Nahrungspflanzen

Zur Tafel ›Nahrungspflanzen I‹.

Fig. 1. Dioscorea Batatas Dcsne. (Yamswurzel, Igname, chinesische Kartoffel, Brotwurzel), eine ausdauernde Schlingpflanze aus der Familie der Dioskoreazeen mit knolligem, fleischigem Rhizom, rankenden Stengeln, herzpfeilförmigen Blättern, achselständigen Trauben mit kleinen, getrennt geschlechtigen Blüten und dreikantigen Kapseln. Wegen der Knollen, die 7 kg schwer werden, weißes Fleisch haben und sehr schmackhaft sind, wird die Pflanze besonders in China und Japan kultiviert. Die Knollen enthalten im Durchschnitt 71,86 Proz. Wasser, 1,0l stickstoffhaltige Substanz, 0,2 Fett, 25,05 stickstofffreie Substanz (hauptsächlich Stärkemehl), 1,03 Rohfaser, 0,86 Proz. Mineralstoffe. Die Knollen enthalten einen bittern Stoff, der sich durch Waschen leicht entfernen läßt; sie werden gekocht und wie Kartoffeln gegessen. Die Yams halten sich lange und sind deshalb zur Verproviantierung von Schiffen geeignet; man zerschneidet sie auch in Scheiben und trocknet diese. Versuche, die Pflanze in Europa einzuführen, sind fehlgeschlagen. Dagegen werden andre Arten mehrfach kultiviert. D. alata L., mit geflügeltem Stengel und 14–16 cm langen, pfeilförmigen Blättern, scheint sich vom Indischen Archipel und der Südspitze Indiens verbreitet zu haben. Sie wird auf den Südseeinseln, in Ost- und Westafrika, in Amerika und auf Neuseeland kultiviert. Die roten Knollen erreichen ein Gewicht von 50 kg. In den deutschen Kolonien werden namentlich kultiviert D. abyssinica Hochst. mit häufig stark verzweigten Knollen, D. alata L., D. bulbifera L. und D. sativa L. aus Neuguinea.

Fig. 2. Maranta arundinacea L. (Pfeilwurz), eine Staude aus der Familie der Marantazeen mit langem, fingerdickem, fast walzigem, gegliedertem, weißem Wurzelstock, aufrechtem, bis 3 m hohem, meist vom Grund an gabelästigem, schwachflaumigem Stengel, ei-lanzettlichen, unterseits zartflaumigen Blättern und weißen Blüten, stammt aus dem tropischen Amerika. Der frische Wurzelstock ist sehr scharf und dient als Heilmittel bei Verwundungen mit vergifteten Pfeilen, besonders aber zur Gewinnung von Stärkemehl, das als westindisches Arrowroot, Pfeilwurzelmehl, Marantastärke, westindischer Salep in den Handel kommt. Man kultiviert die Pflanze auf den Antillen, Bermudas, seit 1840 in Ostindien, in neuerer Zeit auch in Brasilien und Guayana, auf Ceylon, Réunion, in Natal etc. Am wichtigsten ist zurzeit die Kultur auf St. Vincent (Kleine Antillen). Die Wurzelstöcke werden, sobald die Blätter zu welken beginnen, aus dem Boden gehoben, sorgfältig gewaschen und geschält, abermals gewaschen und auf einer Walzmühle, im kleinen auf einer Handmühle gemahlen, worauf man mit Hilfe von Sieben und Wasser das Stärkemehl auswäscht, das schließlich getrocknet wird. Man benutzt es zu feinen Gebäcken, auch in der Küche und arzneilich. Die Wurzelstöcke von M. indica Juss. werden in Ostindien, die von M. nobilis Moore in Neusüdwales auf Stärkemehl verarbeitet.

Fig. 3. Lathyrus tuberosus L. (Erdnuß, Ackernuß, Erdmandel, Saubrot, Erdeichel), eine ausdauernde Pflanze aus der Familie der Leguminosen mit 30–60cm hohem Stengel, einpaarigen Fiederblättern, 3–6 großen, rosenroten, wohlriechenden Blüten auf langen Blütenstielen, wächst in etwas bindigem, kalkhaltigem Boden, besonders unter Getreide, und entwickelt an den Wurzeln haselnußgroße, außen schwarze, innen weiße Knollen, die süßlich schmecken, besonders nach dem Kochen in Salzwasser wohlschmeckend (der echten Kastanie ähnlich) sind und einen rosenartig riechenden flüchtigen Stoff entwickeln. Sie sind bei den Tataren sehr beliebt. Schweine wühlen auf dem Acker die tiefliegenden Knollen aus. Die Pflanze ist dem Getreide nicht hinderlich, hat hohen Futterwert und wird daher auf Getreidefeldern nicht ungern gesehen.

Fig. 4. Ipomoea Batatas Lam. (Batate, Süße Kartoffel, Camote, in Ostindien Jedicu, in Peru Apichu), eine windende oder weithin kriechende Pflanze aus der Familie der Konvolvulazeen, mit langgestielten, 10–15 cm langen, herzförmigen, mehr oder weniger gelappten Blättern und großen, inwendig purpurrötlichen, außen rötlich gestrahlten, auch weißen oder roten Trichterblumen, die zu 3–4 am Ende eines langen, blattwinkelständigen Stieles stehen. Die Pflanze stammt wohl aus Brasilien, wird jetzt aber ihrer stärkemehlreichen, Milchsaft führenden, süß schmeckenden Knollen halber in allen Tropenländern, auch in subtropischen Ländern mit langem, relativ trocknem Sommer, kultiviert. Die Knollen werden 1,5–6, auch 25 kg schwer und enthalten 1–1,5 Proz. Stickstoffsubstanz, 9–16 Proz. Stärkemehl, 3,5–10 Proz. Zucker, 0,5 Proz. Zellstoff, 0,2–0,3 Proz. Fett, 3 Proz. Mineralstoffe und 67–80 Proz. Wasser. Sie werden wie Kartoffeln in verschiedener Weise zubereitet, sind schmackhafter als diese und leicht verdaulich. Man gewinnt auch aus den geriebenen Knollen Stärkemehl, das zum Brotbacken benutzt wird. Auch bereitet man aus den Knollen durch Gärung ein geistiges Getränk (Mobby, Marmoda). Man kultiviert die Batate meist als Zwischenfrucht zwischen Mais, die Blätter bedecken den Boden, und die Knollen werden nach Bedarf oder doch nur in kleinen Mengen aus der Erde genommen, ohne die Pflanzen zu stören. Diese setzen dann beständig neue Knollen an, und die Felder brauchen erst nach 2–3 Jahren erneuert zu werden. Die Batate wurde 1519 bekannt, wo Pigafetta über ihre Kultur in Brasilien berichtete; bald darauf ward sie in Spanien eingeführt, und von dort und von den Kanaren kam sie noch vor der Kartoffel nach England. Gegenwärtig baut man sie auch sehr allgemein in Nordamerika, in Alabama, Texas, Carolina, selbst bis New York.

