[290] 17. asad-vyapadeçân na! iti cen? na! dharma-antareṇa, vâkya-çeshât
wegen der Bezeichnung als nichtseiend nicht, meint ihr? Nein! wegen Verschiedenheit der Qualität, wegen dessen, was folgt.

›Aber behauptet nicht die Schrift zuweilen auch das Nichtsein der Wirkung vor ihrem Ursprunge, indem sie z.B. sagt: »nichtseiend nur war dieses zu Anfang« (Chând. 3, 19, 1) und »nichtseiend fürwahr war dieses zu Anfang« (Taitt. 2, 7)? | aus dieser Bezeichnung als »nichtseiend« folgt doch, dass die Wirkung vor ihrem Ursprunge nicht seiend gewesen sein kann.‹ – Hierauf ist zu entgegnen, dass diese Bezeichnung der Wirkung als vor ihrem Ursprunge nichtseiend kein absolutes Nichtsein bedeutet; vielmehr steht es damit so, dass die Qualität als ein in Namen und Gestalten Ausgebreitetes verschieden ist von der Qualität als ein[290] nicht in Namen und Gestalten Ausgebreitetes; auf diese »Verschiedenheit der Qualität« bezieht es sich, wenn die Wirkung als ein vor dem Ursprunge Nichtseiendes bezeichnet wird, obwohl die Wirkung schon war, nämlich als identisch mit ihrer Daseinsform als Ursache. Dies steht fest »wegen dessen was folgt«, indem in der Stelle das zu Anfang derselben als zweifelhaft vorkommende Wort durch das was folgt näher bestimmt wird. Zunächst also, wenn es vorher hiess: »nichtseiend nur war dieses zu Anfang« (Chând. 3, 19, 1), so wird dasjenige, was hier im Eingange durch das Wort »nichtseiend« bezeichnet wird, weiterhin durch das Wort »dasselbige« wieder aufgenommen und als das Seiende charakterisiert, indem es heisst: »Dasselbige war das Seiende« (Chând. 3, 19, 1); auch wäre sonst das Wort »war« nicht statthaft, da ein Nichtseiendes weder mit einer vergangenen noch mit einer zukünftigen Zeit als verbunden gedacht werden kann. Ebenso an der andern Stelle: »fürwahr nichtseiend war dieses zu Anfang« (Taitt. 2, 7), kommt im weiteren Verlaufe die Bestimmung vor: »dieses machte selber sich selbst«, woraus folgt, dass hier nicht ein absolutes Nichtsein gemeint sein kann. Somit bedeutet jene Bezeichnung der Wirkung vor ihrem Ursprunge als das Nichtseiende nur eine Verschiedenheit der Qualitäten. Gewöhnlich nämlich versteht man unter dem Worte »das Seiende« das in Name und Gestalt ausgebreitete Ding; und darum heisst es in uneigentlichem Sinne, dass die Wirkung vor ihrer Ausbreitung zu Namen und Gestalten gleichsam ein Nichtseiendes gewesen sei.

Quelle:
Die Sűtra's des Vedânta oder die Çârîraka-Mîmâṅsâ des Bâdarâyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 290-291.
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