[1629] Spiegelberg, Otto, berühmter Geburtshelfer und Gynäkolog, geb. 9. Jan. 1830 zu Peine in Hannover, bezog, 17 Jahre alt, die Univ. Göttingen, prom. 1851, hielt sich dann in Berlin, Wien und Prag auf, habilitierte sich 1853 als Dozent der Geburtshilfe in Göttingen und wurde Assistent bei E. C. J. v. Siebold. 1855 machte er eine längere Reise nach England, Schottland und Irland, die nachhaltige Eindrücke und eine dauernde Vorliebe für englische Einrichtungen bei ihm hinterliess. Die dort gemachten Beobachtungen veröffentlichte er in dem Aufsatze: »Zur Geburtshilfe in London, Edinburg und Dublin« (Monatsschr. für Geburtsk., 1856, VII). Im übrigen befasste er sich damals besonders mit physiol. und anat. Arbeiten, von denen vorwiegend zu erwähnen sind: »Experimentelle Untersuchungen über die Nervencentren und die Bewegungen des Uterus« (Zeitschr. für rat. Med., 1858, 3. Reihe, II), sowie die Untersuchungen über den Mechanismus der Geburt. 1858 veröffentlichte er sein »Lehrbuch der Geburtshilfe« (Lahr), ein damals sehr günstig aufgenommenes und auch heute noch in gewisser Beziehung[1629] wertvolles Werk. 1861 folgte er einem Rufe als ord. Prof. der Geburtsh. nach Freiburg i. Br., nachdem er kurz vorher zum Prof. e. o. in Göttingen ernannt worden war. Von Freiburg siedelte er 1864 nach Königsberg in gleicher Eigenschaft über. Er entwickelte hier, neben eifrigem litter. Arbeiten, eine bedeutende Lehrthätigkeit, beides aber in noch höherem Masse, als er 1875 nach Breslau berufen wurde. Während er anfangs, bis zur Mitte der Sechziger-Jahre, auf klin. Gebiete hauptsächlich geburtshilfl. Themata behandelt hatte, wandte er jetzt seine Aufmerksamkeit mehr der operat. Gyn., namentl. der Ovariotomie zu, deren Diagnostik und operative Technik er erheblich bereicherte. So führte er die Probepunktion ein und empfahl zuerst die Versenkung des Stiels nach Ovariott., die, wie er durch experimentelle Untersuchungen zeigte, ohne Schaden geschehen könne. Zugleich kultivierte er mit Vorliebe die plastischen und Fisteloperationen, in denen er es bis zu einer erstaunlichen Fertigkeit brachte. 1870 gründete er, nach Aufhören der »Monatsschrift für Geburtskunde«, zusammen mit Credé das »A. f. G.«, von dem fast jeder Band Aufsätze von ihm enthält. Im deutsch-französ. Kriege dirigierte er ein Hosp. zu Forbach. Die nunmehr in immer grösserem Masse zur Anerkennung gelangende antiseptische Wundbehandlung wusste S. auch für die Geburtshilfe nutzbar zu machen. 1878 veröffentlichte er von[1630] neuem ein »Lehrbuch der Geburtshilfe für Aerzte und Studirende« (Lahr; 2. Aufl. 1880 bis 81, von Wiener nach dem Tode des Verf. vollendet), in dem er die ganze Summe seiner während der letzten 20 Jahre gesammelten Erfahrungen niederlegte. Eine in Jahre erfolgte Berufung nach Strassburg lehnte er ab. 1879 wurde er zum Geh. Med.-Rat ernannt und zum demselben Rektor der Univ. gewählt. Er starb nach längerem Leiden an den Folgen von Schrumpfniere und Herzhypertrophie, 9. Aug. 1881, im 51. Lebensjahre. Ausser den genannten Arbeiten verfasste S. noch eine grosse Anzahl von Arbeiten, bezüglich deren wir jedoch auf das ältere Lex. verweisen müssen.