Fig. 5. Manihot utilissima Pohl. (Maniok, Kassawastrauch, Juka), ein in Brasilien heimischer Strauch aus der Familie der Euphorbiazeen, von 2 m Höhe mit an der Spitze dicht beblätterten Zweigen, fünf- bis siebenteiligen, oberseits dunkelgrünen, unterseits seegrünen, langgestielten Blättern, monözischen, armblütigen Blütenständen, ziemlich großen, traubig angeordneten Blüten, zollangen, kugelig länglichen, runzelig flügeligen Früchten und weißgrau marmorierten Samen, wird im tropischen Amerika bis Florida, auch in Afrika und Asien, namentlich in den tiefern Lagen (seltener in gebirgigen Gegenden) fast überall kultiviert. Die 30–60 cm langen, in Büscheln zusammenstehenden Wurzeln sind fleischig, länglich, knollenartig; sie erreichen oft eine bedeutendere Größe und Dicke als Mohrrüben und ein Gewicht von 10 kg und gelangen an einer Pflanze meist in großer Anzahl und in ununterbrochener Aufeinanderfolge mehrere Monate lang zur Entwickelung. Zur Kultur werden die Stengel in Stücke von etwa 30 cm zerschnitten, die man in Entfernungen von 1,5–2 m bis nahezu zur Hälfte möglichst schräg in die Erde steckt. Nach 2- 3 Wochen treiben die Knospen aus, und nach 7 Monaten kann die Ernte beginnen, die mehrere Monate fast ununterbrochen fortgesetzt werden kann. In den Negerdörfern Westafrikas harkt man um jede Pflanze einen Erdhaufen zusammen, der infolge der dichten Belaubung meist frei von Unkraut bleibt. Die Wurzeln sind sehr reich an Stärkemehl, enthalten aber auch einen durch Blausäuregehalt sehr giftigen Milchsaft; beim Kochen, Trocknen, Dörren verflüchtigt sich die Blausäure, und die Wurzeln bilden dann ein gesundes Nahrungsmittel. Sie enthalten 67,65 Proz. Wasser, 1,17 Proz. stickstoffhaltige Substanz, 0,40 Proz. Fett, 28,63 Proz. stickstofffreie Substanzen (besonders Stärkemehl), 1,5 Proz. Rohfaser, 0,65 Proz. Mineralstoffe.

Fig. 6. Metroxylon Rumphii Mart. (Sagopalme), ein etwa 10 m hoher Baum mit dickem Stamm von 1,5–3 m Umfang, der zahlreiche Ausläufer entsendet und in der Jugend starke Dornen trägt (M. laeve ist dornenlos), die aber abfallen, wenn der Baum etwa 2 m hoch geworden ist. Die gefiederten Wedel werden 6 m lang und stehen fast aufrecht. Der polygam monözische, reich verzweigte Blütenkolben ist endständig, so daß der Baum nur einmal Blüten, bez. Früchte entwickelt und dann, etwa im 10.–15. Jahr, allmählich abstirbt. Der Blütenkolben trägt zahlreiche röhren- oder tutenförmige Scheiden an der Hauptachse und den Nebenachsen. Die wie ein Tannenzapfen schuppige Frucht hat im allgemeinen denselben Bau wie die der Rotangpalmen; das Fruchtfleisch ist trocken. Die Sagopalme ist auf den Sundainseln und auf den Molukken heimisch und im ganzen malaiischen und polynesischen Gebiet, auch auf Neuguinea soll sie vorkommen. Sie bevorzugt sumpfige Gegenden, in denen sie unter Umständen sogar kleine Wälder bildet. Der Stamm enthält unmittelbar vor der Blüte reichlich Reservestoffe, besonders Stärkemehl, die später für die Fruchtbildung Verwendung finden; bei der Reife der Früchte ist der Stamm daher hohl. Man benutzt deshalb die Stämme zur Gewinnung der Stärke vor der Blütezeit, überzeugt sich aber von der Beschaffenheit der Stärke durch Anbohren des Stammes und Entnahme einer kleinen Probe. Genügt die Probe, so werden die Stämme gefällt und in Stücke von 0,5 m zerschnitten, aus denen man nach dem Spalten das Stärkemehl herausnimmt, das mittels umständlicher Reinigungs- und Röstprozesse auf Sago verarbeitet wird. Die Verjüngung der Pflanzung geschieht lediglich durch Fortnehmen der Ausläufer bis auf den kräftigsten, der nach dem Fällen des Hauptstammes sich weiter entwickelt. Die abgenommenen Ausläufer benutzt man als Stecklinge zur Erziehung neuer Pflanzen. Die Anzucht durch Samen erfordert längere Zeit.

