[551] [Zur allgemeinen Nutzanwendung: von den Hinderungen einer innigen Mittheilung, dem Mangel völliger Hingebung, dem sogenannten Skepticismus, den gewöhnlichen äusseren Umgebungen in unserem Zeitalter. Tiefere Charakteristik dieser Umgebungen aus dem Princip der absoluten gegenseitigen Voraussetzung aller Menschen, als armer Sünder (der modernen Humanität) Wie der rechtliche Mensch über diese Umgebungen sich hinwegsetze.]
Ehrwürdige Versammlung,
Der Gegenstand unserer Untersuchung ist, so weit er hier erschöpft werden sollte, durch unsere letzte Rede vollends erschöpft und ich habe dem Ganzen nur noch die allgemeine Nutzanwendung hinzuzufügen; mich haltend, wie sich versteht, innerhalb der Grenzen, welche das freie und liberale Verhältniss, das diese Reden zwischen Ihnen, Ehrwürdige Versammlung, und mir geknüpft haben, und das heute zu Ende geht, und die wohlbegründete gute Sitte mir setzen.
Mein Wunsch war, mich Ihnen so innig als möglich mitzutheilen Sie zu durchdringen, und von Ihnen, meinem Sinne nach, durchdrungen zu werden. – Ich glaube auch wirklich, dass es mir gelungen ist, die Begriffe, welche hier zur Sprache gebracht werden sollten, mit einer, wenigstens vorher nicht also erreichten Klarheit auszusprechen: so wie auch diese Begriffe in ihrem natürlichen Zusammenhange hinzustellen. Aber selbst bei der klarsten Darstellung der Begriffe, und bei sehr richtiger Erfassung dieser Begriffe durch den Zuhörer, kann noch immer eine grosse Kluft befestigt bleiben zwischen dem Geber und dem Empfänger, und es kann der Mittheilung an ihrer möglichen Innigkeit gar vieles abgehen; und man hat[551] in diesem unserem Zeitalter auf diesen Mangel, als auf die eigentliche Regel, von der das Gegentheil nur die Ausnahme ist, zu rechnen.
Dieser Mangel an Innigkeit des Empfangens der dargebotenen Belehrung in unserem Zeitalter hat zwei Hauptgründe.
Zuvörderst nemlich giebt man sich nicht, wie man sollte, mit ganzem Gemüthe, sondern etwa nur mit dem Verstande, oder mit der Phantasie, dem dargebotenen Unterrichte hin. Man betrachtet es im ersten Falle lediglich mit Wissbegier oder Neubegier, um zu sehen, wie sich das nun machen und gestalten möge; übrigens indifferent gegen den Inhalt, ob er nun so, oder so ausfalle Oder man belustigt im zweiten Falle sich bloss an der Reihe der Bilder, der Erscheinungen, der etwa gefallenden Worte und Redensarten, die vor unserer Phantasie vorbeigeführt werden; übrigens ebenso indifferent gegen den Inhalt. Man stellt es eben ausser sich selbst, und von sich selbst abgesondert vor sich hin, und scheidet es ab von sich; statt, wie man sollte, es zu versuchen an seiner wahrhaftigen Liebe, und zu sehen, wie es dieser zusagen möge. Man setzt sodann leicht auch bei dem Geber dieselbe Stimmung voraus, glaubend, dass es ihm lediglich darum zu thun sey, speculirend die Zeit auf eine Art, die nicht unangenehm seyn möge, hinzubringen, seinen Scharfsinn und seine dialektische Kunst bewundern zu lassen, schöne Phrasen zu machen und dergleichen. Durch die Aufwerfung der Frage aber – – sey es auch nur in seinem eigenen Herzen, – obwohl derselbe selbst liebend und lebendig ergriffen seyn möge von dem, was er sagt, und durch die Voraussetzung, dass er auch wohl uns also zu ergreifen wünschte, wenn er es vermöchte, – würden wir die Grenzen der individuellen Rechte zu überschreiten, demselben eine Schmach zuzufügen, vielleicht gar ihn zum Schwärmer umzuwandeln befürchten – – – Nun wird zwar, falls man die erwähnte Voraussetzung auch da nicht macht, wo man sie doch machen könnte und sollte, dem Geber kein Schaden zugefügt, indem dieser über dieses hinter seinen wahren Gesinnungen weit zurückbleibende fremde Urtheil sich leicht wird hinwegsetzen können; wohl aber wird dem Empfänger ein[552] Schade zugefügt, denn diesem fällt die ertheilte Belehrung allemal so aus, wie er sie nimmt, und sie erhält für ihn keine Beziehung auf das Leben, wenn nicht er selber diese Beziehung ihr giebt. Jene kalte und indifferente Beschauung durch den blossen Verstand ist der Charakter der wissenschaftlichen Denkart, und alle wirkliche Entwickelung von Wissenschaft hebt an mit dieser Indifferenz für den Inhalt, indem die Richtigkeit der Form allein interessirt, bleibt auch bis zu ihrer vollständigen Erzeugung in dieser Indifferenz beruhend, wie sie aber vollendet hat, strömt sie zurück in das Leben, auf welches zuletzt doch alles sich bezieht. Unser Zweck bei den gegenwärtigen Vorlesungen war zu, allernächst nicht wissenschaftlich, ohnerachtet nebenbei mancherlei Rücksichten auf mir bekannte wissenschaftliche Bedürfnisse meiner Zuhörer genommen wurden; sondern er war praktisch. Wir müssen daher heute, am Beschlusse stehend, allerdings bekennen, dass wir nichts dagegen haben dürften, falls jemand voraussetzte, dass es uns mit dem in diesen Vorlesungen Vorgetragenen ganzer und völliger Ernst gewesen sey, dass die aufgestellten Grundsätze bei uns auch mit vom Leben ausgegangen seyen und in dasselbige zurückgriffen, dass wir allerdings gewünscht hätten, dass sie auch auf die Liebe und das Leben unserer Zuhörer einfliessen möchten; und dass wir erst in dem Falle, dass dieses wirklich geschehen, unseren Zweck für vollkommen erreicht halten und glauben würden, dass die Mittheilung so innig gewesen sey, wie sie seyn sollte.
Ein zweites Hinderniss inniger Mittheilung in unserem Zeitalter ist die herrschende Maxime, keine Partei nehmen zu wollen, und sich nicht zu entscheiden, für oder wider; welche Denkart sich Skepticismus nennt, und auch noch andere vornehme Namen annimmt. Wir haben auch schon im Laufe dieser Vorlesungen über dieselbe gesprochen. Ihr Grund ist absoluter Mangel an Liebe, sogar an der allergewöhnlichsten zu sich selber; – der tiefste Grad der oben beschriebenen Zerflossenheit des Geistes, da der Mensch nicht einmal über sein eigenes Schicksal sich zu kümmern vermag, oder auch wohl die wahrhaft brutale Meinung, dass Wahrheit kein Gut sey,[553] und dass an der Erkenntniss derselben nichts liege. Um über diesen, keinesweges Scharfsinn, sondern den allerhöchsten Grad des Stumpfsinns verrathenden Skepticismus hinauszukommen, muss man aufs wenigste darüber mit sich einig werden, ob es überall Wahrheit gebe, ob sie erreichbar sey für den Menschen, und ob sie ein Gut sey. Ich muss am Schlusse dieser Reden bekennen, dass, falls jemand heute sogar über die eben genannten Puncte noch nicht im Reinen wäre; – ja, sogar in dem Falle, dass er wenigstens über die hier vorgetragenen Resultate sich noch Bedenkzeit zur Entscheidung zwischen dem Ja oder Nein erbäte, und etwa, übrigens die Fertigkeit des Vortrages billigend, ein Urtheil über die Sache selber nicht zu haben bekennte, – dass, sage ich, zwischen diesem und mir die Mittheilung und gegenseitige Wechselwirkung am allerflächsten ausgefallen wäre; und dieser nur eine Vermehrung seines stehenden Vorraths von möglichen Meinungen erhalten hätte, indess ich ihm etwas vorzüglicheres zudachte. Mir ist, – nicht so gewiss, wie die Sonne am Himmel, oder dieses Gefühl meines eigenen Körpers, sondern unendlich gewisser, dass es Wahrheit, und dem Menschen zugängliche und von ihm klar zu begreifende Wahrheit gebe; auch mag ich wohl überzeugt seyn, dass auch ich an meinem Theile diese Wahrheit, aus einem gewissen, mir eigenthümlichen Puncte und in einem gewissen Grade der Klarheit ergriffen habe, denn ausserdem wurde ich ja wohl schweigen, und es vermeiden, mündlich und schriftlich zu lehren; endlich mag ich auch wohl davon überzeugt seyn, dass dasjenige, was ich unter anderen auch hier vorgetragen, jene ewige, unwandelbare und alles ihr Gegenüberstehende zur Unwahrheit machende Wahrheit sey; denn ausserdem würde ich ja nicht das vorgetragen haben, sondern vielmehr das andere, welches ich für Wahrheit hielte. – Man hat seit langer Zeit im grösseren lesenden und schreibenden Publicum, gereimt und reimlos, den Verdacht auf mich zu bringen gesucht, dass ich der zuletzt geäusserten sonderbaren Meinung zu seyn scheine; ich habe vielfältig auf demselben Wege des Drucks bekannt und eingestanden; – aber der Buchstabe erröthet nicht, scheint[554] man zu denken, und zu verharren in der guten Hoffnung von mir, dass ich schon noch einmal der Beschuldigung, die man zu diesem Zwecke immerfort wiederholt, mich schämen werde; ich habe darum einmal, Angesichts einer zahlreichen und ehrwürdigen Versammlung und derselben ins Auge schauend, die Wahrheit jener Anklage gegen mich mündlich eingestehen wollen. Auch ist es von jeher bei aller Mittheilung, und so auch bei der in diesen Reden an Sie, Ehrwürdige Versammlung, alles Ernstes mein Zweck und meine Absicht gewesen, das, was ich erkannt habe, den anderen zuvorderst durch alle in meiner Gewalt stehende Mittel klar und verständlich zu machen, und, so viel an mir liegt, sie zum Verstehen zu zwingen; wo sodann, – wie ich auch dessen sicher war, – die Ueberzeugung von der Wahrheit und Richtigkeit des Vorgetragenen sich von selbst einfinden werde; also ist es allerdings von jeher, und so