Industriepflanzen

Zur Tafel ›Industriepflanzen I‹.

Fig. 1. Callitris quadrivalvis Vent. (Thuja articulata Vahl., Sandarakbaum), ein Strauch oder ein 6 m hoher Baum aus der Familie der Koniferen, mit lockerabstehenden, dünnen, etwas zusammengedrückten, an den Knoten im trocknen Zustand leicht zerbrechlichen Zweigen, in zweizähligen, paarweise zusammengeschobenen Quirlen stehenden Blättern, deren freie dreieckige Spitzen mit einer Harzdrüse versehen sind, und fast würfelförmigen Zapfen von 10–12 mm Durchmesser mit zwei äußern, auf dem Rücken konvexen und zwei innern, auf dem Rücken konkaven Schuppen, von denen in der Regel nur die erstem fruchtbar sind und je 2–3 breitgeflügelte Samen tragen. Der Baum wächst in den Gebirgen des nordwestlichen Afrika, besonders im Atlas. Er liefert Bau- und Möbelholz, das seiner Unzerstörbarkeit und seines angenehmen Geruches halber bereits bei den alten Römern sehr geschätzt war und zu Tempeltüren, Tafeln, Tischen etc. verarbeitet, auch zum Belegen von Geräten aller Art benutzt wurde. Masern und quer aus dem Stamm geschnittene Scheiben von oft 1,25 m Durchmesser wurden als Tischplatten auf elfenbeinerner Säule verwendet und waren Gegenstand der Prachtliebe der römischen Großen. Gegenwärtig hat der Baum besonders Bedeutung als Lieferant des Sandaraks, eines Harzes, das teils freiwillig, teils nach dem Anschneiden aus dem Stamm und den Ästen des Baumes ausfließt und an der Luft erstarrt. Überall, wo das Harz gesammelt wird, werden Stamm und Äste angeschnitten, um größere Ausbeute zu erzielen. Das Harz war wohl schon im Altertum bekannt, wenngleich unter dem Namen Sandarak bisweilen auch andre Substanzen zu verstehen sind, z.B. bei Aristoteles das Realgar. Im Anfang unsrer Zeitrechnung, z.B. bei Dioskorides, war Sandarak sicher bekannt, und im Mittelalter wurde das Harz nicht nur arzneilich, sondern auch zur Bereitung von Firnis benutzt.

Fig. 2. Rhus succedanea L. (Wachssumach, Firnissumach), ein kleiner Baum oder Strauch, mit 4–6 paarig gefiederten Blättern, länglich-lanzettlichen, am Grunde sehr ungleichseitigen, lang zugespitzten, kahlen, unterseits graugrünen Blättchen, kleinen, in zusammengesetzten Rispen stehenden Blüten und fast kugeligen, vollkommen glatten und glänzenden Früchten. Der Baum wächst in Japan und in mehreren Varietäten durch ganz Ostasien bis zum Himalaja. Aus dem Milchsaft des Baumes wird wie aus dem der naheverwandten Rhus vernicifera der japanische Firnis hergestellt. Die Samen enthalten in ihren Zellen ein Wachs, das durch Auskochen oder Pressen gewonnen wird und als Japanisches Wachs in den Handel kommt. Solches Wachs liefern aber auch R. vernicifera und R. silvestris. Man befreit die Früchte von den Steinkernen, zermalmt sie zwischen Mühlsteinen, kocht sie mit Wasser und schöpft das Wachs ab, das zur Reinigung mehrmals umgeschmolzen und dann in Tafeln gegossen wird. Man trocknet aber auch die Früchte, röstet sie schwach, mahlt sie zwischen Mühlsteinen, dämpft sie in Säcken und preßt sie dann. Auch wird das Wachs in neuester Zeit durch Extrahieren mit Äther oder Schwefelkohlenstoff gewonnen. Das schöne gelbe, dichte Holz des Baumes ist in der Kunsttischlerei geschätzt.

