Atomenwirbel

[181] Damals sah man noch nicht der Sonne leuchtenden Radkranz

Hoch in den Lüften sich drehn noch die Sterne im weiteren Weltraum,

Weder das Meer noch der Himmel, noch Erde und Luft war zu schauen,

Noch was irgend entfernt nur unsern Erscheinungen gleiche,

Sondern es hob sich empor ein neuer und massiger Ansturm

Jeglicher Art aus der Welt der Atome. Ihr haderndes Streiten,

Das aus der bunten Gestalt und der Formverschiedenheit folgte,

Wirrte in ständigem Kampf durcheinander der Stoffe Verflechtung,

Ihre Bewegung und Stoß, ihr Gewicht und Prall und die Lücken,

Weil nicht alles vermochte in seiner Verbindung zu bleiben

Noch auch sich untereinander in passender Art zu bewegen.

Drauf nun begann die Zerstreuung der einzelnen Teile. Es schloß sich

Gleiches an Gleiches jetzt an, und es schied sich die Welt voneinander.

Glieder sondern sich ab, und es bilden sich Hauptelemente;

Nämlich es trennt in der Höhe der Himmel sich ab von der Erde,

Hiervon trennt sich das Meer und breitet gesondert sein Naß aus,

Ebenso leuchten gesondert die lauteren Feuer des Äthers.

Quelle:
Lukrez: Über die Natur der Dinge. Berlin 1957, S. 181.
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