihrer Mauern und Seemacht beraubt. Zur Zeit Alexanders d. Gr. litt M. sehr infolge der Einnahme durch die Perser und der spätern Eroberung durch die Mazedonier. Indessen erholte es sich von diesen und spätern Schlägen immer schnell wieder und wurde später von den römischen Kaisern wesentlich begünstigt. Im Mittelalter ging der Name M. (türk. Midüllü) auf die ganze Insel über. Die heutige Hauptstadt M. oder Kastro ist Sitz eines Mutessarif, eines griechischen Metropoliten und eines deutschen Vizekonsuls, hat ein großes, 1373 von Gatelusi auf der Stelle der antiken Akropolis erbautes Schloß, 14 Moscheen, 7 Kirchen und 15,000 Einw. Namentlich der Dampferverkehr ist in den letzten Jahren ganz bedeutend gestiegen. S. Karte »Kleinasien«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 350.
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