Fig. 3. Trachylobium verrucosum Oliv. (Ostafrikanischer Kopalbaum), ein 40 m hoher Baum aus der Familie der Leguminosen, mit dickem Stamm, weit ausgebreiteten Ästen, einjochig paarig gefiederten Blättern, schief eiförmigen, häufig fast halbmondförmigen, ganzrandigen, lederartig glänzenden Blättchen, großen roten Blüten in reichblütigen, ausgebreiteten Rispen und länglich-kugeliger, dickwarzig runzliger, nicht aufspringender Hülse mit 1–3 bohnenartigen Samen. Der Baum wächst an der Sansibarküste, in Mosambik und auf Madagaskar und kommt auch, sicher wohl nur angepflanzt, auf Java und Ceylon vor. Er bildet einen sehr wesentlichen Bestandteil der Küstenstrichflora und geht nur so weit landeinwärts, wie das Küstenklima und die Seewinde reichen. Wo ihm durch Hügel oder andre Einflüsse die Seebrise abgeschnitten wird, verschwindet er. Ganz besonders häufig soll er in Usagara sein, wo er stellenweise förmliche Haine bildet. Stamm und Äste sind vielfach reichlich bedeckt mit einem klaren Harzüberzug, der abgenommen wird und als ziemlich weicher, leicht schmelzender Kopal auf Sansibar verbraucht wird, jetzt aber auch nach Europa gelangt. Von demselben Baum stammt aber auch der Kopal, der an Stellen, wo gegenwärtig noch Trachylobium wächst, aus der Erde gegraben wird, und höchst wahrscheinlich auch der viel ältere Kopal, der im Boden an Stellen gefunden wird, wo Trachylobium jetzt nicht mehr gedeiht, und der durch das vielhundertjährige Liegen im Boden wesentlich verändert ist.

Fig. 4. Agathis Dammara Rich. (Dammara orientalis Lamb., Manilakopalbaum), ein 30 m hoher, immergrüner Baum aus der Familie der Koniferen, mit eiförmig-lanzettlichen, 6–12 cm langen und bis 4 cm breiten, an den Zweigen meist gegenständigen Blättern, kugel-eiförmigen Zapfen von 10 cm Durchmesser, die im zweiten Jahr reifen, und breitschuppenförmigen, lederartigen Fruchtschuppen mit geflügelten Samen. Der Baum wächst auf den Malaiischen Inseln und den Philippinen, aus seinem Stamm fließt sehr reichlich ein Harz aus, das oft massige Klumpen bildet und als Manilakopal in den Handel kommt. Oft wird es durch die Flüsse fortgeführt und sammelt sich an den Ufern in felsblockartigen Massen an (Dammar batu). Früher leitete man von Agathis Dammara das Dammarharz ab, das aber, man jetzt weiß, aus dem Stamm einer noch nicht bekannten Dipterokarpazee Shorea Wiesneri Schiffn. stammt.

Fig. 5. Hyinenaea Courbaril L. (Südamerikanischer Kopalbaum, Lokustbaum), ein sehr großer Baum aus der Familie der Leguminosen, der angeblich ein Alter von mehr als 2000 Jahren erreichen soll und an der Basis des Stammes einen Umfang von nahezu 30 m besitzt. Der Baum hat einjochig paarig gefiederte Blätter, lederartige, durchsichtig punktierte Blättchen, große weiße Blüten in endständigen kurzen, dichten, doldentraubigen Rispen und schief verkehrt eiförmige, dicke, lederartige, nicht aufspringende Hülsen mit wenigen Samen. Der Baum wächst im tropischen Amerika und liefert einen großen Teil des südamerikanischen Kopals, der Stücke von mehreren Pfunden bildet und in der Heimat auch medizinisch benutzt wird. Die Indianer polieren das Harz und verarbeiten es zu allerlei Zieraten, namentlich zu Lippenausschmückungen. Das harte, schwere, rote Holz kommt als Courbarilholz in den Handel, das süßsäuerliche Fruchtmark ist eine beliebte Speise der Indianer.

