Erst bestieg man bewaffnet die Rippen des Rosses und lenkte
Dies mit der Linken am Zügel, die Rechte war rüstig zum Kampfe.
Dann versuchte man erst mit dem Doppelgespanne das Kriegsglück.
Und zweispännig zu fahren ward eher beliebt als mit vieren
Und als bewaffnet zu steigen auf sichelbewaffnete Wagen.
Dann erst lehrten die Punier die eklen Lucanischen Ochsen,
Mit dem Turm auf dem Rücken und Schlangenrüsseln, des Krieges
Wunden verachten und Massen des feindlichen Heeres durchbrochen.
So trieb eins aus dem ändern hervor die traurige Zwietracht,
Um dem Menschengeschlecht als schaurige Waffe zu dienen,
Und tagtäglich vermehrten sich so die Schrecken des Krieges.
Auch versuchte man Stiere im Dienste des Kriegs zu verwenden
Und wildwütende Eber den Feinden entgegen zu schicken.
Ja man sandte dem Heere voraus gar grimmige Löwen,
Welche bewaffnete Wärter und grausame Bändiger führten,
Um sie lenken zu können und fest an der Kette zu halten.
Doch vergeblich! Erhitzt vom beiderseitigen Blutbad
Brachten sie wütend die Reihen von Freund und Feind in Verwirrung,
Hier und da die Mähnen des Haupts die schrecklichen schüttelnd.
Vor dem Gebrüll nun scheuten die Rosse, die Reiter vermochten
Nimmer die Tiere zu halten noch gegen die Feinde zu lenken.
Wütend warfen die Löwinnen sich mit gewaltigen Sätzen
In das Gewühl und packten von vorn die begegnenden Krieger.
Andere gar. Nichtsahnende, rissen von hinten sie nieder.
Wo ihr starkes Gebiß und die krallige Tatze sich einschlug,
Hielten die blutigen Leiber sie festumklammert am Boden.
Und in die Lüfte warfen die Stiere die eigenen Leute
Und zertrampelten sie und rissen den Rossen den Bauch auf
Mit dem Gehörn und zerwühlten in drohender Weise den Boden,
Ähnlich die Eber. Sie schlugen mit ihren Hauern die Freunde,
Netzten in Wut den zerbrochenen Speer mit dem eigenen Blute,
Den im eigenen Leibe zerbrochenen Speer mit dem Blute,
Und so brachten gemeinsamen Tod sie dem Reiter- und Fußvolk.
Denn die Pferde entzogen dem Schlage der Hauer sich seitwärts
Oder sie bäumten sich auf und suchten die Luft mit den Füßen.
Aber vergeblich! Man sah, wie sie stracks mit durchschnittenen
Sehnen Niederstürzten, den Boden mit wuchtigem Falle bedeckend.
Hielt man nun auch wohl die Tiere daheim für genügend gebändigt,[207]
Hier in der Schlacht brach sichtbar hervor die frühere Wildheit
Durch Verwundung, Geschrei, Flucht, Schrecken und Kampfesverwirrung.
Nicht ein einziges Stück der Bestien brachte man wieder,
Denn es verliefen sich alle an Art doch verschiedenen Tiere,
Wie die Kriegselefanten auch jetzt bei verkehrtem Vorantrieb
Fliehen, nachdem in der Wut sie die ihrigen mächtig geschädigt.
[So erkannten die Ärmsten zu spät den Schaden des Tierkampfs,]
Wenn sie ihn wirklich erkannten. Doch glaub ich, man könnt' es schon vorher
Sich wohl denken im Geiste und wohl als möglich voraussehn,
Wie hieraus erwüchse gemeinsames, schrecklichen Unheil.
Eher wohl kannst du behaupten, es wäre geschehen im Weltall
Auf verschiedenen Welten von ganz verschiedner Entstehung
Als auf einem bestimmten, beliebig gegriffenen Erdkreis.
Aber sie wollten es tun nicht so sehr in der Hoffnung zu siegen
Als selbst unterzugehn, doch im Tod noch dem Feinde zu schaden,
Da ihr Heer zu gering an Zahl und von Waffen entblößt war.
Buchempfehlung
In elf Briefen erzählt Peter Schlemihl die wundersame Geschichte wie er einem Mann begegnet, der ihm für viel Geld seinen Schatten abkauft. Erst als es zu spät ist, bemerkt Peter wie wichtig ihm der nutzlos geglaubte Schatten in der Gesellschaft ist. Er verliert sein Ansehen und seine Liebe trotz seines vielen Geldes. Doch Fortuna wendet sich ihm wieder zu.
56 Seiten, 3.80 Euro