Fig. 7. Colocasia antiquorum Schott. (Taro, Dinde, Zehrwurzel, Kalo, Wasserbrotwurzel), eine Staude aus der Familie der Arazeen mit großem, knolligem Grundstock, zahlreichen, mehr oder weniger langen Ausläufern, die am Ende knollenartig anschwellen, dickem, gerade aufsteigendem Schaft, sehr großen, etwas fleischigen, langgestielten, schildförmigen, an der Basis herzförmigen, netzaderigen Blättern und einem etwa 15 cm langen und 2 cm dicken Kolben, der von einer großen Blütenscheide umgeben ist. Die Pflanze ist in Ostindien heimisch, wurde früh nach dem Westen verpflanzt und in Ägypten unter dem Namen Kulkas kultiviert. Von dort ward sie nach Spanien, wo sie jetzt verwildert vorkommt, nach Kreta, Cypern, Kalabrien sowie nach Amerika verpflanzt, und jetzt wird sie überall in den tropischen und subtropischen Gegenden der Alten und Neuen Welt kultiviert. Die Knollen, die unter günstigen Entwickelungsverhältnissen mehr als 3 kg schwer werden, enthalten im rohen Zustand scharfe Stoße und werden arzneilich benutzt. Nach dem Kochen sind sie wohl schmeckend, etwas schleimig und werden wie bei uns die Kartoffeln gegessen. Sie enthalten im Durchschnitt 82,52 Proz. Wasser, 1,78 Proz. stickstoffhaltige Substanz, 0,14 Proz. Rohfett, 14,04 Proz. stickstofffreie Substanzen, namentlich Stärkemehl, 0,64 Proz. Rohfaser und 0,88 Proz. Mineralstoffe. Man bereitet aus den Knollen die verschiedensten Speisen, auch die sogen. Taroschnitte, ein nur aus dem Inhalt der Knollen hergestelltes Gebäck. Die Blätter werden, nachdem man die starken Rippen entfernt hat, als Gemüse gegessen (Karibischer Kohl). Die alten Ägypter benutzten die verschiedenartig gebogenen Blätter als Trinkschalen. Man kultiviert die Kolokasie durch Einlegen von Wurzelstöcken in möglichst feuchten Boden. Nach der ersten Knollenentwickelung sterben die Blätter ab, mit der nächsten Regenzeit beginnt eine neue Entwickelung, der nach der Ernte wieder eine Ruheperiode folgt. Mit der dritten Knollenernte wird die Knollenbildung geringer, und man legt dann eine neue Pflanzung an.

Fig. 8. Tacca pinnatifida Forst., eine mehrjährige Pflanze aus der Familie der Takkazeen, mit knollenartigem, Stärkemehl reichem Rhizom, grundständigen, großen, sehr langgestielten, vielfach zerschlitzten und geteilten Blättern. Nicht selten entwickeln sich aus axillären Knospen sukzessive noch ein oder zwei unterirdische Seitensprossen, die an ihren Enden knollenartig anschwellen, und ans denen in gleicher Weise wie aus der Mutterknolle Blätter und Blüten hervorgehen. Die scheindoldigen Blütenstände stehen auf blattlosen Stengeln; die Blüten sind dreigliederig, die Blumenblätter groß, die Narbe ist blumenblattartig, die Frucht eine von der Spitze her aufspringende Kapsel. Die Pflanze ist in Südasien und auf Neuguinea heimisch und gedeiht außerhalb der Tropen, wo sie häufig kultiviert wird, nicht mehr. Die Knolle schmeckt bitter, wird aber durch Kultur fleischig und mild; sie ist sehr reich an Stärkemehl; man bereitet daraus Brotmehl, aber auch schon seit längerer Zeit ein Arrowroot, das aus Brasilien und Tahiti in den Handel kommt. Tahiti selbst erzeugt nur wenig Stärke, die vielmehr hauptsächlich von der Inselgruppe Raiatea, Huahine, Borabora und Maupiti kommt. Im europäischen Handel spielt sie keine Rolle.

Fig. 9. Solanum tuberosum L. (Kartoffel), ein Knollengewächs aus der Familie der Solanazeen, das heute noch in den Anden von Südamerika wild wächst. Da die Art sehr formenreich ist und da mehrere ihr naheverwandte Arten ebenfalls Knollen tragen, so gehen die Meinungen über die Herkunft der kultivierten Pflanze etwas auseinander. De Candolle faßt als Stammpflanze eine Art auf, die in mehreren Formen in Chile und Peru zu Hause ist. Nach Baker erstreckt sich das Verbreitungsgebiet der Stammart von Chile und Peru über Ecuador, Columbia, Costarica, Mexiko und die südwestlichen Staaten von Nordamerika. Weiteres s. Kartoffel.


Zur Tafel ›Nahrungspflanzen II‹.

Fig. 1. Castanea vulgaris Lam. (Kastanienbaum, Kästenbaum, Maronenbaum), ein schöner großer Baum aus der Familie der Fagazeen, erreicht kolossale Dimensionen (Kastanienbaum des Ätna 60 m Umfang), hat länglich-lanzettliche, stachelspitzig gesägte Blätter, aufrechte Blütenkätzchen, an deren Grunde weibliche und an deren oberm Teile männliche Blüten stehen, und borstige Früchte mit zwei oder drei glatten, auf einer Seite konvexen, auf der ändern flachen, kurz und plötzlich zugespitzten, matt glänzenden braunen Samen. Der Baum ist in den Mittelmeerländern heimisch, wächst noch in Ungarn und Südwestdeutschland, reift aber bei uns jenseit des 50.° nördl. Br. seine Früchte nicht mehr. Er findet sich auch in Nordindien, Japan und im östlichen Nordamerika. Die Früchte (Kastanien, Maronen) kommen besonders aus Italien, Frankreich und Tirol in den Handel; kleinere liefern die Rheinpfalz, die Bergstraße, Nassau etc. Sie schmecken süßlich, mehlig und enthalten 39,82 Proz. Wasser, 3,80 stickstoffhaltige Substanz, 2,49 Fett, 43,71 Stärke und andre Kohlehydrate, 8,09 Rohfaser und 2,09 Proz. Mineralstoffe. Man genießt sie bei uns geröstet oder gekocht als Delikatesse, in Italien und Frankreich aber sind sie Volksnahrungsmittel; sie geben auch treffliche Viehmast. In Südeuropa bereitet man aus den Kastanien Stärkemehl.