Fig. 6. Beta vulgaris var. Rapa saccharifera (Runkelrübe), eine zweijährige Pflanze aus der Familie der Chenopodiazeen, die in mehreren Varietäten, als Zuckerrübe, als Futterrunkelrübe und als Salatrunkel (Rote Rübe), kultiviert wird. Die Zuckerrübe bildet im ersten Jahr die Rübe aus, die im September oder Oktober reift, wo dann die Blätter gelb werden und abfallen. Die reifen Rüben werden in der Zuckerfabrikation benutzt. Etwa 1 Proz. der Pflanzen entwickelt schon im ersten Jahr einen Stengel, treibt Blüten und reift den Samen. Es ist nachgewiesen worden, daß diese Abweichung von der Regel durch die Nachtfröste des Frühjahrs ausgelöst wird. Die zur Samenzucht ausgelesenen Rüben werden im zweiten Jahr wieder ausgepflanzt, aber auch unter diesen kommen Abweichungen vor, Trotzer, die im zweiten Jahr noch nicht blühen. Man züchtet die Rübe heute nach streng wissenschaftlichen Grundsätzen unter steter Auslese und unterscheidet im allgemeinen fünf Formen: die französische Rübe, die Quedlinburger, die schlesische, die sibirische und die Imperialrübe. Man verlangt möglichst hohen Zuckergehalt bei nicht zu geringem Ernteertrag, regelmäßige kegel- oder birnförmige Gestalt mit wenig Seitenwurzeln und Vertiefungen, dichtes, weißes Fleisch und möglichst kleinen, nur wenig aus der Erde hervorragenden Kopf. Das mittlere Gewicht soll 0,75–1 kg nicht überschreiten. Die Auslese geschieht in den überwiegend meisten Fällen bei steter Feststellung des Zuckergehalts unter Berücksichtigung der Form von Wurzeln und Blättern, des absoluten Gewichts der Rübe, der Reinheit der Säfte, des Saftgehalts, der Haltbarkeit und der möglichst geringen Neigung zum Aufschießen, vielfach auch mit Hilfe der vegetativen Vermehrung der wertvollsten Individuen durch Teilung oder Stecklinge. Zwischen der Ernte der Samen der polarisierten Rüben und dem Verkauf der Samen werden eine, bisweilen zwei Generationen eingeschoben, um die Samen so stark zu vermehren, daß die hohen Kosten des Polarisationsverfahrens und der Auslese den Preis des Saatgutes nicht übermäßig erhöhen. Die Samenträger werden so dicht nebeneinander gestellt, daß ihre Rüben nur etwa fingerdick werden. Sie treiben dann nur wenig verzweigte Stengel und bilden nur die besten Samen aus, denn die Samen der schwächern, bei normalen Samenrüben so überaus zahlreichen Nebenzweige sind minderwertig. Mehr als 2–3 Zwischengenerationen scheint aber keine Kultur zu ertragen.

Fig. 7. Phytelephas macrocarpa R. et P. (Elfenbeinpalme, Taguabaum), eine Palme, die auf dem Festland von Südamerika zwischen 9° nördl. und 8° südl. Br. und 70–79° westl. L. gewöhnlich geschlossene Haine bildet. Der bis 2 m hohe, bisweilen niedergebeugte Stamm von etwa 35–40 cm Durchmesser trägt 12–20, gegen 6 m lange gefiederte Blätter mit 1 m langen Segmenten. Der Blütenstand der seltenern männlichen Pflanze ist ein einfacher, fleischiger, zylindrischer Kolben mit in 3 oder 4 Scheiden dicht gedrängt stehenden Blüten, die bei vollkommener Entwickelung einen süßen Duft verbreiten. Die weiblichen Pflanzen produzieren 5–10 herabhängende bis kopfgroße Fruchtsäcke mit 6 oder mehr verwachsenen, beerenartigen Einzelfrüchten, die meist 4–6 Samen in ebenso vielen Fächern enthalten. Das ölhaltige Fruchtfleisch wird nicht benutzt. Die Samen enthalten anfänglich eine weinsäuerliche, trinkbare Flüssigkeit, werden dann mandelartig weich, sind in diesem Zustand noch genießbar und werden zu einem sehr wohlschmeckenden Getränk verarbeitet. Bei der Reife aber werden die Samen knochenhart und kommen in diesem Zustand etwa seit 1826 als Elfenbeinnüsse (Stein-, Tagua-, Corossos-, Corusconüsse oder vegetabilisches Elfenbein) in den Handel. Solche Nüsse liefern wahrscheinlich alle Arten der Gattung, besonders aber die genannte und die stammlose P. microcarpa Ruiz et Pav.

