Diamastigosis

[165] Diamastigosis (Gr. Religionsbrauch), die Geisselung, ein Fest der Diana Orthia zu Sparta. Dieser Göttin waren, bis zu der Zelt, da Lycurgus gesetzgebend auftrat, Menschen geopfert worden; er schaffte diese Gräuel ab, doch musste er dem an Blutvergießen gewöhnten Volke einen Ersatz dafür geben, darum ward das oben genannte Fest eingeführt; es bestand in der Geisselung junger edler Spartaner vor dem Bilde der Diana. Im Vorhofe ihres Tempels stand eine Priesterin, welche das leichte, hölzerne Schnitzbild der Göttin, das für dasselbe galt, welches Orest und Iphigenia aus Tauris gebracht hätten, in ihren Händen hielt; dort wurden die jungen Leute entkleidet und bis auf's Blut gegeisselt. Wenn die bestellten Knechte zu gelinde schlugen, so rief die Priesterin, dass sie das Bild der Göttin nicht mehr tragen könne, weil es ihr in den Händen zu schwer würde, wenn der Göttin nicht Blut genug fliesse.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 165.
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