Augeas

[83] Augeas oder Augias (Gr. M.), König der Epeer und berühmt als einer der Argonauten, doch noch weit mehr bekannt durch sein Verhältniss zu Hercules, der an seinem Stalle die Kräfte, welche Jupiter ihm verliehen, versuchen musste. Seine Abstammung ist sehr zweifelhaft, man gibt ihm den Sonnengott oder Neptun und verschiedene Nymphen zu Eltern, doch allgemeiner verbreitet ist die Angabe, nach welcher er ein Sohn des Phorbas, eines rhodischen Heros, und der Hyrmine ist. Nach dem Argonautenzuge liess er sich in Elis nieder und machte sich durch tausendfältige Bedrückungen seiner Unterthanen sehr verhasst, beunruhigte seine Nachbarn, trieb ihre Heerden hinweg, beraubte die Durchreisenden, stahl dem Neleus ein Gespann trefflicher Pferde, welches dieser zum Wettrennen nach Elis schickte, und begann einen Krieg wider die Pylier, welche sich unterstanden hatten, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. - Hercules, in die schmachvolle Dienstbarkeit des Eurysthenes gekommen, musste unter Anderm auch den Stall des A. reinigen. Er vollbrachte diess bekanntlich dadurch, dass er die beiden Ströme Alpheus und Peneus durch die Stallungen hindurchleitete. Die Art, auf welche Hercules die Reinigung vornehmen sollte, war nicht bestimmt worden, daher konnte er sich auf Richterspruch berufen, und als A. seinen eigenen Sohn Phyleus zum Schiedsrichter vorschlug, auch dieses eingehen, wie denn dieser des Hercules Vertrauen auch nicht täuschte und ihm Recht gab, worauf A., voll Zorn, Beide vertrieb; Phyleus ging nach Dulichium, Hercules nach Olenus. Hercules vollzog nun zunächst die letzten seiner Arbeiten, dann dachte er auf Rache an dem Verräther A. Er überzog ihn mit Krieg, mit einem Hülfsheer, das von Tirynth zu ihm stiess, und hoffte auf gewissen Sieg; allein A. hatte an Cteatus und Eurytus, zwei Söhnen des Neptun und der Molione, welche zusammengewachsen waren, nicht minder mächtige Hülfe. Da entschloss sich Hercules zur List; er verbarg sich in einen Hinterhalt bei Cleonä in Argolis, als die Brüder dahin kamen, um den Göttern auf den isthmischen Spielen zu opfern, überfiel und tödtete sie; nun griff er den verrätherischen König nochmals an, und entblösst von dem Beistande, den ihm die Molioniden geleistet, unterlag A. dem Helden und fand endlich den Tod von dessen Hand. Unermessliche Schätze fielen dem Sieger zu, welche er jedoch nur anwendete, um die prächtigsten Kampfspiele, die olympischen, zu stiften. Das Reich selbst übergab er dem Sohne des Besiegten, Phyleus.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 83.
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