auch jetzt, mein Zweck gewesen, meine Ueberzeugung zu verbreiten, – Proselyten zu machen, oder mit welchen Worten noch diejenigen, die sie hassen, jene Absicht, die ich sehr freimüthig zugestehe, ausdrücken wollen. Jene mir gar oft und auf alle Weise empfohlene Bescheidenheit, zu sagen: sehen Sie da meine Meinung und wie ich für meine Person die Sache ansehe indem ich freilich noch überdies der Meinung bin, dass diese meine Meinung um nichts besser ist, als alle die übrigen Meinungen, welche gehegt worden sind seit dem Anfange der Welt, und noch werden gehegt werden bis an das Ende derselben, – jene Bescheidenheit, sage ich, kann ich aus dem angeführten Grunde und überdies auch noch deswegen nicht an mich bringen, weil ich diese Bescheidenheit als die grösste Unbescheidenheit erkenne, und es für eine fürchterliche und des Abscheues würdige Arroganz halte, zu glauben, es wolle jemand wissen, wie wir für unsere Person ein Ding ansehen; und den Mund zur Lehre zu öffnen, so lange man nur noch seines Meinens, keinesweges aber seines Wissens sich bewusst ist. Freilich muss ich hinterher, nachdem die Sache geschehen ist, mich darein ergeben, dass man mich nicht verstanden hat, und eben deswegen auch nicht überzeugt worden ist, weil es kein äusseres logisches Zwangsmittel[555] zum Verstehen giebt, sondern das Verständniss und die Ueberzeugung nur aus den Innersten des Lebens heraus und seiner Liebe sich entwickeln; aber schon im voraus in das Nichtverständniss mich ergeben, und schon wahrend der Mittheilung, als auf etwas, das da erfolgen solle, darauf zu rechnen, dieses kann ich nicht; und ich habe es nie, und auch bei diesen Vorlesungen nicht gethan.
Die jetzt genannten Hinderungen einer innigeren und fruchtbareren Meinung über ernsthafte Gegenstände werden immerfort frisch erhalten und erneuert, selbst bei denen, die wohl Lust und Kraft hätten, sich darüber zu erheben durch die täglichen Umgebungen, welche man im Zeitalter antrifft. – Sie werden, E. V., so wie meine Meinung nur deutlicher heraustreten wird, finden, dass ich bisher dieser Dinge weder geradezu erwähnt, noch indirect auf sie hingedeutet habe: jetzt aber habe ich, sehr reifen Ueberlegungen und Erwägungen zufolge, mich entschlossen, zum Beschlusse jene Umgebungen in ihrer Existenz anzuerkennen, sie aus ihrem Princip zu würdigen, und durch diese tiefere Ansicht Sie, soviel ich und soviel überhaupt eine fremde Kraft dies vermag, auf die Zukunft dagegen auszurüsten.
Es soll mich davon nicht abhalten der mir sehr wohl bekannte, fast allgemeine Hass gegen das, was man Polemik nennt; denn dieser Hass geht selbst aus jener Umgebung hervor, mit welcher ich den Streit aufnehme, und ist eins ihrer vornehmsten Bestandtheile. Wo er nicht etwas noch nichtswürdigeres ist, wovon tiefer unten, da ist er aufs mindeste die krankhafte Abneigung vor aller schärferen Unterscheidung und Auseinandersetzung, zu der jede Controverse allerdings nöthigt; und die unüberwindliche Liebe zu der ehemals sattsam beschriebenen Verworrenheit und Verflossenheit aller Gegensätze.
Ebensowenig soll mich davon abhalten die gar häufig sich vernehmen lassende Vermahnung: man müsse über dergleichen Dinge sich hinwegsetzen und sie verachten. Es ist nicht zu erwarten, dass in unserem Zeitalter irgend ein Mann von klarer Erkenntniss und Charakter es an Verachtung werde[556] fehlen lassen gegen die Voraussetzung, er könne für seine Person durch Urtheile aus jenen Umgebungen heraus beleidigt und herabgesetzt werden; und jene Ermahner selbst mögen wohl nicht bedenken, welche Fülle von Verachtung sie selber durch die Meinung, sie erst müssten uns an die schuldige Verachtung erinnern, verdienen und oft auf der Stelle erhalten.
Es soll mich davon nicht abhalten die gewöhnliche Voraussetzung, dass man lediglich darum widerspreche, streite und polemisire, um eine persönliche Leidenschaftlichkeit zu befriedigen, und wiederum wehezuthun dem, der uns etwa wehegethan habe; – durch welche Voraussetzung eben schwache und von einer festen Wahrheit und ihrem Werthe nichts wissende Menschen sogar einen ehrenvollen Grund zu erhalten glauben, um die ohnedies aus ihrer Behaglichkeit sie aufstörende Polemik mit Fug zu hassen und zu verachten. Denn dass jemand glaube, nur aus irgend einem persönlichen Interesse könne man sich gegen etwas setzen, beweiset nichts mehr, als dass dieser für seine Person es lediglich aus diesem Grunde könne, und dass, wenn er einmal polemisiren sollte, allerdings nur persönliche Gehässigkeit die Triebfeder davon seyn würde; und hier nehmen wir denn den oben ertheilten Rath, dergleichen Dinge zu verachten, gern an; denn dass ein solcher ohne weiteren Beweis uns als seines gleichen festsetze, ist eine Beschimpfung, die nur mit Verachtung erwiedert werden kann, und von jedem rechtlichen Menschen es wird.
Auch soll mich davon nicht abhalten, dass man sagt: es sind nur wenige, die also sagen oder denken; denn diese Behauptung ist eben eine Unwahrheit, mit der die tadelnswürdige Furchtsamkeit der Besseren sich etwas aufbindet. Milde gerechnet denken neunundneunzig Hunderttheile in den gebildeten Ständen in Deutschland also; und in den höchsten Cirkeln, welche den Ton angeben, ist es am ärgsten; und eben darum kann auch das angezeigte Verhältniss demnächst sich noch nicht vermindern, sondern es wird sich vermehren; und wenn es auch nur wenige Sprecher der Partei giebt und solche, die den Geist derselben gedruckt aussagen, so kommt dies lediglich daher, weil allenthalben die Sprecher die wenigeren[557] sind; was aber nicht drucken lässt, das liest und erquickt sich in der geheimsten Stille seines Gemüths an dem getroffenen Abdrucke seiner wahren Gesinnung. Dass das letztere in der That sich also verhalte und wir durch die Beschuldigung dem Publicum gar nicht Unrecht thun, gehet, so sorgfältig auch dasselbe über seine Aeusserungen wachen mag, so lange es seine Fassung behält, dennoch sodann unwidersprechlich hervor, sobald es in Leidenschaft gebracht wird: welches allemal erfolgt, wenn man einen seiner Sprecher und Vormünder antastet. Sie stehen sodann alle auf, Mann für Mann, und vereinigen sich gegen den gemeinschaftlichen Feind, als ob jeder Einzelne in seinem theuersten Besitzthume sich angegriffen glaubte.
Wie man daher auch mit allen einzelnen uns bekanntgewordenen Personen dieser Partei fertig werden und über sie hinwegkommen möge; so soll man doch über die Sache selber mit der blossen Verachtung sich nicht hinwegsetzen; indem es die Sache der entschiedenen Majorität, ja beinahe der allgemeinen Einstimmigkeit ist, und noch lange es bleiben wird. Auch sieht diese sorgfältige Vermeidung einer Berührung mit jenen Dingen und der Vorwand, man sey dazu zu vornehm, der Feigheit nicht unähnlich, und es scheint, als ob man doch in jenen Winkeln sich zu beflecken befürchtete; da ja vielmehr das kräftige Sonnenlicht jeder Höhle Finsterniss muss zerstreuen können, ohne darum die Finsterniss in sich aufzunehmen. Die Augen der Blinden in diesen Höhlen kann es freilich nicht eröffnen, wohl aber kann es den Sehenden zeigen, wie es in diesen Höhlen aussieht.
