Sonderegger, Jacob Laurenz

Sonderegger, Jacob Laurenz
Sonderegger, Jacob Laurenz

[1621] Sonderegger, Jacob Laurenz, der bekannte Schweizer Arzt und Hygieniker, geb. 22. Okt. 1825 zu Grünenstein, studierte seit 1845 in Zürich, Würzburg, Prag und Wien, promovierte 1849 in Bern, praktizierte nach einander in Balgach, Altstätten und seit 1873 in St. Gallen, war Inspektor der dortigen Krankenanstalten, seit 1874 Präsident der Schweiz. Ärztekommission und starb als Präsident des Schweiz. Ärztevereins 20. Juni 1896, nachdem noch am Tage vorher eine Gastro-Enterostomie an ihm vollzogen worden war. S. war einer der populärsten Ärzte der Schweiz und hat sich um die Förderung der Hygiene und Aufbesserung der sanitären Verhältnisse in dem Kanton St. Gallen speziell wie im allgemeinen in der Schweiz die namhaftesten Verdienste erworben. – Europ. Ruf geniessen vor allem seine »Vorposten der Gesundheitspflege im Kampfe ums Dasein der Einzelnen und ganzer Völker« (1873; 2. Aufl. 1874). Weitere Publikationen S.'s sind: »Die Spitalfrage im Kanton St. Gallen, ein Wort an alle Gebildeten und Barmherzigen« (1865) – »Der arme Lazarus im Culturstaate oder die öffentliche Krankenpflege im Kanton St.[1621] Gallen« (1867) – »Das eidgenössische Epidemiegesetz, eine Humanitätsfrage« (Zürich 1881) – »Zum Schutze gegen die Cholera« (populär) – »Das Hygiene-Institut, eine schweizerische Hochschule für Gesundheitspflege« (1889) – »Waisenkinder im Kanton St. Gallen. Eine Bittschrift an die öffentliche Meinung« (1893). S. war das Ideal eines Arztes, uneigennützig, hilfsbereit, ehrlich, für das Wohl des Volkes wie des ärztl. Standes in gleicher Weise rastlos thätig. Die ärztl. Vereinsbestrebungen in der Schweiz hatten an ihm einen der eifrigsten Förderer. Er wurde 1862 Mitbegründer des ärztl. Vereins des Kantons St. Gallen und war 5 Jahre lang dessen Präsident. Dem nachhaltigen Drängen von S. ist die Gründung des Kantonsspitals in St. Gallen (1873), des kantonalen Asyls in Wyl (1892) und zahlreicher anderer hygien. und gemeinnütziger Institute zu danken. 1885 und 87 war er Delegierter des Bundesrats bei der grossen Cholera-Konferenz in Rom und beim Hygienekongress in Wien, 1893 beteiligte er sich an den Sitzungen der Kommission zur Begutachtung eines eidgenöss. Kranken- und Unfallversicherungsgesetzes. Wie die von Elias Haffter, S.'s Schwiegersohn, aus dem Nachlass herausgegebene Autobiographie zeigt (vergl. E. Haffter, »L. S. in seiner Selbstbiographie und seinen Briefen«, Frauenfeld 1898 nebst Porträt), gehört S. zu den geistreichsten Ärzten und edelsten Menschen, der, wenn er auch die Wissenschaft nicht unmittelbar durch[1622] eine neue Entdeckung gefördert hat, dennoch durch sein wackeres, mannhaftes, unerschrockenes und kampfbereites, zielbewusstes Eintreten für den hygien. Fortschritt und durch seine pflichttreue und aufopfernde Thätigkeit als Arzt auch in der Geschichte der med. Kunst sich einen Namen gesichert hat.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1621-1623.
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