Travestīe

[684] Travestīe (v. ital. travestire, »verkleiden«), eine humoristische (auch wohl satirische) Dichtungsart, in der ein poetisches Erzeugnis von ernstem oder erhabenem Inhalt dadurch ins Komische gezogen wird, daß sein Inhalt beibehalten, aber in eine zu seinem ernsten Charakter nicht passende äußere Form gekleidet (verkleidet, daher der Name) wird, während bei der Parodie (s. d.) das Umgekehrte geschieht, d. h. die ernste Form beibehalten, aber ihr ein dazu nicht passender Inhalt gegeben wird. Hinsichtlich der poetischen Gattung kann die T. episch, lyrisch und dramatisch sein. Unter den Neuern haben die Franzosen sich am meisten dieses Feldes bemächtigt; vorzugsweise sind hier Marivaux und Scarron zu nennen. In Deutschland wird die T. fast allein durch Blumauers »Äneïde« vertreten, hinter welcher der holländische »Virgilius in de Nederlanden«, von Leplat im 18. Jahrh. gedichtet, weit zurücksteht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 684.
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