Fast mag es gewagt erscheinen, nach Arbeiten, wie solche über Mozart bereits in Druck erschienen sind – ich meine vor Allem, Otto Jahn's Biographie Mozart's und Ritter v. Köchel's thematisches Verzeichniß der Compositionen Mozart's – mit einem neuen Werke über diesen Tonheros aufzutreten. Ich würde mich aber auch schwerlich einer solchen Aufgabe unterzogen haben, wenn ich nicht für mein biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich den Artikel Mozart hätte bearbeiten müssen. Zudem hatte der Separatabdruck des Artikels über Haydn von vielen Seiten eine so freundliche Aufnahme gefunden, daß ich es immerhin wagen mochte, meine mit aller Pietät ja mit wahrer Begeisterung für den unsterblichen Tonheros ausgeführte Mozartstudie in einem Sonderabdruck dem großen Publikum vorzulegen. Wer einen unbefangenen Blick in meine Arbeit thut, wird ihr vielleicht die Berechtigung ihres Erscheinens, ungeachtet der zwei obenerwähnten klassischen Werke, nicht bestreiten. Ich habe den ganzen höchst interessanten Gegenstand sorgfältig durchgearbeitet in jener Weise zusammengestellt, die ich in freilich ungleich ausgedehnterem Maßstabe bei meinem »Schillerbuch« angewendet habe. Ich habe nicht einen besonderen Theil von Lesern, oder etwa gar nur den ausübenden Musikus oder Musikfreund, sondern vielmehr das ganze große Publikum im Sinne gehabt, als ich an die Ausführung des Mozart-Buches ging. Es wird jeder – der Bio- und Bibliograph, der Sammler, sei es von Bildnissen, oder Münzen und Medaillen, der Künstler und der Geschäftsmann, ja selbst Jemand, der in der Lectüre nur Unterhaltung sucht, es wird Jeder seinen Antheil darin finden; derjenige aber, der dem Ganzen seine ungetheilte Aufmerksamkeit widmet, es kaum unbefriedigt aus der Hand legen. Mit dem Bewußtsein, eine selbstständige Arbeit darzubringen, für die ich jedoch den ganzen vorhandenen reichen und mannigfaltigen Quellen-Apparat sorgfältig studirt habe, übergebe ich das Mozart-Buch den Lesern mit der Bitte, ihm jene Nachsicht angedeihen zu fassen, welche die vorhandenen Gebrechen über dem Guten, das es enthält, vergißt oder doch milder beurtheilt. Zum Schluße sei noch bemerkt, daß, wo im Buche Weisungen auf Otto Jahn's Mozart vorkommen, dieselben sich auf die erste Auflage dieses classischen Werkes beziehen, da zu jener Zeit, als ich meine Arbeit über Mozart begann, (1867) die zweite Auflage wohl als bald erscheinend angekündigt, aber noch nicht erschienen war.
Wien, im October 1868.
Der Verfasser.
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Mozart-Buch
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