[621] διερός, ά, όν, bei Homer zweimal, Odyss. 9, 43 ἔνϑ' ἤτοι μὲν ἐγὼ διερῷ ποδὶ φευγέμεν ἡμέας ἠνώγεα, 6, 201 στῆτέ μοι, ἀμφίπολοι· πόσε φεύγετε φῶτα ἰδοῠσαι; ἦ μή πού τινα δυσμενέων φάσϑ' ἔμμεναι ἀνδρῶν; οὐκ ἔσϑ' οὗτος ἀνὴρ διερὸς βροτός, οὐδὲ γένηται, ὅς κεν Φαιήκων ἀνδρῶν ἐς γαῖαν ἵκηται δηιοτῆτα φέρων. In dieser letzteren Stelle erklärte Aristarch, nach einem Scholium, διερός = »lebend«, während Kallistratus (s. Sengebusch Homer. diss. 1 p. 55) δυερός las: διερός: οὕτως τὸν ζῶντα Ἀρίσταρχος. ὁ δὲ Καλλίστρατος γράφει δυερός, ὁ ἐπίπονος, παρὰ τὴν δύην, ἤτοι κακοπαϑητικός. Andere Scholien: οὐκ ἔσϑ' οὗτος ἀνὴρ διερός: ὁ ζῶν, ὡς ἐκ τοῠ ἐναντίου ἀλίβαντες οἱ νεκροί, und: ζῶν ἐρρωμένως καὶ ἰκμάδος μετέχων. τὴν μὲν γὰρ ζωὴν ὑγρότης καὶ ϑερμασία συνέχει, τὸν δὲ ϑάνατον ψυχρότης καὶ ξηρασία. ὅϑεν καὶ ἀλίβαντες οἱ νεκροὶ λιβάδος μὴ μετέχοντες. Eine abweichende Erklärung enthält in den Scholien die Notiz βλαπτικός, πειρατικός, πειρατής; sie geht vielleicht ursprünglich auf die Lesart δυερός. Lehrs Aristarch. p. 56 sqq. meint, diese Notiz enthalte eine Spur seiner eigenen Erklärung der Lesart διερός; er bringt nämlich das Homerische διερός nicht mit διαίνω in Verbindung, was die oben angeführten Erklärungen der Scholien thun; gegen diese Erklärungen und die Verbindung mit διαίνω beruft sich Lehrs besonders auf Scholl. Iliad. 21, 252 αἰετοῠ οἴματ' ἔχων μέλανος, τοῠ ϑηρητῆρος: Ἀριστοτέλης μελανόστου ἀναγινώσκει, τοῠ μέλανα ὀστᾶ ἔχοντος· ἀγνοεῖ δὲ ὡς οὐ δεῖ ἀπὸ τῶν ἀφανῶν ποιεῖσϑαι τὰ ἐπίϑετα. Lehrs leitet vielmehr das Homerische διερός von δίειν, δίεσϑαι ab; er macht Odyss. 6, 201 nach διερὸς βροτός ein Colon und übersetzt Quonam aufugitis viro conspecto? Numne eum hostem esse putatis? Non est iste vir fugator homo (h. e. non is est quem fugere opus sit); neque omnino erit qui improbo consilio ad Phaeaces accedere audeat. Hier hätte demnach διερός activischen Sinn; in der anderen Stelle, Odyss. 9, 43, hat es nach Lehrs passivischen Sinn, διερῷ ποδὶ φευγέμεν »mit fliehendem Fuß enteilen«, fugaci pede se proripere. Ganz eben so hat z. B. φοβερός und σφαλερός activische und passivische Bedeutung. Die Scholien denken auch Odyss. 9, 43 wieder an διαίνω und nehmen als Grundbedeutung von διερός »flüssig«, »naß« an. Von dieser Grundbedeutung aus erklären sie διερῷ ποδί auf verschiedene Art. Am Besten wäre wohl, wenn man nicht Lehrs Erklärung vorzieht, διερῷ ποδί = »mit schnellem Fuße« zu nehmen; das Flüssige bewegt sich schnell. Nach Homer kommt διερός in einer Reihe von Stellen vor, in denen allen man es = »naß«, »flüssig« erklärt. Einige dieser Stellen lassen gar keine andere Auffassung zu; in einigen jedoch könnte man auch an die Ableitung von δίω denken; beide Ableitungen treffen zusammen in der Bedeutung »dahinströmend«, »dahineilend«, »flüchtig«, »schnell«, »beweglich«, »rege«. Man kann nun, wenn man Lehrs Erklärung der Homerischen Stellen billigt, entweder annehmen, daß das Wort διερός die Bedeutung »naß«, »flüssig«, nur durch Mißverstehn der Homerischen Stellen erhalten habe, eine Annahme, welche durch viele analoge Fälle gestützt wird; oder, daß es wirklich von Anfang an zwei wurzelhaft verschiedene Adjectiva διερός gab: 1) διερός von δίω, fugator und fugax, 2) διερός verwandt mit διαίνω, »naß«, »flüssig«. Nachhomerische Stellen: Hesiod. O. 460 εὖτ' ἂν δὲ πρώτιστ' ἄροτος ϑνητοῖσι φανείῃ, δὴ τότ' ἐφορμηϑῆναι ὁμῶς δμῶές τε καὶ αὐτὸς αὔην καὶ διερὴν ἀρόων ἀρότοιο καϑ' ὥρην, πρωὶ μάλα σπεύδων, ἵνα τοι πλήϑωσιν ἄρουραι ; Aeschyl. Eum. 263 αἷμα μητρῷον χαμαὶ, δυσαγκόμιστον, παπαῖ, τὸ διερὸν πέδῳ χύμενον οἴχεται; Aristoph. Nub. 337 von den Wolken εἶτ' ἀερίας, διερὰς, γαμψοὺς οἰωνοὺς ἀερονηχεῖς, v. l. διερούς, was dann auf οἰωνούς bezogen werden kann; Av. 213 διεροῖς μέλεσιν, von den (dahinströmenden? thränenfeuchten?) Liedern der Nachtigal; Νεῖλος διερὰν βώλακα ϑρύπτει Theocr. 17, 80; λίϑος Callim. Ap. 23; bei Ap. Rh. 1, 184 κέλευϑος, nach Schol. κυρίως ἡ ἐκ Διὸς κάϑυγρος γῆ; vgl. 2, 1099; χείλη 4, 1457, wie Nonn. D. 5, 314 die Glieder auch nennt, vgl. ὑγρός; Antiphil. 22 (IX, 86) πώγων ὀστρέου; s. auch Ep. ad. 740 (App. 375). Nach Arist. de gener. et interit. 2, 2 ist διερὸν τὸ ἔχον ἀλλοτρίαν ὑγρότητα ἐπιπολῆς, obenauf feucht; Luc. Lexiph. 4 vrbdt διερὸν βλέπειν mit λημαλέοι ὀφϑαλμοί.
Buchempfehlung
Der junge Königssohn Philotas gerät während seines ersten militärischen Einsatzes in Gefangenschaft und befürchtet, dass er als Geisel seinen Vater erpressbar machen wird und der Krieg damit verloren wäre. Als er erfährt, dass umgekehrt auch Polytimet, der Sohn des feindlichen Königs Aridäus, gefangen genommen wurde, nimmt Philotas sich das Leben, um einen Austausch zu verhindern und seinem Vater den Kriegsgewinn zu ermöglichen. Lessing veröffentlichte das Trauerspiel um den unreifen Helden 1759 anonym.
32 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro