Die Handangel besteht aus Angelrute, Schnur und Haken. Die Angelrute, muß bei 36 m Länge geringes Gewicht, große Festigkeit und Elastizität besitzen, ihr Schwerpunkt muß nahe dem Griffende liegen, und sie muß sich, an der Spitze belastet, in ganzer Ausdehnung biegen. Als Material dienen Holz- und Rohrarten; besondern Ruf haben die amerikanischen, aus Streifen der harten Rinde des Bambusrohrs geschlitzten Ruten. Bessere Angelruten bestehen aus drei oder mehr je ca. 1 m langen Stücken, die mittels metallener Hülsen fest miteinander verbunden werden. An der Spitze und auf den einzelnen Stücken der Rute sind kleine Metallringe angebracht, durch welche die Angelschnur gezogen wird. Letztere rollt man auf einer nahe dem Griffende befestigten Holz- oder Metallrolle mittels einer Kurbel auf (Fig. 1), sie muß sich sehr leicht drehen, um die Schnur schnell und ohne Widerstand ablaufen lassen zu können, und wird mit einer leicht ein- oder auszurückenden Federhemmung versehen. Die Angelschnur besteht aus der 30120 m langen Rollschnur und dem Vorfach, das Floß, Senker und Haken trägt. Die Rollschnur wird aus Pferdehaaren, besser aus 68 Strähnen fester Seide, geflochten und in letzterm Fall gewöhnlich gefirnißt; für besondere Zwecke werden ungefirnißte Seidenschnüre gebraucht, die leichter durch die Ringe gleiten und auf dem Wasser schwimmen. Das Vorfach mißt 13 m und muß dünner sein als die Rollschnur, um den Fischen weniger aufzufallen. Es wird aus Gimpe, Pferdehaar oder Gut (Seidendarm) gefertigt. Gimpe, d.h. mit feinstem Draht übersponnene Seide, wird für Hechte und andre große Raubfische angewendet, die mit ihren Zähnen andre Vorfächer oft durchschneiden. Vorfächer aus Pferdehaar bestehen im obern Teil aus mehreren, am Ende aus einem einzigen Haar. Gut ist ein aus den Spinndrüsen der Seidenraupe gebildeter Faden. Gewöhnlich besteht das Vorfach aus zwei Stücken, der mittels eines Knotens (Fig. 2) an der Rollschnur befestigten Wurfschnur und dem mit letzterer durch eine Schleife (Fig. 3) verbundenen, an den Angelhaken angewundenen Angelvorfach oder Vorschlag.
Die Angelhaken bestehen aus Stahldraht und dürfen sich weder verbiegen noch brechen. Im allgemeinen sind die englischen Formen am gebräuchlichsten (Fig. 4). Übrigens werden auch zwei- oder dreifache Haken (Fig. 5) verwendet. Haken mit glattem, langem Schenkel werden an dem Gutfaden mit feiner, gewachster Seide angewunden (Fig. 6); solche, deren langer Schenkel mit einem Plättchen endigt, werden auf die in Fig. 7 dargestellte Weise befestigt. Außer einem oder mehreren Haken sind an dem Vorfach vielfach Flöße oder Senker befestigt. Das Floß (Schwimmer), mit Draht- oder Gummiringen an dem Vorfach verschiebbar befestigt, soll den beköderten Haken in zweckmäßiger Tiefe schwimmend erhalten und zeigt durch seine Bewegung gleichzeitig an, wenn ein Fisch gebissen hat. Es wird aus Kork, Federkielen oder Stachelschweinborsten in verschiedenen Formen (Fig. 8) gefertigt und so angebracht, daß es in senkrechter Stellung etwa um ein Drittel seiner Länge aus dem Wasser hervorragt. Die Senker bestehen aus halbgespaltenen Schrotkörnern oder Stückchen Bleifolie, die oberhalb des Hakens am Vorfach festgeklemmt werden, um das Herabsinken des beköderten Hakens zu befördern und auch das Floß bis zur erforderlichen Tiefe eintauchen zu machen.