Fig. 8. Acacia Senegal Willd. (A. Verek Guill. et Perrott., Senegal-Akazie, Haschab, Verek), ein stacheliger Strauch oder niedriger Baum mit schirmförmiger Krone, aus der Familie der Leguminosen, mit weißem, sehr hartem Holz, grauer, rissiger Rinde und dicken Lagen gelben oder purpurroten Bastes, kleinen, doppelt gefiederten Blättern, schwarzen Stacheln, langen, gelben Blütenähren und linealischen Hülsen, bildet ausgedehnte Wälder in Senegambien und Kordofan, im Stromgebiet des Weißen Nils und des Atbara und liefert das meiste und beste Gummiarabikum. Die Erträge schwanken bedeutend, sie sind im höchsten Grade von der Witterung abhängig. Während der Regenzeit erreicht die Pflanze ihren vollen Saftreichtum, und wenn dann die trockenheißen Ostwinde einsetzen, berstet die Rinde, und die Gummibildung macht sich bemerkbar. Am reichlichsten wird das Gummi in den Monaten Februar bis Mitte April produziert, d.h. ungefähr zur Blütezeit des um diese Zeit blattlosen Baumes. Mit dem Ausbruch der Blätter hört die Gummibildung auf.

Fig. 9. Saccharum officinarum L. (Zuckerrohr), ein Gras, das aus dem verzweigten gegliederten Rhizom mächtige, 4–6 cm dicke, beblätterte Halme von 2–4, oft 6 m Höhe entwickelt. Die Halme enthalten ein saftreiches Mark, und an den obern Knoten entspringen zahlreiche Wurzeln und Seitenknospen. Die Blätter sind 6–7 cm breit und hängen im Bogen etwas über, sie fallen allmählich ab, und der Halm zeigt dann nur noch die Narben der stengelumfassenden Blattscheiden, er erscheint geringelt. Der Blütenstand ist eine endständige, mitunter mehr als 1 m lange Rispe und besteht aus zahlreichen kleinen, einblütigen, paarweise gestellten Ährchen mit zwitterigen Blüten, die von an der Basis der Ährchen entspringenden Seidenhaaren überragt werden. Die Frucht ist eine Karyopse von 1–1,5 mm Länge und kaum 0,5 mm Dicke. Das Zuckerrohr, das in Südasien heimisch ist und jetzt in vielen Varietäten kultiviert wird, gedeiht am besten in tropischen und subtropischen Gegenden, in denen eine gewisse Feuchtigkeit der Luft vorhanden ist. Auch relativ hohe Bodenfeuchtigkeit und reichlicher Regenfall während der ersten Entwickelung sind erforderlich. Sind die Halme erwachsen, so begünstigt anhaltend trocknes Wetter die Zuckerbildung, weil dann das Wachstum verlangsamt wird. Man vermehrt das Zuckerrohr meist durch Stecklinge, die von dem obern Teil der ersten kräftigsten Halme entnommen und in Abständen von 1–1,5 m gepflanzt werden. Sie bedürfen bis zur vollen Entwickelung 12–14 Monate. Bei der seit uralten Zeiten gebräuchlichen Fortpflanzung durch Stecklinge sind aber die Pflanzen allmählich widerstandsloser gegen äußere Einflüsse geworden. Man hat deshalb angefangen, durch künstliche Bestäubung Samen zu erzeugen, und hofft von einer Fortpflanzung durch Samen eine Regeneration des Zuckerrohrs zu erreichen.


Zur Tafel ›Industriepflanzen II‹.

Fig. 1. Tectona grandis L. (Tiekbaum, Indische Eiche), ein schlanker Baum aus der Familie der Verbenazeen, mit gegenständigen, großen, eiförmigen, unterseits weißfilzigen Blättern, kleinen, weißen Blüten in großen, endständigen Rispen und im vergrößerten Kelch eingeschlossenen haselnußgroßen Früchten mit dickem, knochigem, vierfächerigem, eine mittlere Lücke enthaltendem Endokarp. Der Baum ist in Ostindien, in Hinterindien von Birma bis Malakka, auch auf Java heimisch, wächst am besten auf trocknem Waldboden, meidet aber die feuchten immergrünen Bergwälder (Sholah), auch das Meeresufer und steigt in den Gebirgen bis 1300 m, gedeiht aber schon bei 1000 m Meereshöhe nicht mehr so gut wie am Fuß der Gebirge. Auf Alluvialboden erreicht er in 80 Jahren, im Gebirge kaum vor 200 Jahren seine höchste Entwickelung. Der Stammumfang mißt dann bis 7 m und die großen Äste stehen bis 30 m über dem Boden. Der Baum wird seines Holzes halber viel kultiviert und ist in Sumatra, Kotschinchina und Südchina eingeführt worden, wird auch auf Java angebaut; sehr ausgedehnt sind die Tiekwälder in Birma und Siam. Gewöhnlich fällt man die Bäume zwischen dem 40. und 60. Jahr, wenn sie eine Höhe von 17–20 m oder wenig mehr und eine Stammstärke von 1 m erreicht haben. Um recht trocknes Holz zu erhalten, wendet man in Indien den Girdlingprozeß an; man ringelt am untern Teil des Stammes Rinde und Spintholz ab und läßt den schnell absterbenden Baum zwei Jahre stehen. Dies Verfahren soll aber das Rissigwerden des Holzes begünstigen und seine Elastizität vermindern, ist daher mehrfach, z.B. auf Malabar, wieder verlassen. Das Holz wird in Indien vielfach benutzt, aber auch in großen Mengen nach Europa und Nordamerika ausgeführt, wo es als Schiffbauholz, zu großen Konstruktionen und zum Bau von Eisenbahnwagen verwendet wird. Es enthält im frischen Zustand ein Öl, das in Indien häufig das Leinöl ersetzt. Die Rinde benutzt man zum Gerben, mit den Blättern färbt man Seide und Baumwolle purpurrot, auch dienen sie wie die Blüten als Heilmittel.

Fig. 2. Swietenia Mahagoni L. (Mahagonibaum), ein großer, 25–30 m hoher Baum aus der Familie der Meliazeen, mit weit ausgebreitetem, dicht belaubtem Wipfel, abwechselnden, drei- bis fünfpaarig gefiederten Blättern, kahlen, glänzenden, schief eiförmigen, zugespitzten Blättchen, kleinen, weißgelblichen Blüten in achselständigen Rispen und braunen, holzigen, faustgroßen Kapseln, die zahlreiche flache, oberwärts in einen langen, dünnen Flügel verlängerten Samen enthalten und vom Grund an scheidespaltig sich öffnen. Der Baum ist in Westindien und Peru heimisch, wächst auf felsigem Boden und liefert das wegen seiner Härte, Dauer und Schönheit sehr geschätzte Mahagoniholz (Acajou). Die Rinde (Amarantrinde) wird als tonisches und adstringierendes Mittel benutzt; nach Einschnitten in den Stamm liefert der Baum ein Gummi, das als Acajougummi in den Handel kommt, und aus den Samen gewinnt man das fette Karapatöl, das in Westindien als abführendes Mittel im Gebrauch ist. Zimmerleute, die 1597 mit den Schiffen Walter Raleighs nach Amerika kamen, lernten das Mahagoniholz zuerst kennen, und um dieselbe Zeit begannen die Spanier, es zum Schiffbau zu benutzen. 1724 kamen die ersten Planken nach England, und seitdem fand das Mahagoniholz so großen Beifall, daß schon 1753 allein aus Jamaika 520,000 Kubikfuß ausgeführt wurden.

Fig. 3. Diospyros Ebenaster Retz. (Ebenholzbaum), ein Baum aus der Familie der Ebenazeen, mit wechselständigen, elliptischen oder länglichen, meist stumpfen, bis 26 cm langen Blättern, achselständigen, auch aus altem Holz entspringenden, gelblichweißen oder grünlichen Blüten in Trugdolden und bis 10 cm großen, olivengrünen, eßbaren Früchten (Mehläpfeln), mit gelbem, schleimigem, säuerlichem Fleisch. Der Baum ist im Indischen Archipel, in Vorder- und Hinterindien weit verbreitet, wird auf Mauritius kultiviert und ist auch im tropischen Amerika eingeführt. Er liefert einen Teil des indischen Ebenholzes, besonders das Ceylonebenholz.

Fig. 4. Bambusa vulgaris Wendl. (Bambus), ein hohes Gras mit schlanken, holzigen Halmen, luftiger, zierlicher Blätterkrone, grasähnlichen Blättern, in Rispen stehenden Blüten, zusammengedrückten Ähren und länglich-linealer Frucht. Die Pflanze, deren Vaterland unbekannt ist, wird mit andern Arten, namentlich auch B. arundinacea Willd., in der Tropenzone beider Welten häufig kultiviert. Die Nutzbarkeit der Bambusarten ist nur mit der der Kokospalme vergleichbar. Die jungen Schößlinge werden als Gemüse genossen oder in Essig eingemacht und kommen als Achia in den Handel, das haferähnliche Korn hat als Brotfrucht große Bedeutung. Aus den zähen, leichten und sehr harten Halmen werden Häuser erbaut, und oft ist zu einem ganzen Dorf kein andres Material als Bambus verwendet; fast die ganze Hauptstadt von Siam schwimmt auf Bambusflößen; aus Bambus baut man Brücken und Wasserleitungen, fertigt Möbel und allerlei Hausgerät, auch zierliche Kunstsachen, wie Körbchen, Vorhänge, Dosen; langes, krauses Geschabsel dient zum Polstern; ein Span von keilförmigem Querschnitt, dessen scharfe Kante von der kieselreichen äußern, ungemein harten Schicht gebildet wird, gibt ein sehr scharfes Messer; dieselbe äußere Schicht dient als Wetzstein für eiserne Werkzeuge. In einer Bambusröhre, die dabei zwar verkohlt, aber nicht verbrennt, kocht der Javaner an einem Bambusfeuer junge Bambustriebe. In China wird das meiste Papier aus jungen Bambustrieben erzeugt und auf Jamaika sehr viel Bambusfaser für die nordamerikanische Papierfabrikation gewonnen. Aus schmalen Streifen flicht man Hüte, Körbe, Reusen; zerklopfter Bambussplint liefert Pinsel. Für den Krieg macht man aus Bambus Blasrohre, Pfeilschäfte und Pfeilspitzen, Lanzen und Palisaden. Spazierstöcke (Pfefferrohr), Regenschirmstiele aus Bambus sind in Europa sehr beliebt, nicht minder die leichten Garten- und Balkonmöbel aus Bambus. In Java, China, Tahiti fertigt man aus Bambus allerlei Musikinstrumente.

Fig. 5. Calamus equestris Willd. (Spanisches Rohr), eine kletternde Palme mit langen, schwachen, glatten, glänzenden Stämmen, gefiederten Blättern mit stacheligen Rippen, polygamen Blüten, die auf schlanken Ästen des zweizeilig wiederholt verzweigten Kolbens stehen, und einem umgekehrten Tannenzapfen gleichender Frucht. Die Pflanze liefert mit andern Arten in ihren Stämmen das Spanische Rohr, das als Binde- und Flechtmaterial und zu vielen andern Zwecken benutzt wird.


Industriepflanzen I.
Industriepflanzen I.
Industriepflanzen II.
Industriepflanzen II.
Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907.
Lizenz:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Meyer, Conrad Ferdinand

Jürg Jenatsch. Eine Bündnergeschichte

Jürg Jenatsch. Eine Bündnergeschichte

Der historische Roman aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges erzählt die Geschichte des protestantischen Pastors Jürg Jenatsch, der sich gegen die Spanier erhebt und nach dem Mord an seiner Frau von Hass und Rache getrieben Oberst des Heeres wird.

188 Seiten, 6.40 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon