[724] Hermann, Ludimar, geb. 21. Oktober 1838 in Berlin, studierte daselbst 1855 bis 59, erlangte daselbst 1859 den Doktortitel, habilitierte sich 1865 an der Berliner Universität für Physiologie, wurde[724] 1868 als ord. Professor nach Zürich und 1884 in gleicher Eigenschaft nach Königsberg berufen. Er verfasste, teils allein, teils in Gemeinschaft mit zahlreichen Schülern eine grosse Anzahl von Arbeiten aus dem Gebiete der Physiologie, Physik und Chemie, welche in den Archiven von du Bois-Reymond und von Pflüger, in Poggendorff's (Wiedemann's) Annalen, der Züricher Vierteljahrsschr. und in monograph. Werken niedergelegt sind u.a.: »Untersuchungen zur Physiologie der Muskeln und Nerven« (3 Hefte, Berlin 1867 bis 68) – »Über schiefen Durchgang von Strahlenbündeln durch Linsen etc.« (Zürich 1874). Von seinen physiol. Arbeiten sind besonders diejenigen anzuführen, welche auf die Anschauungen über den Lebensprozess in den Muskeln und Nerven, über die tierische Elektrizität und über die Natur der Vokale umgestaltend gewirkt haben. Von grösseren Werken sind zu erwähnen: »Handbuch der Physiologie« (in 6 Bänden, in Gemeinschaft mit zahlreichen anderen Physiologen, Leipzig 1879 bis 82, darin von H. selbst die allg. Muskel- und Nervenphysiologie) – »Lehrbuch der Physiologie« (12 Aufl., Berlin 1863 bis 99, in alle Kultursprachen übersetzt, z.T. wiederholt) – »Lehrbuch der experimentellen Toxikologie« (Ib. 1874) – »Leitfaden für das physiologische Praktikum« (Leipzig 1898). Ausserdem begründete er in Gemeinschaft mit Kühne, v. Recklinghausen u.a. 1862 das »Centralblatt für[725] die med. Wissenschaften«, das er bis 1868 redigierte. Seit 1886 giebt er den physiol. Teil des »Jahresberichtes über die Fortschritte der Anatomie und Physiologie« heraus, welcher seit 1892 als besonderer Bericht erscheint. Von mehr populären Schriften ist namentlich »Die Vivisektionsfrage für das grössere Publikum beleuchtet« (Leipzig 1876) zu erwähnen.