197. O. Jahn nach dem Original beim Generalconsul Clauß in Leipzig.

[368] Hochgeschätzbarste Frau Baronin!

Meine Musikalien habe ich durch die Magd der Mad. Weber erhalten und habe müssen eine schriftliche Bescheinigung darüber geben. – Die Magd hat mir etwas anvertraut, welches, wenn ich schon nicht glaube, daß es geschehen könnte, weil es eine Prostitution für die ganze Familie wäre, doch möglich wäre, wenn man die dumme Mad. Weber kennt und mich folglich doch in Sorge setzt. Die Sophie ist weinend hinausgekommen – und da sie die Magd um die Ursache fragte, so sagte sie: Sage sie doch heimlich dem Mozart daß er machen soll daß die Constanze nach Hause geht, denn – meine Mutter will sie absolument mit der Polizei abholen lassen. – Darf denn hier die Polizeiwache gleich in ein jedes Haus? – Vielleicht ist es auch nur ein Locknetz um sie nach Hause zu kriegen. – Wenn das aber geschehen könnte, so wüßte ich kein besser Mittel als die Constanze morgen frühe – wenns sein kann heut noch zu heirathen. Denn dieser[368] Schande möchte ich meine Geliebte nicht aussetzen, – und meiner Frau kann das nicht geschehen. – Noch was. – Der Thorwarth ist heute hinbestellt. – Ich bitte Ew. Gnaden um dero wohlmeinenden Rath – und uns armen Geschöpfen an die Hand zu gehen. – Ich bin immer zu Hause. – In größter Eile. Die Constanze weiß noch von nichts. War Hr. v. Thorwarth bei Ew. Gnaden? ist es nöthig daß wir beide heut nach Tisch zu ihm gehen?

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 368-369.
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