Lennander, Karl Gustaf

[985] Lennander, Karl Gustaf, in Upsala, Prof. d. Chir. und Geburtsh., Direktor des akad. Krankenhauses, geb. in Kristianstad 20. Mai 1857, studierte in Upsala und Stockholm, machte später Reisen nach Österreich, Deutschland, England etc., war mehrere Jahre Assistent d. pädiatr., chir. (Carl J. Rossander und John Berg) und geburtsh. Kliniken in Stockholm, promovierte in Upsala, Privatdozent f. Chir. daselbst 1888, war stellvertretender Prof. d. Chir. und d. Geb. in Upsala 1888 bis 91, wo er zum ord. Prof. ernannt wurde. Schriften: »Om tracheotomi för croup« (Upsala 1888) – »Studier öfver förhållandet emellan croup och difteri« (Ups.-Läk.-Förh. XXIII 1887) – »Pharynxerysipelas« (Ib. XXIV) – »Über abdominale Myomoperationen mit besonderer Berücksichtigung der Totalexstirpation des Uterus bei Myomen« (Nova Acta R. Soc. Sc. Ups. Ser. 3, 1893, Vol. 16) – »Über Appendicitis« (Volkmann's Samml. klin. Vortr. N. F. 75) – »Über Appendicitis mit 68 operirten Fällen« (Wien 1895) – »Über die Behandlung des perforierenden Magen- und Duodenal-Geschwüres« (Mitteil. a. d. Grenzgeb. d. Med. und Chir. IV). – L. war einer der allerersten, der die gonorrhoische Natur der Vulvitis bei minderjährigen Mädchen in vielen Fällen nachwies (Hygiea 1885). Schon vor Chrobak machte L. eine abdominale Totalexstirpation des Uterus wegen Myom, mit[985] vollständigem Vernähen des Beckenperitoneums und mit Dränage des subserösen Beckenraumes nach der Vagina. 1893 machte L. in zwei Fällen von volvulus flexurae sigmoideae mit ausgesprochener Kolonparalyse eine temporäre Typhlostomie, nachdem er vorher in derselben Sitzung die umgedrehte Darmschlinge reponiert und fixiert hatte (W. kl. W. 1894). Später hat er diese primäre, temporäre Typhlostomie auch in Fällen von Darmparalyse bei diffuser Peritonitis geprüft und empfohlen. Er hat zur Beherrschung der Blutung bei gewissen Becken- und Bauch-Operationen eine intraabdominale, temporäre Kompression der Aorta oder eines ihrer grössten Zweige mit Erfolg ausgeführt und später vorgeschlagen (C. f. Gyn. 1897). Er empfahl den medianen Bauchschnitt durch die eine Rectusscheide mit Verschiebung des medialen Randes des Musculus rectus. Bei lateralen Koeliotomien machte er einen entsprechenden lateralen Schnitt, wenn möglich immer mit Schonung der motorischen Nerven (C. f. Chir. 1898). Er publizierte eine Methode, durch Erhöhung des Fussendes des Bettes Thrombose in den Venen der unteren Extremitäten und wahrscheinlich auch des Beckens nach Bauchoperationen, im Wochenbette etc. zu verhüten (C. f. Chir. 1899). In einem Falle von durch Phlegmone ganz zerstörtem M. sphincter ani stellte er die continentia ani wieder her durch eine Plastik aus den mm levatores ani und mm glutaei maximi (C. f. Chir. 1899) – Daneben publizierte er viele chir. und gynäkol. Abhandlungen in schwedischen und deutschen Zeitschriften. Schüler: K. Dahlgren (Upsala), B. Floderus (Stockholm), B. Carlsson (Gothenburg) u.a.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 985-986.
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