Polotebnow, Alexej Gerassimowitsch

[1310] Polotebnow, Alexej Gerassimowitsch, geb. 25. Jan./6. Febr. 1838 im Gouvern. Rjäsan, studierte 1858 bis 64 an der med.-chir. Akademie zu St. Petersburg, promovierte nach 3jähr. Assistenzzeit bei Botkin 1867 auf Grund seiner Arbeit: »Über die Sclerose der Arterien als Ursache der consecutiven Herzerkrankungen«, ging dann nach Wien und Paris, um sich dort in Dermatologie auszubilden, habilitierte sich dafür 1871 in St. Petersburg und wurde 1878 zum Prof. e. o. ernannt. Während vor ihm dieser Zweig der med. Wissenschaft in Russland gar nicht existierte, brachte ihn P. zu hohem Ansehen und widmete seine 25 jährige Dozententhätigkeit der Propaganda für die Errichtung von Lehrstühlen für Hautkrankheiten und Syphilis (s. seine Schrift: »Über den gegenwärtigen Stand des dermatologischen Unterrichts in Russland« 1882, welche das Ministerium dazu bestimmt hat, die Dermatologie als ein Lehrfach in den Lehrplan der[1310] Fakultäten aufzunehmen). Als Gelehrter hat P. einen grossen Einfluss auf die Entwicklung der dermatol. Wissenschaft in Russland ausgeübt und eine bedeutende Schule hinterlassen. Er ist schon im Beginn seiner Thätigkeit von der auf das »Morphologische Klassifikationsprinzip« gegründeten Richtung der Wiener Schule abgewichen. Sein Streben ging vielmehr dahin, das Band zwischen der inneren Medizin und der Dermatologie möglichst fest zu knüpfen u. die Wechselbeziehungen zwischen beiden möglichst genau zu erforschen, ohne zu den haltlosen Hypothesen der Dyskrasien nach der Art der Pariser Schule zu greifen. Besonders gründliche Bearbeitung fand durch ihn das Kapitel der infektiösen Erytheme; einer Reihe von äusserlich sehr verschiedenen Krankheitstypen wie Psoriasis, Pemphigus, Lichen ruber, Ichthyosis etc., legte er eine gemeinsame Ätiologie (Veränderungen des Nervensystems) zu Grunde. 1896 legte er seine Professur nieder. Unter seinen Schriften (über 25 Publikationen) sind die bedeutendsten: »Dermatologische Untersuchungen« (1886, I, russ., z.T. auch die Arbeiten seiner Schüler enthaltend) – »Zur Lehre von den Erythemen« (deutsch, in den dermatol. Studien, 2. Ergänzungsheft der Monatsh. f. prakt. Dermatol. 1887) – »Einleitung in den Cursus der Dermatologie« (Berlin 1896, deutsch), aus welcher der wissenschaftl. Standpunkt P.'s am besten zu erkennen ist.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1310-1311.
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