[171] Es gibt aber auch Passagen, in welchen die Töne nicht durch eine ordentliche Abwechselung der Finger können genommen werden. Diese sind die schweresten Passagen. Man muß die darinnen vorkommenden Noten theils durch gähes Hinauffahren mit der Hand, theils durch Ausstreckung der Finger meistentheils auf gerathe wohl erwischen. Wer nun etwas besonders auf der Violin in schweren Stücken mit der Zeit zu Tage legen will, der muß sich von guten Meistern Concerte anschaffen, solche wohl ausstudiren und fleissig üben. Ich will ein paar Beyspiele hersetzen.
Man kann aber auch bey der halben Note des zweyten Tactes (*) mit dem Finger in die ganze Applicatur zurück gehen. Z.E.
[171] Wer eine grosse Faust hat thut sehr gut, wenn er in der ganzen Applicatur bleibt, und durch Ausdehnung der Hand mit dem dritten Finger die Note (d) mit dem vierten aber die (f) Note nimmt. Z.E. (**)
Man mag aber auch so gar mit dem zweyten Finger in die (d) Note springen; ja eine grosse Hand mag sie, ohne den ersten Finger von der (a) Note wegzulassen, erreichen. Ich setze dergleichen Dinge zur Uebung her. Man lernet dadurch die Finger wohl ausstrecken: und wenn man eine Passage auf vielerley Art abzuspielen übet; so setzet man sich in mehrere Sicherheit sie auf eine oder die andere Art richtig heraus zu bringen.
[172] Gesetzter Weise nun aber man spielete das erste Viertheil des ersten und zweyten Tactes ohne Applicatur in der natürlichen Lage; so muß man dennoch nicht ins Stecken gerathen: Z.E.
[173] Und warum soll man es denn nicht auch auf die folgende Art üben? Es geschieht nicht ohne Nutzen, wenn man also fortfährt:
Oder auch endlich gar so:
Man thut freylich am besten, wenn man in der Applicatur bleibt. Die erste Vortragsart dieser Passage ist also die natürlichste: allein die übrigen muß man des Nutzens halben üben. Denn manchmal sind dergleichen gähe Sprünge unentbehrlich: Und wie geschieht alsdann einem der sie nicht geübet hat? Eben so geht es mit der Ausdehnung der Finger. Hier sind noch Beyspiele zur Uebung.
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