149. Mozarteum.

[279] Wien 12. Mai 1781.

In dem Briefe, welchen Sie mit der Post erhalten haben, sprach ich mit Ihnen als wenn wir in Gegenwart des Erzbischofs wären. Nun spreche ich aber ganz allein mit Ihnen, mein bester Vater. – Von allem Unrecht, welches mir der Erzbischof von Anbeginn seiner Regierung bis jetzt angethan, von dem unaufhörlichen Schimpfen, von allen Impertinenzen[279] und Sottisen die er mir in das Gesicht sagte, von dem unwidersprechlichen Recht das ich habe von ihm weg zu gehen, wollen wir ganz schweigen; denn da läßt sich nichts dawider sagen. Nun will ich von dem sprechen was mich – auch ohne alle Ursache einer Kränkung – von ihm weg zu gehen verleitet haben würde. Ich habe hier die schönsten und nützlichsten Connaissancen von der Welt, bin in den größten Häusern beliebt und angesehen, man erzeigt mir alle mögliche Ehre, und bin noch dazu dafür bezahlt, – und ich soll um 400 Fl. in Salzburg schmachten – ohne Bezahlung, ohne Aufmunterung schmachten und Ihnen in nichts nützlich seyn können, da ich es doch hier gewiß kann. Was würde das Ende davon sein? – Immer das nemliche, ich müßte mich zu Tode kränken lassen oder wieder weggehen. – Ich brauche Ihnen nichts mehr zu sagen, Sie wissen es selbst. Nur noch dieses, – die ganze Stadt Wien weiß schon meine Geschichte, – die ganze Noblesse redet mir zu, ich soll mich ja nicht mehr anführen lassen. Liebster Vater, man wird Ihnen bald mit guten Worten kommen, aber es sind Schlangen, Vipern, – alle niederträchtige Seelen sind so; sie sind bis zum Ekel hoch und stolz und dann kriechen sie wieder – abscheulich. Die 2 Leibkammerdiener sehen die ganze Sauerei ein, besonders sagte der Schlaucka zu Jemand: »Ich – ich kann dem ganzen Mozart nicht Unrecht geben, – er hat ganz Recht, – mir hätte er so thun sollen. Er machte ihn ja aus wie einen Bettelbuben, ich habs gehört – infam!« – Der Erzbischof erkennt sein ganzes Unrecht. Hat er nicht schon öfter Gelegenheit gehabt es zu erkennen? – hat er sich darum gebessert? – Nein! also weg damit. – Wenn ich nicht gesorgt hätte, daß es Ihnen dadurch vielleicht nicht zum Besten gehen könnte, so wäre es schon längst anders. – Aber in der Hauptsache was kann er Ihnen thun? – Nichts. – Wenn Sie wissen daß es mir gut geht, so können Sie leicht des Erzbischofs Gnade entbehren. Die Besoldung kann er Ihnen nicht nehmen und übrigens thun Sie Ihre Schuldigkeit. Und daß es mir gut gehen wird, bin ich Ihnen Bürge, ich würde sonst diesen Schritt jetzt nicht gethan haben, – obwohl ich Ihnen gestehen muß, daß nach[280] dieser Beleidigung ich – und hätte ich betteln müssen, weggegangen wäre. Denn wer wird sich denn cujoniren lassen und besonders wenn mans besser haben kann. Mithin – fürchten Sie sich, so thun Sie zum Schein als wenn Sie böse wären auf mich, – zanken Sie mich in Ihrem Briefe recht aus; wenn nur wir zwei wissen, wie die Sache steht, – lassen Sie sich aber nicht durch Schmeicheleien verführen – sein Sie auf Ihrer Hut. – Mit nächster Gelegenheit wird das Portrait, die Bänder, das Dünntuch und alles folgen. Adieu.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 279-281.
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