Zehnter Teil

Paripuṇṇako

[302] 91

Nicht achte hundertfach gewürztes Reisgericht

Als wie den Imbiß ich von heut:

Herr Gotamo, der gänzlich durch die Dinge sieht,

Die Satzung hat er hell gezeigt.


Vijayo

92

Wer wahngesundet, wahnversiegt

Von Atzung unabhängig west,

In leerer, ungehießner Welt

Erlösung übend innig weilt:

Gleichwie der Vögel Himmelflug

Ist schwer erspürbar dessen Spur.


[302]

Erako

93

In Leiden kehrt sich um die Lust,

In Wohl gewiß nicht, Erako!

Wer Lust ersehnt, wer Lust erkürt

Erkürt sich Leid, ersehnt sich Leid:

Wer nimmer Lust ersehnt, erkürt

Erkürt, ersehnt sich nimmer Leid.


Mettaji

94

Verehrung Ihm, dem hehren Herrn,

Dem Sakyersohne, reich an Ruhm:

Errungen hat er besten Hort,

Und beste Wahrheit offenbart.


Cakkhupālo

95

Erblindet bin ich, augentblößt,

In Irrsal elend eingesenkt;

Und ob ich gleich vergehen soll:

Mit Bösen schließ' ich keinen Bund.


Khaṇḍasumano

96

Hatt' einst ein Blümlein dargebracht –

Zehntausend achtzigtausend Jahr'

In hohen Himmeln wallt' ich dann:

Bin heute ledig, wahnerlöst.


Tisso (II)

[303] 97

Die Schüssel, hundert Unzen schwer,

Aus Gold getrieben, ellenbreit,

Gab hin ich um den irdnen Topf,

Gewann die zweite Weihe da.


Abhayo (II)

98

Wer Formen sieht wird sinnberückt

Sobald er Reize reizen läßt:

Erregt im Busen, ruhelos,

Verliert er sich in derbe Lust;

Sein Wähnen schwillt gewaltig an,

Die Lebenswurzeln schwellt es auf.


Uttiyo (II)

99

Wer Töne hört wird sinnberückt

Sobald er Reize reizen läßt:

Erregt im Busen, ruhelos,

Verliert er sich in derbe Lust;

Sein Wähnen schwillt gewaltig an,

Den Wandelwirbel schwellt es auf.


Devasabho (II)

100

Wer kühn den Pfad erkämpfen kann,

Der Einsicht Pfeiler wohl bewacht,

Verborgen als Erlöster lugt:

Verglimmen wird er, wahnentglüht.

Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 3, Zürich/Wien 1957, S. 302-304.
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