In früheren Vorlesungen haben wir gezeigt, und auch in diesen von Zeit zu Zeit berührt, dass die herrschende Denkart des Zeitalters die Begriffe von Ehre und Schande geradezu umkehre, und das wahrhaft Entehrende sich zum Ruhme, die wahre Ehre hingegen sich zur Schande anrechne. So ist, wie jedem, der nur ruhig gehört hat, unmittelbar eingeleuchtet haben muss, der obenerwähnte Skepticismus, den unter der Benennung des Scharfsinns das Zeitalter sich zur Ehre anzurechnen pflegt, offenbarer Stumpfsinn, Flachheit und Schwäche des[558] Verstandes. Ganz besonders aber und vorzüglich gilt diese totale Verkehrtheit des Zeitalters in Bezug auf Religion. Ich müsste durchaus alle meine Worte an Ihnen verloren haben, wenn ich Ihnen nicht wenigstens so viel einleuchtend gemacht hätte, dass alle Irreligiosität auf der Oberfläche der Dinge und in dem leeren Scheine befangen bleibt, und eben darum einen Mangel an Kraft und Energie des Geistes voraussetzt, somit nothwendig Schwäche, des Kopfes sowohl als des Charakters, verräth; dagegen die Religion, als sich erhebend über den Schein und eindringend in das Wesen der Dinge, nothwendig den glücklichsten Gebrauch der Geisteskräfte, den höchsten Tiefsinn und Scharfsinn, und die davon unabtrennliche höchste Stärke des Charakters entdeckt; dass daher, nach den Principien aller Urtheile über Ehre, der Irreligiöse geringgeschätzt und verachtet, der Religiöse aber hochgeachtet werden müsste. – Die herrschende Denkart des Zeitalters kehrt das um. Nichts bringt bei der Majorität desselben unmittelbarer und sicherer Schande, als wenn man sich auf einem religiösen Gedanken oder einer solchen Empfindung ergreifen lässt; nichts kann, was daraus folgt, sicherer Ehre bringen, als wenn man von dergleichen Gedanken und Empfindungen sich frei erhält. Was bei dieser Gesinnung dem Zeitalter einige Beschönigungen zu geben scheint, ist dies, dass es die Religion nur als Superstition zu denken vermag und dass es ein Recht zu haben glaubt, diese Superstition, als etwas, worüber es hinweg sey, und da sie und die Religion Eins seyen, alle Religion zu verachten. Hierin spielt nun dem Zeitalter sein Unverstand und seine unermessliche Ignoranz, die aus diesem Unverstande stammt, zwei schlimme Streiche auf einmal. Denn zuvörderst ist es gar nicht wahr, dass das Zeitalter über die Superstition hinweg sey; das Zeitalter ist, wie man bei jeder Gelegenheit mit Augen sehen kann, innerlich noch davon angefüllt, denn es erschrickt und zittert bei jeder kräftigen Berührung der Wurzel des Aberglaubens: sodann aber, und was die Hauptsache ist, ist die Superstition selbst der absolute Gegensatz zur Religion, sie ist auch nur Irreligiosität, nur in einer anderen Form; sie ist die schwermüthige Irreligiosität, dagegen dasjenige,[559] was das Zeitalter gern an sich brächte, wenn es könnte, nur als Befreiung von jener Schwermüthigkeit – die leichtsinnige Irreligiosität seyn würde. Nun lässt sich zwar wohl einsehen, wie einem in der letzten Stimmung ein wenig wohler in seinem Muthe seyn könne, als in der ersten; – und kann man auch diese kleine Verbesserung ihres Zustandes den Menschen gönnen; wie aber durch diese Veränderung in der ausserwesentlichen Form die im Wesen bleibende Irreligiosität verständig und achtungswürdig werde, wird nie ein Verständiger begreifen.
Also die Majorität des Zeitalters verachtet unbedingt die Religion. – Wie macht sie es denn nun möglich, diese Verachtung zur That und Aeusserung zu bringen? Greift sie die Religion an mit Vernunftgründen? Wie könnte sie, da sie von der Religion schlechthin gar nichts weiss? Oder etwa mit Spott? Wie könnten sie, da der Spott schlechthin irgend einen Begriff von dem Verspotteten voraussetzt, dergleichen diese doch durchaus nicht haben? Nein, sie sagen bloss wörtlich wieder, dass da und da das und das gesagt sey, was etwa auf die Religion sich beziehen könnte; und ohne weiter von dem ihrigen etwas hinzuzuthun lachen sie eben, und jeder Höfliche lacht zur Gesellschaft mit; keinesweges, als ob der erste oder irgend einer seiner Nachfolger innerlich in seinem Gemüthe von einer lächerlichen Vorstellung, welches ja ohne einen Begriff durchaus unmöglich ist, wirklich angeregt sey, sondern lediglich zufolge des allgemeinen Pactums; und so lacht bald die ganze Gesellschaft, ohne dass irgend ein Einzelner eines Grundes zum Lachen sich bewusst ist; jeder aber denkt, sein Nachbar möge wohl einen solchen Grund haben.
Um an der Gegenwart selber, ja unmittelbar an dem, was wir hier treiben, die Illustration weiter fortzusetzen! – Die Erzählung, wie ich überhaupt darauf gebracht worden, in dieser Stadt populäre philosophische Vorlesungen für ein gemischtes Publicum zu halten, würde zu weit führen. Dies aber einmal gesetzt, begreift jeder, der einige Kenntnisse von der Sache hat, dass, wenn der bloss scientifische Zweck beiseite gesetzt[560] wird, für ein gemischtes Publicum von der Philosophie nichts allgemein interessantes und allgemein verständliches übrigbleibt, als die Religion; dass dies, religiöse Gesinnungen zu wecken, der eigentliche und wahre Zweck dieser Vorträge sey, hatte ich nun am Schlusse meiner Vorlesungen vom vorigen Winter, welche nunmehr auch zum Nachlesen, und zum Nachlesen für diesen Zweck, gedruckt sind, bestimmt ausgesprochen; ebenso wie ich die Erläuterung hinzugefügt hatte, dass jene Vorlesungen nur eine Vorbereitung dieses Geschäfts seyen, dass wir in ihnen nur das Hauptsächlichste von der Sphäre der Verstandesreligion durchmessen hätten, die ganze Sphäre der Vernunftreligion aber unberührt geblieben sey. Es war von mir zu erwarten, dass, falls ich diese Unterhaltungen jemals wieder aufnähme, ich sie da aufnehmen würde, wo ich sie hatte fallen lassen. – Ich musste ferner einen Gegenstand für populäre Vorlesungen auf eine populäre Weise bezeichnen; ich fand die Benennung: Anweisung zu einem seligen Leben, würde diese Vorlesungen erschöpfend Charakterisiren. Ich glaube auch noch bis heute, dass ich darin nicht fehlgegriffen habe: und Sie selbst, E. V., können, nachdem Sie selbst die Abhandlung bis zu Ende gehört haben, entscheiden, ob Sie eine Anweisung zum seligen Leben gehört haben, und ob Sie etwas anderes gehört haben, als eine solche Anweisung. Und so geschah es denn, dass eine solche Anweisung durch die öffentlichen Zeitungen angekündigt wurde; sowie ich dies noch bis diesen Augenblick ganz schicklich und natürlich finde.
Gar nicht unerwartet aber würde mir gewesen seyn, und ebenso natürlich würde ich gefunden haben, dass einer Majorität, wie der beschriebenen, meine Ankündigung und mein ganzes Unternehmen als unübertrefflich komisch erschienen wäre, und dass sie darin eine reiche Quelle des Lachens für sich entdeckt hätten. Ganz natürlich würde ich gefunden haben, wenn Zeitungsherausgeber und Redactoren fliegender Blätter in meinem Hörsaale stehende Referenten angestellt hätten, um die hier ergiebig fliessende Quelle des Lächerlichen auch in ihre Blätter zu leiten, und um sie zur Aufheiterung ihrer Leser zu gebrauchen. – »Anweisung zu einem seligen[561] Leben!« Wir wissen zwar freilich nicht, was der Mann durch Leben, und durch seliges Leben, verstehen möge, aber es ist doch immer eine sonderbare Zusammensetzung von Worten, die also verbunden an unser Ohr noch nicht getroffen sind; es lässt sich leicht absehen, dass dabei nichts als Dinge herauskommen werden, von denen ein wohlgezogener Mann in guter Gesellschaft nicht gern spricht; und auf alle Falle – hätte denn der Mann nicht voraussehen können, dass wir über ihn lachen würden? Da er nun, falls er ein vernünftiger Mensch wäre, dies um jeden Preis müsste vermeiden wollen, so ist seine Ungeschicktheit klar; wir wollen vorläufig lachen, zufolge des allgemeinen Pactums; vielleicht, dass während dieses Lachens noch einem unter uns ein eigner Einfall und Zusatz kommt, der dieses Lachen begründe.
Es wäre nicht unmöglich, dass ein solcher Einfall käme. Z.B. könnte man nicht sagen: »Wie selig ist doch der Mann selber zu preisen, der andern Anweisung zum seligen Leben geben will!« Auf den ersten Blick scheint nun die Wendung schon witziger; aber nehmen wir uns die Geduld, einen zweiten Blick auf sie zu werfen. Den Fall wirklich gesetzt, dass der, von dem die Rede, bei der klaren Einsicht seiner Grundsätze sich ganz wohl und ruhig befände, so hätte man ihm wohl dadurch, dass man ihm so etwas nachsagt, eine rechte Schmach zugefügt? – »Ja, aber so etwas von sich selber zu sagen, ist das nicht ein unverschämtes Selbstlob?« – Geradezu von sich gesagt haben wird man es ohne Zweifel nicht; denn ein gesetzter Mensch dürfte wohl ausser ihm selbst noch andere Gegenstände haben, von denen er reden könnte, falls er reden will. Wenn aber in der Behauptung: es gäbe eine gewisse Denkart, die Frieden und Ruhe über das Leben verbreite, und in dem Versprechen, man wolle diese Denkart andern bekannt machen, die Voraussetzung nothwendig liegt, man habe diese Denkart selbst, und habe, da sie nicht anders könne, denn Frieden geben, durch sie Frieden und Ruhe gewonnen; und man vernünftigerweise das erste gar nicht sagen kann, ohne das zweite stillschweigend anzuerkennen: so muss man freilich folgen lassen, was da folgt. Und wäre denn das eine[562] so grosse Unverschämtheit, die ein unauslöschbares Ridicüle gäbe, wenn man es, durch den Zusammenhang dazu genöthigt, hätte merken lassen, dass man sich für keinen Stümper, und für keinen schlechten und elenden Menschen halte?
Allerdings, E. V., ist gerade dies die einzige Unverschämtheit und das einzige Ridicüle bei der Majorität, von der wir reden; und wir liefern durch das soeben Gesagte den innigsten Geist ihres Lebens zu Tage. Aller Verkehr unter den Menschen soll nach dem, dieser Majorität vielleicht selbst verborgenen, dennoch aber allen ihren Urtheilen zu Grunde liegenden Princip sich gründen auf die stillschweigende Voraussetzung, dass wir alle auf dieselbe Weise arme Sünder sind: wer die andern ausser sich für etwas Besseres nimmt, der ist ein Thor; wer sich selbst ihnen für etwas Besseres giebt, der ist ein anmessender Geck: beide werden verlacht. – Arme Sünder: in Kunst und Wissenschaft; – wir können und wissen freilich alle nichts, jeder will jedoch auch gern ein Wort mitsprechen: das sollen wir gegenseitig einander demüthig bekennen und verstatten, und reden und reden lassen; wer es aber anders nimmt, und im Ernste thut, als ob er etwas wüsste oder vermöchte, handelt gegen das Pactum, und ist anmaassend. Arme Sünder im Leben: – der letzte Zweck von unser aller Regungen und Bewegungen ist der, unsere äusserlichen Umstände zu verbessern; wer weiss das nicht? Freilich erfordert die vertragsmässige Lebensart, dass man das dem andern nicht geradezu unter die Augen sage, wie denn auch dieser nicht verbunden ist, es mit lauten Worten zu gestehen, sondern hiebei gewisse Vorwände vertragsmässig verstattet sind; aber stillschweigend voraussetzen muss es jeder lassen, und wer gegen die stillschweigende Voraussetzung sich setzt, ist anmaassend, und ein Heuchler obendrein.
Aus dem aufgestellten Princip stammt die bekannte Klage gegen die wenigen Bessern in der Nation, welche Klage man allenthalben hören und allenthalben gedruckt lesen kann; die Klage: Wie, der Mann will uns mit dem Schönen und Edlen unterhalten! Wie wenig kennt er uns! Gebe er in geschmacklosen Spässen uns das treue Gegenbild unseres eigenen frivolen und trivialen Lebens;[563] denn das gefällt uns, und dann ist er unser Mann, und kennt auch sein Zeitalter. Wir sehen selbst freilich wohl ein, dass jenes, was wir nicht mögen, vortrefflich, und das, was uns gefällt, schlecht und elend ist; aber dennoch mögen wir nur das letzte, denn – so einmal sind wir. – Aus diesem Princip stammen alle die Vorwürfe von Arroganz und Unbescheidenheit, welche die Schriftsteller einander in offenem Drucke, und die Weltleute einander in Worten machen; und die ganze Fülle des stehenden und ausgeprägten Witzes, der sich im öffentlichen Umlaufe findet Ich mache mich, wenn die Probe angestellt werden sollte, anheischig, den ganzen Schatz von Spott in der Welt, – höchstens den tausendsten Theil davon ausgenommen – entweder auf das Princip: er weiss noch nicht, dass die Menschenarme Sünder sind, oder auf das, er glaubt besser zu seyn, als wir andern alle, oder auf beide zugleich, zurückzuführen. In der Regel sind beide Principien vereinigt. So lag im Sinne jener Majorität das Ridicüle einer Anweisung zum seligen Leben nicht bloss darin, dass ich glaubte, eine solche Anweisung geben zu können, sondern auch darin, dass ich voraussetzte, Zuhörer, und in der zweiten Stunde wiederkommende Zuhörer, für eine solche Anweisung zu finden, und falls ich sie dennoch fände, darin, dass diese glaubten, es sey hier etwas für sie zu holen.
In jener Voraussetzung der gleichen Sündhaftigkeit aller lebt nun jene Majorität immerfort; dieselbe Voraussetzung muthet sie immer jedwedem an; und wer dagegen verstösst, über den lacht sie, wenn man sie bei guter Laune lässt, oder erboset sich gegen ihn, wenn man sie in den Harnisch bringt; – welches unter andern auch durch dergleichen tiefere Untersuchungen ihres wahren Wesens, wie die gegenwärtige war, zu geschehen pflegt. Durch diese Voraussetzung nun wird sie eben schlecht, profan, irreligiös, und dies immer mehr, je länger sie darin verharrt. Ganz umgekehrt hält der gute und rechte Mensch, obwohl er seine Mängel erkennt und an der Verbesserung derselben unablässig arbeitet, sich nicht für radical schlecht und für einen substantiellen Sünder; denn wer sich in seinem Wesen als solchen anerkennt, mithin sich darein[564] ergiebt, der ist es eben deswegen, und bleibt es, Neben dem, was ihm fehlt, anerkennt der gute Mensch auch, was er hat, und muss es anerkennen, denn das eben soll er ja brauchen. Dass er dabei nicht sich selbst die Ehre gebe, versteht sich; denn wer noch ein Selbst hat, an dem ist sicher gar nichts gutes. Ebensowenig setzt er, wie er auch etwa theoretisch von seiner Umgebung denken möge, in seinem wirklichen Verkehr mit den Menschen, diese als schlecht und als arme Sünder voraus, sondern er setzt sie als gut voraus. Mit der Sündhaftigkeit in ihnen hat er nichts zu thun, und an diese wende, er sich gar nicht, sondern er wendet sich an das in ihnen dennoch gewiss verborgene Gute. Auf alles das, was in ihnen nicht seyn soll, rechnet er gar nicht, und verfährt, als ob es gar nicht da wäre: dagegen rechnet er festiglich auf dasjenige, was nach den obwaltenden Umständen in ihnen seyn soll, als auf etwas, das da eben seyn muss, das vorausgesetzt und unter keiner Bedingung ihnen erlassen wird. Falls er z.B. lehrte, will er von der Zerstreutheit nicht verstanden seyn, sondern nur von der Aufmerksamkeit; denn die Zerstreutheit soll nicht seyn, und es kommt zuletzt weit mehr darauf an, dass man aufmerken lerne, als dass man gewisse Sätze lerne. Die Scheu vor gewissen Wahrheiten will er gar nicht schonen und zahm machen, sondern er will ihr trotzen; denn diese Scheu soll nicht seyn, und wer die Wahrheit nicht ertragen kann der soll sie von ihm nicht erhalten; die Festigkeit des Charakters dürfte zuletzt noch mehr werth seyn, als irgend eine positive Wahrheit, und man dürfte, ohne die erstere, etwas der letzteren ähnliches wohl überhaupt nicht an sich bringen können. – Aber will er denn nicht gefallen und wirken? Allerdings; aber nur durch das Rechte, und in den Wegen der göttlichen Ordnung; auf andere Weise will er schlechthin nicht weder wirken noch gefallen. Es ist eine gar gutmüthige Voraussetzung jener Majorität, dass mancher sonst rechtliche Mann, – sey es in Kunst, in Lehre oder in Leben, – ihnen gern gefallen wolle, dass er dies nur nicht recht anzustellen wisse, weil er sie, diese tiefen Charaktere, nicht recht kenne, dass sie also es ihm sagen müssten, wie sie es gern[565] hätten. Wie wäre es, wenn er sie unendlich tiefer durchschaute, als sie selbst es je vermögen werden; aber von dieser seiner Erkenntniss für sein Handeln mit ihnen Notiz nehmen nur nicht wollte, weil er sich eben nichts daraus macht, ihnen zu Willen zu leben, und es ihnen nicht recht machen will, ehe nicht sie selber erst ihm recht geworden sind?
Und so habe ich Ihnen denn, E. V, neben der Schilderung der gewöhnlichen Umgebung im Zeitalter, zugleich das Mittel angegeben, sich über dieselbe gründlich hinwegzusetzen und sich von ihr auszuscheiden. Man schäme sich nur nicht weise zu seyn; sey man es auch allein, in einer Welt von Thoren. Was ihren Spott anbelangt, so habe man nur den Muth, nicht sogleich mitzulachen, sondern einen Augenblick ernsthaft zu bleiben, und das Ding ins Auge zu fassen: um das Lachen kommt man darum nicht; der rechte Witz liegt bei solcher Gelegenheit im Hintergrunde, und dieser ist für uns; und soweit der gute Mensch den schlechten überhaupt überwiegt, soweit überwiegt auch sein Witz den des schlechten. Was ihre Liebe und ihren Beifall betrifft, so habe man nur den Muth, entschieden darauf Verzicht zu thun, denn man wird ohnedies, ohne selbst schlecht zu werden, denselben nimmermehr erhalten; – und dieses allein ists, was selbst die Besseren in unseren Tagen so lähmt und schwächt, und die gegenseitige Anerkennung derselben und ihre Vereinigung so hindert, dass sie es nicht aufgeben wollen, zwei unvereinbare Dinge, ihr eigenes Rechtthun und den Beifall der Gemeinheit, zu vereinigen, und sich nicht entschliessen mögen, das Schlechte als schlecht zu erkennen. Hat man nur einmal über diese Hoffnung und dieses Bedürfniss sich hinweggesetzt, so hat man nichts weiter zu fürchten; das Leben geht seinen ordentlichen Gang fort, und jene können wohl hassen, aber sie können wenig schaden; auch vermindert sich, nachdem auch sie von ihrer Seite die Hoffnung aufgeben müssen, uns zu ihres Gleichen zu machen, um vieles ihr böser Wille, und sie werden geneigter, uns zu verbrauchen, wie wir sind; und das äusserste gesetzt, ist Ein guter Mensch, wenn er nur consequent ist und entschlossen, stärker denn hundert schlechte.[566]
Und so glaube ich denn alles gesagt zu haben, was ich hier sagen wollte, und beschliesse hiermit diese Vorlesungen; nicht unbedingt wünschend Ihren Beifall, E. V., sondern, falls er mir zu Theil werden sollte, ihn also wünschend, dass er Sie und mich ehren möge.
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Die Anweisung zum seligen Leben
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