[889] Umlaut, eine vorzugsweise den jüngern germanischen Sprachen eigentümliche Veränderung derjenigen Vokale, auf die eine den Vokal i oder den Halbvokal j enthaltende Silbe folgt oder einstmals folgte. Der helle Vokal i übt nämlich eine assimilierende Wirkung, indem er den Vokal der vorausgehenden Silbe sich selbst ähnlich macht. Der durch die umlautende Wirkung eines nachfolgenden i hervorgerufene Übergang von a in e läßt sich schon vom 8. Jahrh. ab im Deutschen nachweisen. Im Mittelhochdeutschen beeinflußt ein folgendes i alle Vokale der vorausgehenden Silbe, die nicht i-ähnlich sind. So werden die kurzen Vokale a, u, o zu e, ü, ö, die langen â, ô, û zu ae, oe, iu, die Diphthonge uo, ou zu Üe, öu. Der U. bleibt, auch wenn das i oder j selbst verändert ist. So wurde im Althochdeutschen aus arbi, »das Erbe«, erbi, woraus mittel- und neuhochdeutsch erbe. Anderseits unterblieb der U. in manchen Fällen von Anfang an, wenn dem i oder j gewisse Konsonantengruppen mit h, r oder l vorausgingen. Im Neuhochdeutschen gelten als Umlautvokale und -Diphthonge in der Regel ä, ö, ü, äu; ä, au werden im allgemeinen da geschrieben, wo eine verwandte Form mit a vorhanden oder auch ohne historische Sprachkenntnis leicht zu vermuten ist, z. B. Mann, Männer, Haus, Häuser, aber fest (aus fasti) mit e, da der etymologische Zusammenhang mit fast nicht empfunden wird. Der U. ist für die deutsche Flexion von immer größerer Bedeutung geworden; so dient er jetzt in vielen Fällen zur Bezeichnung der Mehrheit, z. B. in Väter, Gärten. Auch im Englischen ist der U. schon früh ein getreten und findet sich jetzt besonders bei Pluralformen, z. B. man, men; mouse, mice. Ein dem U. analoger Vorgang ist die »Brechung« (s. d., S. 366).