Fig. 2. Phaseolus Mungo L. (Mungobohne, Sansibarerbse, Schirokko), ein einjähriges, mehr oder weniger aufrechtes Kraut aus der Familie der Leguminosen, mit langgestielten, aus drei breit-eiförmigen Blättchen zusammengesetzten Blättern, breitlanzettlichen, am Grunde spornartig verlängerten Nebenblättern und kurzgestielten, blattwinkelständigen Blütentrauben. Die jungen Sprosse haben mehr oder weniger abstehende rotbraune Haare, die mit ihren Enden dem Vegetationspunkt abgekehrt sind und daher wie Widerhaken erscheinen. Sie dienen den jungen zarten Organen zum Klettern und Festhalten und fallen später, wenn die Pflanzenteile erstarkt sind, ab. Die Hülse ist sehr klein, 4–5 ein lang und kaum 0,5 cm dick. Sie ist mit Haaren bedeckt, die auf der Haut Brennen verursachen, und enthält 10–15 grasgrüne Samen, die kaum ein Drittel so groß wie Erbsen, etwas stumpfkantig-länglich sind und einen deutlichen Nabel haben. Auf den wenigblütigen Blütenachsen zweiter Ordnung entstehen in rückwärts schreitender Folge weitere Blüten, die aber kaum zur Ausbildung ihrer Kronenblätter gelangen und früh abfallen. Aus den zurückbleibenden Narben bilden sich Nektarien, die einen wasserhellen Honig absondern. Die Mungobohne ist in Ostindien heimisch und wächst im Himalaja bei ca. 2000 m Höhe wild. Sie wird jetzt in den Tropen in vielen Varietäten angebaut. Die auffallendste Form hat gelbbraune Samen, die wenig mehr als 1 mm lang und kaum 1 mm breit sind. Die Samen sind sehr geschätzt und werden wie unsre Gartenbohnen zubereitet.

Fig. 3. Glycine Soja Maxim. (Sojabohne), eine einjährige Pflanze aus der Familie der Leguminosen mit 1m hohem, aufrechtem, etwas windendem Stengel, langgestielten, dreizähligen Blättern, die wie Stengel und Zweige dicht rotbraun behaart sind, kurzgestielten Blütenträubchen mit kleinen, unscheinbaren, blaßvioletten Blüten und sichelförmigen, trockenhäutigen, rötlich behaarten, zwei- bis fünfsamigen, zwischen den Samen schwammig gefächerten Hülsen. Man kultiviert die Sojabohne in zahlreichen Varietäten und in sehr weiter Verbreitung in Asien. Die früh reitenden Varietäten geben auch in Mitteleuropa sehr befriedigende Resultate, doch kommen die Samen nicht immer zur Reife. Die Samen sind rundlich, länglich oder nierenförmig, gelblich, braunrot, grünlich oder schwarz; sie enthalten neben etwa 12,71 Proz. Wasser, 32,18 Stickstoffsubstanz, 14,03 Fett, 31,97 stickstofffreie Extraktstoffe, 4,40 Rohfaser und 4,71 Proz. Asche. Ihr Nährwert ist gegenüber den übrigen Hülsenfrüchten sehr hoch, und charakteristisch ist der bedeutende Fettgehalt. Auf letzterm beruht zum Teil die vielfache Verwendung der wohlschmeckenden Samen in Japan, indem der fettige Brei fast allen Gerichten statt der Butter zugesetzt wird; in China lebt ein großer Teil der Bevölkerung von Sojagerichten; auch bereitet man aus Sojabohnen eine pikante braune Sauce (Soja, Shoya, Soy) für Braten und Fische, die in Japan, China, Ostindien sehr beliebt ist und auch nach Europa in den Handel kommt. Geröstete Sojabohnen werden mit geröstetem Gerstenmalz gemischt, bei sehr niedriger Temperatur und unter starkem Kochsalzzusatz eingeweicht, dann mit Gerstenmalzaufguß übergossen und nach einiger Zeit mit Hefe versetzt. Die (nicht alkoholische) Gärung verläuft in 1–3 Jahren, worauf die gebrauchsfertige Soja abgezogen wird. Ein andres Präparat, Miso, ist ein Brei aus gekochten Sojabohnen, Salz und gekochtem Reis; Tofu wird aus einem wässerigen Auszug der Bohnen durch Kochsalz gefällt. Gute Sojasauce ist tiefbraun, sirupartig und bildetbeim Schütteln eine helle, gelbbraune Decke. Man darf den Speisen nur sehr wenig zusetzen. In Österreich hat man die Samen als gutes Kaffeesurrogat benutzt.

Fig. 4. Dolichos Lablab L. (Helmbohne), eine hochwindende Staude aus der Familie der Leguminosen, mit langgestielten, aus drei großen, eiförmigen, spitzen Fiederblättchen zusammengesetzten Blättern, deren Endfiederblatt bedeutend größer ist als die beiden Seitenfiederchen. Die Blütentrauben sind sehr lang gestielt und wachsen nach dem Verblühen noch weiter. Die Hülse ist kahl, seitlich ziemlich flach zusammengedrückt, zweiklappig, breit und kurz; sie enthält 2–5 bohnengroße Samen, deren weißer Nabel fast die ganze Längsseite einnimmt und durch seine Form an die Raupen früherer Soldatenhelme erinnert. Die Heimat dieser Pflanze ist wahrscheinlich in den tropischen und subtropischen Gegenden Afrikas zu suchen; sie wird jetzt der jungen Hülsen und der schwarzen oder braunen Samen wegen überall in den Tropen und Subtropen als eine der wichtigsten Gemüsepflanzen in vielen Varietäten kultiviert.

Fig. 5. Chenopodium Quinoa L. (Mehlschmergel, Reismelde, kleiner Reis von Peru), eine einjährige Pflanze aus der Familie der Chenopodiazeen, unserm Ch. album ähnlich, mehlig bestäubt, gegen 1m hoch, ästig, mit ovalen und eckigen Blättern, in sehr ästigen Rispen vereinigten Blüten und gelblichweißen Samen, wächst in Chile und Peru noch in der Höhe von 4000 m ü. M., in einer Höhe, in der Roggen und Gerste nicht mehr gedeihen, wird auf den Hochebenen von Peru und auch in andern Teilen Südamerikas als Getreidepflanze angebaut und gewährt Millionen Menschen das Hauptnahrungsmittel neben Kartoffeln. Die Samen enthalten 19,2 Proz. stickstoffhaltige Substanzen, 38,7 Stärkemehl, 9,2 Dextrin, Zucker etc., 8 Rohfaser, 4,8 Fett, 4,2 Mineralstoffe, 16 Proz. Wasser. Die Samen werden verschieden zubereitet, in Wasser oder Milch abgekocht, in Breiform oder gemahlen und dann geröstet. Auch die Blätter geben, wie bei uns Spinat und Gartenampfer, ein gutes Gemüse. Humboldt gab die ersten Nachrichten über diese Pflanze, deren Spielart mit weißen Samen ergiebiger ist und zum Anbau für Norddeutschland paßt.

Fig. 6. Cicer arietinum L. (Kichererbse, Zieser-, Kaffeeerbse, Kicherling), eine einjährige Pflanze aus der Familie der Leguminosen, mit 50 cm hohem, abstehend drüsig behaartem Stengel, unpaarig gefiederten Blättern, ovalen, sägezähnigen Blättchen, die Kleesäure ausschwitzen, einblütigen Blütenstielen, weißlichen oder roten Blüten, behaarten zweisamigen Hülsen und rötlichen, einem Widderkopf ähnlichen Samen. Die Kichererbse ist in Südeuropa und dem Orient heimisch und wird in Nordafrika bis Ägypten, in Spanien, Südfrankreich, Griechenland, Ostindien und China seit alten Zeiten vielfach kultiviert. Sie verlangt ein warmes, kräftiges Sandland und gedeiht in Gegenden, wo Bohnen, Erbsen, Linsen vertrocknen. Man baut mehrere Varietäten, schwarze (die bei uns am besten gedeihen), rote (Venuskichern), gelbe und weißgelbe (die besten). Die Samen enthalten 14,85Proz. Wasser, 12,42 stickstoffhaltige Substanz, 6,7 Rohfett, 60,82 stickstofffreie Extraktstoffe (besonders Stärkemehl), 2,5 Rohfaser und 2,91 Proz. Mineralstoffe. Sie kochen sich weicher als Bohnen, ohne breiig zu werden, und sind wohlschmeckender als jene. In Spanien bilden die Garbanzos das tägliche Gericht der niedern und mittlern Volksklassen. In Deutschland werden sie hin und wieder als Kaffeesurrogat angebaut, auch eignen sie sich gut zum Mästen des Federviehs. Das Kraut wird von Pferden gern gefressen.

Fig. 7. Musa sapientum L. (Banane), eine mitunter baumartige, etwa 4–10 m hohe Staude aus der Familie der Musazeen, perenniert durch ein sehr kräftiges Rhizom und hat sehr große Blätter, deren verhältnismäßig kurze Blattstiele längliche oder elliptische Blattflächen tragen. Aus den langen, zusammengerollten und einander dicht umschließenden Blattscheiden wird ein mächtiger Scheinstamm gebildet, während die wirkliche oberirdische Stammentwickelung nur bis zur Knollenform sich erhebt. Aus derselben geht aber der Blütenstand hervor, der etwa 3 Monate nach der Anlage im Innern der von den Blattscheiden gebildeten Röhre infolge der Streckung des Blütenschaftes emporwächst und schließlich eine über die Scheiden der obersten Blätter weit hervorragende endständige Blütentraube bildet. Das Rhizom ist durch die reichliche Entwickelung von Seitensprossen ausgezeichnet, und da der Schaft nach der Reife der Früchte allmählich abstirbt und keimfähige Samen nicht entwickelt werden, so beruht die Erhaltung und Vermehrung der Art allein auf der Tätigkeit des Rhizoms, bez. dessen Seitensprossen, und es erklärt sich somit auch, daß die Bananen im verwilderten Zustande stets gruppenweise auftreten. Man unterscheidet zwei Hauptgruppen. Die Mehlbananen (Pferdebananen, auch Plantanen genannt) sind mehr oder weniger deutlich drei- bis vierkantig und verjüngen sich nach beiden Enden hin, so daß sie mitunter zu förmlichen Stielen verjüngt sind. Sie enthalten ein stärkereiches, meist gerbstoffhaltiges und daher herbes Fruchtfleisch, das im rohen Zustande für den Europäer kaum genießbar ist. Die Obstbanane ist kleiner, nicht kantig, an den Enden abgerundet, ihr Fruchtfleisch ist saftig und süß, sehr wohlschmeckend: mit feinem Aroma. Auf diese beiden Formen sind die unzähligen in Kultur befindlichen Varietäten der Banane zurückzuführen. Die Früchte enthalten 79,44 Proz. Wasser, 0,43 stickstoffhaltige Substanz, 0,50 Fett, 14,28 stickstofffreie Substanz, 1,26 Rohfaser und 0,76 Proz. Mineralstoffe.

Fig. 8. Artocarpus incisia L. fil. (Brotfruchtbaum), ein 18 m hoher, Milchsaft führender Baum aus der Familie der Morazeen, mit mächtigen, tief eingeschnittenen Blättern und zweihäusigen Blüten, von denen die männlichen Kätzchen bilden, während die weiblichen gedrängt auf einem fleischigen Kolben stehen. Bei der Entwickelung der Frucht wird ein Synkarp gebildet, indem auf dem fleischig anschwellenden Rezeptakulum auch die fleischig gewordenen Blütenhüllen sich miteinander vereinigen. Auf diese Weise entsteht eine die Früchte (Achenien) einschließende saftige und fleischige Scheinfrucht. Bei einigen Varietäten schwinden bei der Entwickelung der Scheinfrucht die Fruchtknoten, und es werden keine Samen gebildet. Der Brotfruchtbaum ist im polynesischen und Sundagebiet weit verbreitet und gegen Ende des 18. Jahrh. auch nach Westindien und Südamerika verpflanzt worden. Die 40 cm langen und 24 cm dicken Früchte enthalten unreif ein weißes, mehliges Mark und bilden für die Südseeinsulaner das vorzüglichste Nahrungsmittel. Sie werden roh gegessen, aber auch geschält, in Blättern auf heißen Steinen gebacken und schmecken bananenartig. Drei Bäume ernähren einen Menschen jahraus, jahrein, denn während der drei Monate, wo der Baum keine Früchte hat, leben die Insulaner großenteils von der eingemachten Frucht. Auf Martinique, Réunion, in Guayana und Brasilien bereitet man aus den Früchten Stärkemehl. Die völlig reife Frucht mit breiigem, gelbem Mark schmeckt unangenehm. Auch die öligen Samen sind genießbar.

