Leidesdorf, Max

[980] Leidesdorf, Max, geb. 27. Juni 1818 in Wien, dort ausgebildet und 1845 prom., besuchte die Irren-Anstalten in Italien, Deutschland, England und Frankreich, habilitierte sich 1856 als Dozent für psych. Krankhh. und publizierte: »Beiträge zur Diagnostik und Behandlg. der primären Formen des Irreseins« (1855) – »Lehrb. der psych. Krankhh.« (Erlangen 1860; 2. Aufl. 1865; ins Ital. übersetzt) – zus. mit Stricker: »Studien üb. die Histol. der Entzündungsherde« (1866) – »Erläuterungen zur Irrenhaus-Frage Nieder-Oesterreichst (1868). 1866 wurde er zum Prof. e. o. seines Faches ernannt; 1870 entstand durch seine fortgesetzten Bemühungen für den klin. psychiatr. Unterricht die erste derartige Klinik in Österreich; 1872 wurde er zum Primararzte der Irrenabteilung im Allgem. Krankenhause, 1875 zum Vorstande der psychiatr. Klinik in der Wiener Landes-Irrenanstalt ernannt. Es erschienen von ihm: »Psychiatr. Studien aus der Klinik des Prof. L.« (1877). 1866 wurde er zum obersten Sanitätsrat ernannt. 1888 nach österr. Gesetz quiesciert, starb L. 9. Okt. 1889. L. genoss als Irrenarzt einen europäischen Ruf. So wurde er 1876 nach Absetzung des Sultans Murad zur Untersuchung desselben auf Geisteskrankheit nach Konstantinopel berufen; auch über den Geisteszustand des Königs Ludwig II. von Bayern wurde L. um ein Gutachten angegangen.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 980.
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