Tragánt

[655] Tragánt (Gummi Tragacantha), aus dem Stamme mehrerer Arten von Astragalus (s. d.) freiwillig oder nach zufälligen oder absichtlichen Verletzungen ausschwitzendes Gummi, entsteht durch chemische Metamorphose aus den Zellulosewänden des Markes und der Markstrahlen und zeigt daher einen gewebeartigen Bau. T. ist farblos oder gefärbt, zäh, hornartig, fast durchscheinend, geruchlos, schwillt im Wasser stark auf, gibt gepulvert mit 20 Teilen Wasser einen derben Schleim und besteht aus Bassorin, löslichem Gummi, Stärkemehl und mineralischen Stoffen. Man unterscheidet: Blätter- oder Smyrnaer T., große, flache, platte oder bandförmige Stücke mit dachziegelförmig übereinander geschobenen Schichten, als beste Sorte; Morea-T. (Vermicelli), unförmliche, wulstige oder nudelförmige, gewundene oder gedrehte Stücke; syrischen oder persischen T., stalaktitenförmige oder flache, gewundene oder gedrehte, mitunter sehr große Stücke. T. wird in der Zeugdruckerei und Appretur, zu Wasserfarben, zu plastischen Massen, als Bindemittel zu Konditorwaren und in der Medizin benutzt. Über das dem T. sich anschließende Kuteragummi s. Maximilianea. – T. war bereits den Alten bekannt, ebenso den spätern Griechen und den Arabern des frühen Mittelalters. In Deutschland wurde er im 12. Jahrh. zu Arzneiformen benutzt, auch fand er bald technische Verwendung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 655.
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