Fig. 9. Araucaria imbricata Pav. (Andentanne, Chilefichte), ein 30–50 m hoher Baum aus der Familie der Araukariazeen, mit geradem Stamm, stumpf kegelförmiger Krone, regelmäßig quirlständigen, horizontal ausgebreiteten Ästen, von denen die obern aufstrebend, die untern bis zur Erde überhängend gebogen sind. Die Zweige stehen gegenständig oder zerstreut und bleiben sehr lange mit Blättern bedeckt. Diese sind eirund-lanzettlich, scharf stachelspitzig, 3–5 cm lang, 0,8–2 cm breit, steif, lederartig, dachziegelig abstehend, dunkelgrün. Die Zapfen stehen aufrecht, sind 12–5 cm lang und breit mit dicht dachziegelig gestellten, länglich-keilförmigen Schuppen, die in lange, lineal zugespitzte, übergebogene Anhängsel auslaufen. Sie enthalten bis 300 verkehrt- eirund-längliche, zusammengedrückte, glatte, glänzend rotbraune Samen von 35–45 mm Länge und 12–13 mm Breite. Die Araukarie wächst in den Gebirgen des südlichen Chile zwischen dem 36.–48.° südl. Br. und bildet hier große Wälder. Sie wurde 1795 in Europa eingeführt und gedeiht in England und den Rheingegenden im Freien, bei passendem Winterschutz auch an einzelnen Stellen Norddeutschlands, namentlich in der Nähe der See. Die Samen waren von größter Bedeutung für die Bevölkerung Chiles. Man ißt sie noch jetzt roh, gekocht und gebraten, kocht und trocknet sie für den Wintervorrat und bereitet Mehl daraus. Sie kommen auch von Valparaiso in den europäischen Handel. Die Chilenen stellen aus den Samen einen Branntwein dar.


Zur Tafel ›Nahrungspflanzen III‹.

Fig. 1. Persea gratissima Gärtn. (Avogatobirne, Advokaten-, Alligatorbirne, Ahuaca, Aguacate), ein 9 m hoher, im tropischen Amerika heimischer, durch Kultur in den Tropen, auch in subtropischen Gegenden und teilweise im Mittelmeergebiet weitverbreiteter, 9 m hoher Baum aus der Familie der Laurazeen, mit abwechselnden lederartigen, elliptisch länglichen, unten weichhaarigen Blättern und gelben, wohlriechenden Blüten in Rispen, die meist nur an den Enden der Zweige entwickelt werden, trägt olivenfarbige Früchte (s. Tafel ›Tropische Früchte‹, Fig. 7) von der Größe einer mittlern Birne, mit grünem, wohlschmeckendem, ca. 1 cm dickem Fruchtfleisch, die reif sowie unreif mit Salz und Gewürzen genossen werden. Durch Auspressen gewinnt man aus dem Fruchtfleisch reichlich fettes Öl. Die Samen liefern eine unauslöschliche Farbe, die zum Zeichnen der Wäsche benutzt wird. Samen und Blätter enthalten einen siebenwertigen Alkohol, Perseït C7H16O7, der in farblosen Nadeln kristallisiert und bei 187° schmilzt.

Fig. 2. Litchi sinensis Sonn, Nephelium Litchi Camb. (Litchi = Litschibaum, chinesische, japanische Haselnuß), ein 6 m hoher Baum aus der Familie der Sapindazeen, mit zwei- bis dreijochig gefiederten Blättern und lanzettlichen, oberseits sehr glatten, unterseits schwach warzigen Blättchen, gestielten Blüten in Rispen und 4 cm dicken, eiförmigen, rotbraunen, mit zahlreichen, annähernd sechseckigen Schilden bedeckten Früchten. Jedes Schild trägt in der Mitte eine kurz kegelförmige oder ungleichseitig pyramidenförmige, seitlich meist etwas zusammengedrückte Erhabenheit. Der braune Same ist von dem saftreichen Samenmantel umhüllt. Der Baum ist in China heimisch und wird dort und in den benachbarten Ländern der wohlschmeckenden Früchte halber, die das beliebteste Obst in China bilden, in vielen Varietäten kultiviert, auch ist er nach Westindien verpflanzt worden.

Fig. 3. Ananas sativus Lindl. (Ananas), eine ausdauernde Pflanze aus der Familie der Bromeliazeen, aus deren Rhizom sich ein rosettenartiger Blätterbusch erhebt. Die ungestielten, dicken, lineal-lanzettlichen, an den Bändern stacheligen Blätter sind namentlich nach der Basis zu rinnig und umschließen sich zum Teil gegenseitig mit ihren Scheiden; die untern Blätter werden 0,5–1 m lang. Aus der Mitte des Blätterbusches erhebt sich ein den endständigen, zapfenartigen Blütenstand tragender Schaft mit verhältnismäßig großen Brakteen und regelmäßigen, strahligen Blüten. Der Fruchtknoten ist unterständig, fleischig und der sehr dicken Blütenachse inseriert. Die Früchte sind fleischig und verwachsen mit der ebenfalls fleischigen Achse und den beim Reifen der Frucht fleischig werdenden Deckblättern zu einer Sammelfrucht, die während der Entwickelung von der Achse durchwachsen wird und daher von einem endständigen Laubsproß (Schopf) gekrönt wird. Samen gelangen meist nicht zur Entwickelung. Varietäten der Ananas sind namentlich durch die stachellosen Blätter, durch den pyramidenförmigen, goldgelben oder weißen Fruchtstand, durch weiß- oder gelbgefleckte Blätter gekennzeichnet. Man schätzt indes die Stammform mehr als die Varietäten, die einen etwas säuerlichen Geschmack haben. In Usambara und an der Küste Ostafrikas hat man die Erfahrung gemacht, daß die als Stecklinge gepflanzten Blätterschöpfe der Früchte viel gewürzreichere und süßere Früchte liefern als die aus den Rhizomen entstandenen Sprosse. Letztere liefern nur gute Früchte, wenn sie frühzeitig von der Mutterpflanze losgelöst und sorgfältig angepflanzt werden.

Fig. 4. Paullinia cupana Kunth (P. sorbilis Mart., Guarana), ein hoher, kletternder Strauch aus der Familie der Sapindazeen, mit unpaarig gefiederten Blättern, länglichen, entfernt kerbiggesägten Blättchen, achselständigen, rispenförmigen Blütenständen und wandbrüchigen, dreiklappigen Kapseln. Der Strauch wächst besonders in den brasilischen Provinzen Para und Amazonas und liefert in seinen fast halbkugeligen, dunkelbraunen, kaffeïnhaltigen Samen von der Größe der Schlehen das Material, aus dem die Guarana dargestellt wird.

