Forel, Auguste

[528] Forel, Auguste, geb. in der Villa »Gracieuse« bei Morges (Ct. de Vaud) Schweiz, 1. September 1848, studierte in Zürich, Wien und Lausanne, war Schüler von Gudden, wurde 1873 Assistenzarzt an der Kreisirrenanstalt in München, habilitierte sich 1877 als Privatdozent daselbst, ging 1879 nach Zürich und wurde noch in demselben Jahre Professor der Psychiatrie daselbst und Direktor der kantonalen Irrenanstalt ›Burghölzli‹ in Zürich. F. hat sich besonders verdient gemacht um die Anatomie des Gehirns und entdeckte 1885 den Ursprung der Hörnerven im Gehirn. Er gilt als Autorität auf dem Gebiet des Hypnotismus, widmete den Zuständen bedingter Zurechnungsfähigkeit eingehende Studien und bemühte sich um eine Reform des Strafrechtes. Seit vielen Jahren überzeugter Totalabstinent, ist er unermüdlicher Förderer der Enthaltsamkeitsbewegung in der Schweiz; ihm sind wohl in erster Linie die dortigen namhaften Erfolge in der Bekämpfung des Alkoholismus zu danken. F. lieferte eingehende Untersuchgg. über die Biolog. und Anat. der Ameisen u.a. in dem preisgekr. Werke »Les fourmis de la Suisse« (Genf 1874) und bearbeitete dieselben für Grandidier's, ›Fauna Madagaskars‹. Seit April 1898, in welchem Jahre F. sich von der Leitung der Irrenanstalt ›Burghölzli‹ zurückzog, lebt er, fortwährend wissenschaftlich thätig, in Chigny près Morges (Vaud). Zu Studienzwecken unternahm er viele Reisen, u.a. nach Nord- und Südamerika, Afrika, Bulgarien, welche ihm zum grössten Teil das Material zu seinen Insektenforschungen lieferten. Seine Ameisensammlung gehört zu den grössten der jetzt existierenden. Er schrieb u. v. a.: »Expérience et remarques critiques sur les sensations des insectes« (3 Tle. in Bd. 4 des Recueil zoologique suisse Genf 1886 bis 87) – »Der Hypnotismus« (Stuttgart 1891) – »Die Errichtung von Trinkerasylen« (Bremerhaven 1891) – »Der Giftapparat und die Analdrüsen der Ameisen« (1878) – »Gehirn und Seele« (5. Aufl. Bonn 1899) etc. Ausserdem ist er Mitherausgeber der Intern. Monatsschr. zur Bekämpfung der Trinksitten und der Ztschr. f. Hypnotismus.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 528.
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