146. [an das »Bäsle« in Augsburg]

[287] Salzburg, le 24 d'avril

1780


Ma très chère Cousine!


Sie haben meinen letzten Brief so schön beantwortet, daß ich nicht weis wo ich Worte hernehmen soll, ihnen dafür meine Dankbezeugung genug zu bezeugen, und Sie zugleich neuerdings zu versichern, wie sehr ich seye

Dero gehorsamster Diener und

aufrichtiger Vetter

WOLFGANG AMADI MOZART


Ich wollte gerne mehr schreiben, allein der Raum wie Sie sehen


ist

zu

klein


adieu adieu


Nun aber Spaß und Ernst; Sie müssen mir schon für diesmal verzeihen, daß ich ihren allerliebsten Brief nicht so wie er es verdiente, von Wort zu Worte beantworte, und erlauben, daß ich nur das nothwendigste schreiben darf; nächstens werde ich meinen Fehler nach möglichkeit zu verbessern suchen –

Es sind nun 14 Täge, daß ich Mr Böhm1 geantwortet habe – mir liegt nur daran zu wissen, ob mein Schreiben nicht zu Verlust gegangen, welches mir sehr leid wäre – denn sonst weiß ich nur gar zu gut, daß Mr Böhm alle Täge nur zu sehr occupirt ist – dem sey wie ihm wolle, so bitte ich Sie in jedem Fall mein lieber Knall, Tausend Komplimente zu machen – und ich warte nur auf einen Wink von ihm, so ist die Aria aldort fertig. –

Ich hab gehört, daß Munschhauser seye auch krank; ist das wahr? – das wäre nicht gut für Mr Böhm. – Nun beste werden Sie wohl alle Tage, auch bey Sturm und Hagel, das Theater fleißig besuchen, weil Sie Entrée frey sind? – Neues weis ich ihnen nichts zu schreiben, als daß leider Joseph Hagenauer (bei welchem [288] sie, meine Schwester und ich im Erker-stübel Choccolate getrunken) gestorben ist. – ein grosser Verlust für seinen Vatter – sein Bruder Johannes (der verheurathete) welcher, weil er sich auf seinen seligen bruder gänzlich verlassen konnte, das Faulenzen so ziemlich gewohnt war, muß nun recht daran, welches ihm ein bischen sauer ankömmt. –

Nun, meine liebste, beste, schönste, artigste, und liebenswürdigste – bald geschrieben! – das bitte ich mir aus, alle Neuigkeit in und aus dem Hause – an alle die Leute, welchen Sie Komplimente geschrieben, wieder doppelt, so viele – Adieu – Nächstens einen ganzen Bogen; doch – vorher von ihnen, mein Schatz, ein ganzes Buch voll – adieu Von meinem VatterPapa und meiner Schwester zizibe, alles erdenkliche – an dero Aeltern von uns 3en, 2 Buben und ein Madl, 12345678987654321 Empfehlungen, und an alle gute freunde von mir allein 624, von meinem Vatter 100 und von Schwester 150 zusammen 1774 und summa summarum

12345678987656095 Complimente.

Fußnoten

1 Der Direktor der seinen Namen tragenden Theatertruppe.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 290.
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