Die Floß- oder Grundangel wird hauptsächlich für Karpfen, Schleien, Barben, Brassen, Plötze und Gründlinge gebraucht, die sich gewöhnlich in der Nähe des Grundes halten. Das Floß wird meistens so gestellt, daß der Köder beinahe den Grund berührt und in fließendem Wasser über denselben hintreibt (Fig. 10). Bei der Nottinghamfischerei gestatten die leichte, ungefirnißte Seidenschnur und die sehr große und leicht bewegliche hölzerne Rolle ein sehr weites Werfen des Köders. Bei der Paternosterangel trägt das Vorfach am Ende ein Bleigewicht, während oberhalb desselben in Abständen von je 2530 cm mehrere Angelhaken an kleinen, auf dem Faden verschiebbaren Bleiperlen befestigt sind. An der Paternosterangel, die mit Rute oder, z.B. von Brücken aus, auch ohne solche gebraucht wird, fangen sich besonders Barsche. Das Heben und Senken wird in tieferm Wasser mit oder ohne Angelrute mit einer beschwerten Schnur, gewöhnlich ohne Floß, betrieben; der Haken ist mit Würmern, Käfern, kleinen Fröschen oder künstlichen Ködern besteckt. Abwechselnd bis zum Grund senkend und wieder hebend, fängt man namentlich Forellen, Äschen und Döbel.
Die Fischchenangel wird zum Fang von Raubfischen gebraucht, als Köder dient ein natürlicher oder künstlicher Fisch oder ein Löffelköder. Hierher gehört die Spinn-, Schluck- und Schleppangel. Die Spinnangelei besteht darin, daß der durch das Wasser gezogene natürliche oder künstliche Köderfisch sich um seine Längsachse dreht oder »spinnt«. Tote, aber frische Ukeleis, Mühlkoppen (Kaulkopf) oder Elritzen werden in gekrümmter Stellung an einem System von doppelten oder dreifachen Haken befestigt, so daß die Haken teilweise frei liegen (Fig. 11). Im Verlauf der Angelschnur sind mehrere Wirbel eingeschaltet, die eine leichte Drehung des Köders ohne Verdrehung der Schnur gestatten (Fig. 12). Der Köderfisch wird mittels der Angelrute möglichst weit stromaufwärts geworfen und muß, stromab schwimmend und mit der Rute wieder angezogon, langsam spinnen; sobald der Raubfisch den Köder erfaßt, wird angehauen. Die Schluckangel ist der Spinnangel ganz ähnlich, nur spinnt sie nicht, auch läßt man dem Fisch Zeit, den Köder zu verschlingen; diese Fangart wird fast nur für Hechte in stark verkrauteten Gewässern angewendet. Ähnlich ist auch die Schleppangel oder Dorre, die hauptsächlich von vorwärts geruderten oder segelnden Booten aus mit oder ohne Angelrute angewendet wird und in verschiedener Tiefe zum Fang von Hechten oder Seeforellen dient. Die Schnur ist 100300 m lang und mit mehreren Wirbeln sowie mit einem Fisch- oder Löffelköder (Fig. 13 u. 14) versehen Letzterer wird aus Messing oder versilbertem Blech gemacht und spinnt infolge der gekrümmten Form vortrefflich. Die Raubfische schnappen nach dem blanken Gegenstand und werden sofort an dem Haken fest. Die Flug- oder Fliegenangel dient hauptsächlich zum Lachs- und Forellenfang, ihr Gebrauch gehört zu den ergiebigsten Arten des Angelsports. Wesentlich ist es, die künstliche (Fig. 9) oder natürliche Fliege leicht und unverdächtig auf das Wasser fallen zu lassen und den danach schnappenden Fisch sofort anzuhauen, geschickt zu drillen und zu landen.
Buchempfehlung
Die schöne Böhmin Bozena steht als Magd in den Diensten eines wohlhabenden Weinhändlers und kümmert sich um dessen Tochter Rosa. Eine kleine Verfehlung hat tragische Folgen, die Bozena erhobenen Hauptes trägt.
162 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro