Nicht achte hundertfach gewürztes Reisgericht
Als wie den Imbiß ich von heut:
Herr Gotamo, der gänzlich durch die Dinge sieht,
Die Satzung hat er hell gezeigt.
Wer wahngesundet, wahnversiegt
Von Atzung unabhängig west,
In leerer, ungehießner Welt
Erlösung übend innig weilt:
Gleichwie der Vögel Himmelflug
Ist schwer erspürbar dessen Spur.
In Leiden kehrt sich um die Lust,
In Wohl gewiß nicht, Erako!
Wer Lust ersehnt, wer Lust erkürt
Erkürt sich Leid, ersehnt sich Leid:
Wer nimmer Lust ersehnt, erkürt
Erkürt, ersehnt sich nimmer Leid.
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Verehrung Ihm, dem hehren Herrn,
Dem Sakyersohne, reich an Ruhm:
Errungen hat er besten Hort,
Und beste Wahrheit offenbart.
Erblindet bin ich, augentblößt,
In Irrsal elend eingesenkt;
Und ob ich gleich vergehen soll:
Mit Bösen schließ' ich keinen Bund.
Hatt' einst ein Blümlein dargebracht –
Zehntausend achtzigtausend Jahr'
In hohen Himmeln wallt' ich dann:
Bin heute ledig, wahnerlöst.
Die Schüssel, hundert Unzen schwer,
Aus Gold getrieben, ellenbreit,
Gab hin ich um den irdnen Topf,
Gewann die zweite Weihe da.
Wer Formen sieht wird sinnberückt
Sobald er Reize reizen läßt:
Erregt im Busen, ruhelos,
Verliert er sich in derbe Lust;
Sein Wähnen schwillt gewaltig an,
Die Lebenswurzeln schwellt es auf.
Wer Töne hört wird sinnberückt
Sobald er Reize reizen läßt:
Erregt im Busen, ruhelos,
Verliert er sich in derbe Lust;
Sein Wähnen schwillt gewaltig an,
Den Wandelwirbel schwellt es auf.
Wer kühn den Pfad erkämpfen kann,
Der Einsicht Pfeiler wohl bewacht,
Verborgen als Erlöster lugt:
Verglimmen wird er, wahnentglüht.
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