Blasius, Ernst

[191] Blasius, Ernst, Professor der Chirurgie in Halle, 20. November 1802 zu Berlin geb., besuchte 1818 bis 1822 die Universität daselbst, als Zögling des med.-chir. Friedrich-Wilhelm-Instituts, erwarb 1823 den Doktorgrad, diente darauf vier Jahre als Militärarzt, habilitierte sich 1828 in Halle als Privatdozent der Chirurgie und schrieb dazu: »De fungi durae matris accuratiori distinctione« (Halae 1829 c. tab.). 1830 wurde er zum Professor e. o. ernannt und Ostern 1831 ihm die Direktion der chirurgisch-augenärztlichen Klinik interimistisch, 1834 mit der Ernennung zum Professor ordinarius der Chirurgie definitiv übertragen. In derselben Zeit begann er sein Hauptwerk, das »Handbuch der Akiurgie« (3 Bde., Halle 1830 bis 32; 2. Aufl., 1839 bis 42), zu welchem ein Atlas »Akiurgische Abbildungen« (Berlin 1831 bis 33; 2. Aufl. 1841 bis 44) mit erklärendem Texte hinzutrat. Ein Auszug daraus ist das »Lehrbuch der Akiurgie« (Halle 1835; 2. Aufl. 1846; dänische Übersetzung, Christiania 1837). Es erschienen weiter von ihm zahlreiche kleinere chirurgische Beiträge, ausserdem ein »Handwörterbuch der gesamten Chirurgie und Augenheilkunde etc. In Verbindung mit mehreren Ärzten beararbeitet« (4 Bde., Berlin 1836 bis 38). Auch war er zusammen mit A. Moser Redakteur der »Analekten der Chirurgie« (Bd. I, II, Berlin 1837 bis 39) und Herausgeber der »Klinischen Zeitschrift für Chirurgie und Augenheilkunde« (Bd. I,[191] Halle 1836 bis 37). B. wurde 1853 zum Geh. Medizinal-Rat ernannt und trat im Mai 1867 von der Leitung der chirurgischen Klinik, nach 36jähriger Verwaltung derselben, zurück, hielt aber noch Vorlesungen über einzelne Gegenstände aus der Chirurgie. Noch veröffentlichte B. aus der von seinem früh verstorbenen Sohne Albert Richard B. (geb. 9. April 1847, gest. 23. Juli 1869) verfassten Inaug.-Diss.: »Über Luxatio femoris supracotyloidea traumatica und spontanea« (Halle 1869, 4., m. 2 Taff.) seine eigenen, darin niedergelegten Beobachtungen im A. f. klin. Chirur. (Bd. XII, XVI) u. d. T.: »Beiträge zur Lehre von der Coxalgie« und »Über die traumatische Luxatio femoris supracotyloidea« und starb 11. Juli 1875. Die Chirurgie verdankt ihm, ausser durch die seiner Zeit sehr verbreiteten Lehrbücher, eine Förderung namentlich durch mehrere ihm eigentümliche Operationsmethoden beim Wiederersatz der Nase, der Lippen, der Augenlider, ferner machte er sich um die Lehre von den Nekrosen, den Verrenkungen, den sogenannten Stabilitäts-Neurosen verdient etc.; die von ihm vorgeschlagene Amputationsmethode mittels des Schrägschnittes hat jedoch keine Verbreitung gefunden.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 191-192.
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