Fig. 5. Ficus carica L. (Feigenbaum), ein Baum oder Strauch aus der Familie der Morazeen, mit knorrigem, hin und her gebogenem, bis 1,5 m dickem Stamm, hellgrauen Ästen, gestielten, herzförmig drei- oder fünflappigen, auch ungeteilten, rauhhaarigen, abfallenden Blättern, blüht im Herbst oder Frühjahr und trägt gewöhnlich einzeln stehende birnförmige Scheinfrüchte. Die Blüten sind meist diözisch, auch synözisch (Caprificus), niemals monözisch. Die weiblichen Blüten sind von zweierlei Gestalt. Die einen, die Samenblüten, haben einen langen Griffel, an dessen Ende Narbenpapillen zur Ausbildung gelangt sind. Die Blüten der andern Form haben einen kurzen Griffel ohne Narbenpapillen, die Gallenblüten. Die die Befruchtung herbeiführende Feigenwespe vermag ihre Eier nicht in die Fruchtknoten der Samenblüten zu legen, weil der Griffel zu lang und die Narbenpapille entwickelt ist; wohl aber gelingt es ihr, in den Fruchtknoten der kurzgriffeligen Gallenblüten mit dem Legestachel einzudringen, und hier gelangen ihre Eier zur Entwickelung. Die Kaprifikation wird gegenwärtig nicht geübt in Nord- und Mittelitalien, Sardinien, Tirol, Südfrankreich, im nördlichen Spanien, in Ägypten, auf den Kanaren und Azoren. Wo sie noch geübt wird, beruht dies vielleicht auf eingewurzeltem Vorurteil.

Fig. 6. Citrus nobilis Lour. (Mandarine, Kauchin), ein Strauch oder kleiner Baum aus der Familie der Rutazeen, mit kurzen, kaum geflügelten Blattstielen, lanzettlichen, schwach gekerbten Blättern, in Büscheln stehenden weißen Blüten und etwas niedergedrückten, glänzenden, orangefarbenen Früchten von 5–6 cm Durchmesser. Die Schale ist dünn und enthält ein eigenartiges ätherisches Öl, das von dem der Apfelsine wesentlich abweicht. Das Fruchtfleisch ist süß und wohlschmeckend. Die Pflanze stammt aus Kotschinchina und China und ist auf den Sundainseln und in Südeuropa mehrfach in Kultur.

Fig. 7. Mangifera indica L. (Mangobaum, Muembo, Mangostane), ein 10–15 m hoher Baum aus der Familie der Anakardiazeen, mit oft sehr starkem Stamm, breiter Laubkrone, abwechselnden, gestielten, lederartigen, einfachen, länglichen, ganzrandigen Blättern, kleinen wohlriechenden, weißen Blüten in endständigen, verzweigten Rispen und fleischigen, annähernd nierenförmigen Steinfrüchten (s. Tafel ›Tropische Früchte‹, Fig. 9) mit dickfaseriger, zweiklappiger, zusammengedrückter Steinschale, die einen einzigen Samen enthält. Die Früchte (Mangopflaumen) haben die Größe von Gänseeiern, werden aber auch 1 kg schwer, sind sehr wohlschmeckend, und daher wird der im tropischen Ostasien heimische Baum in den meisten Tropengegenden kultiviert. Auch als Schattenpflanze wird er vielfach angepflanzt, und mit den Zweigen schmücken die Brahmanen an Festtagen ihre Hütten. Übermäßiger Genuß der Früchte bewirkt Hautausschläge. Die großen Samen sind ebenfalls genießbar und werden auf Martinique und Réunion auf Stärkemehl verarbeitet.

Fig. 8. Amygdalus communis L. (Mandelbaum), ein hoher Baum aus der Familie der Rosazeen, mit lanzettförmigen, gesägten, unbehaarten Blättern, zu zweien, selten einzeln stehenden, kurzgestielten, rötlichweißen Blüten, eiförmiger, etwas zusammengedrückter Steinfrucht mit lederiger, grüner, grauweiß samthaariger Schale, hartem Stein mit punktförmigen Gruben und eiförmig spitzen, abgeplatteten Samen. Der Mandelbaum stammt wahrscheinlich aus Syrien und verbreitete sich von dort nach Osten und Westen. Homer erwähnt ihn nicht, aber im 6. Jahrh. v. Chr. waren die Mandeln in Griechenland bekannt, während die Homer sie als nuces graecae nicht vor der Mitte des 1. Jahrh. v. Chr. erhielten. Gegenwärtig wird der Mandelbaum vielfach in Asien und den Mittelmeerländern kultiviert; in Nord- und Mitteldeutschland hält er nur in sehr günstigen Lagen aus, in Südwestdeutschland, besonders in der bayrischen Pfalz, kultiviert man noch die Abart mit sehr zerbrechlicher Schale (Krachmandel). Bittere und süße Mandeln gehören derselben Art an; die Bäume, die bittere Mandeln liefern, sind als die ursprünglich wilden zu betrachten; Aussaaten von süßen Mandeln geben in der Regel Bäume mit bittern Mandeln. Der Mandelbaum ist, abgesehen von den Früchten, nur schwer vom Pfirsichbaum zu unterscheiden, und eine Form, die Pfirsichmandel, mit aufspringenden Früchten, hält man für einen Bastard zwischen beiden.

Fig. 9. Psidium Guajava L. (Guajave), ein kräftiger Baum aus der Familie der Myrtazeen, mit gegenständigen ganzen und ganzrandigen Blättern, achselständigen, weißen, wohlriechenden Blütenbüscheln und fünfjährigen, vielsamigen, blaßgelben, wohlriechenden, säuerlich-süß schmeckenden Beeren von der Gestalt einer Birne oder eines Apfels und der Größe der Hühnereier (s. Tafel ›Tropische Früchte‹, Fig. 3). Nach der Form der Frucht unterscheidet man die Varietäten P. pyriferum und P. pomiferum, die früher als selbständige Arten angesehen wurden. Die Heimat der Guajaven ist das tropische Amerika; jetzt werden sie der wohlschmeckenden und gesunden Früchte halber im ganzen Tropengebiet, auch im Kapland in vielen Varietäten kultiviert.

Fig. 10. Citrus Aurantium sinensis Gall. (Apfelsine, Orange, Sinaapfel, Chinaapfel, Portogallo), ein 12m hoher Baum aus der Familie der Rutazeen, mit schwach blaßgrünen, wenig aromatischen Blättern, geflügelten Blattstielen, weißen, wohlriechenden Blüten in kleinen Doldentrauben und kugelrunder, selten ei- oder birnförmiger, orangegelber Frucht mit süßem, schwach säuerlichem, gelbem, bei der Blutapfelsine (var. sanguinea Engl.) blutrotem oder blutrot gestreiftem, süßem Fleisch. Die größten Apfelsinenpflanzungen besitzt Paraguay, wo die beiden Lopez 1840–69 die Anpflanzung befahlen. Aus den Pflanzungen am Paraguay, südlich von Asuncion, wurden um 1897 jährlich 7000 Ton. nach Buenos Aires und Montevideo ausgeführt, der größte Teil der Ernte wird aber im Lande verbraucht.

Fig. 11. Garcinia Mangostana L. (Mangostane), ein 20–25 m hoher Baum aus der Familie der Guttiferen, mit kegelförmiger Krone, großen, gegenständigen, ganzen und ganzrandigen, lederartigen Blättern, großen, roten Blüten und rötlichbraunen Früchten (s. Tafel ›Tropische Früchte‹, Fig. 10) von der Größe einer Orange mit sehr dickem, weinrotem Perikarp und weißem, sehr wohlschmeckendem Samenmantel. Der Baum ist auf Malakka heimisch und wird seiner Früchte halber, die zu den vortrefflichsten Obstsorten Ostindiens gehören, überall im Monsungebiet, auch im tropischen Amerika häufig kultiviert. Die Früchte werden wie die Orangen Europas gegessen. Ihre bittere und zusammenziehende Rinde wird wie die Rinde des Stammes arzneilich und zum Schwarzfärben benutzt.

Fig. 12. Phoenix dactylifera L. (Dattelpalme), ein 15–25 m hoher Baum aus der Familie der Palmen, mit 60–100 cm dickem, mit Blattnarben bedecktem Stamm, der durch die verdorrten, niedergebeugten Blätter ein struppiges Aussehen hat. Er trägt eine Krone von durchschnittlich 50 gefiederten Blättern, die eine Länge von 2–3m und lineal-lanzettliche Fiedern haben. Der Baum ist zweihäusig. Die männlichen und weiblichen Blütenstände enthalten stets eine reichliche Anzahl von Verzweigungen und sind während ihrer Entwickelung von einer großen, vollständigen Scheide umgeben, die sich erst bei der Entfaltung der Blüten öffnet. Die weiblichen Blüten werden an den obern Teilen der Verästelungen der Kolben angelegt und sitzen in den Ausbiegungen derselben. Die Frucht ist eine gelbbraune, längliche Beere mit süßem, wohlschmeckendem Fruchtfleisch und einem länglichen, mit einer tiefen Furche versehenen Samen. Die Dattelpalme gehört zu den ältesten Kulturpflanzen.

Fig. 13. Eriobotrya japonica Lindl. (Japanische Wollmispel), ein kleiner, immergrüner Baum aus der Familie der Rosazeen, mit filzigen Zweigen, kaum gestielten, großen, länglichen, oberseits glänzenden, unterseits wolligen, grobgezähnten Blättern, unscheinbaren, duftenden, weißen, in den wolligen, traubig rispigen Blütenständen fast versteckten Blüten und in Größe und Färbung etwa den Aprikosen vergleichbaren Früchten mit saftigem, säuerlich-süßem, in wärmern Gegenden sehr wohlschmeckendem Fruchtfleisch und mehreren großen, eckigen Samen. Der Baum ist in Japan heimisch und wird im subtropischen und tropischen Asien, in den Mittelmeerländern, auch in Amerika der Früchte halber häufig kultiviert. Bei uns wurde der Baum seit 1784 angepflanzt, er erfriert aber in kalten Wintern, dagegen hat man in Gewächshäusern von bessern Varietäten schöne Früchte erhalten. Die Früchte müssen frisch gegessen werden, da sie wenig haltbar sind und sich nur auf geringe Entfernungen versenden lassen.

Fig. 14. Achras Sapota L. (Breiapfel, Sapotillbaum, Nispero, Mispelboom), ein Baum aus der Familie der Sapotazeen mit dünnem, weißem Milchsaft, gestielten, wechselständigen, länglich-elliptischen, ganzrandigen, lederartigen Blättern, einzeln in den Blattachseln stehenden, ziemlich langgestielten Blüten und eiförmigen oder kugeligen, am Scheitel leicht genabelten, rostbraunen Früchten (s. Tafel ›Tropische Früchte‹, Fig. 6) mit schmutzigweißem, angenehm süß schmeckendem Fleisch und 12–8, selten nur 4 dunkelbraunen, glänzenden Samen. Der Baum ist in den Wäldern der Antillen heimisch, wird aber seiner Früchte halber in den Tropen allgemein kultiviert.


Nahrungspflanzen I. Mehlhaltige Knollen und Stämme.
Nahrungspflanzen I. Mehlhaltige Knollen und Stämme.
Nahrungspflanzen II. Mehlhaltige Früchte und Samen. Hülsenfrüchte.
Nahrungspflanzen II. Mehlhaltige Früchte und Samen. Hülsenfrüchte.
Nahrungspflanzen III. Früchte und Samen.
Nahrungspflanzen III. Früchte und Samen.
Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908.
Lizenz:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Musset, Alfred de

Gamiani oder zwei tolle Nächte / Rolla

Gamiani oder zwei tolle Nächte / Rolla

»Fanni war noch jung und unschuldigen Herzens. Ich glaubte daher, sie würde an Gamiani nur mit Entsetzen und Abscheu zurückdenken. Ich überhäufte sie mit Liebe und Zärtlichkeit und erwies ihr verschwenderisch die süßesten und berauschendsten Liebkosungen. Zuweilen tötete ich sie fast in wollüstigen Entzückungen, in der Hoffnung, sie würde fortan von keiner anderen Leidenschaft mehr wissen wollen, als von jener natürlichen, die die beiden Geschlechter in den Wonnen der Sinne und der Seele vereint. Aber ach! ich täuschte mich. Fannis Phantasie war geweckt worden – und zur Höhe dieser Phantasie vermochten alle unsere Liebesfreuden sich nicht zu erheben. Nichts kam in Fannis Augen den Verzückungen ihrer Freundin gleich. Unsere glorreichsten Liebestaten schienen ihr kalte Liebkosungen im Vergleich mit den wilden Rasereien, die sie in jener verhängnisvollen Nacht kennen gelernt hatte.«

72 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon