Ilinka

[271] Ilinka, die Ceres der nordamericanischen Völkerschaften; die Spenderin mehlreicher Feldfrüchte. Man erzählt, die Urbewohner des Landes hätten nur von der Jagd gelebt, und daher sehr oft grosse Noth gelitten. Zwei junge Jäger sahen einst bei einer, von dem geschossenen Wild bereiteten Mahlzeit, ein schönes Mädchen aus den Wolken herabsteigen und sich nahe bei ihnen auf einem Hügel niederlassen. Die Jäger sprachen zu einander, das sei ein Geist, der wahrscheinlich ihr Gast sein wolle; so brachten sie dem Mädchen das beste Stück des Wildes, die Zunge. Der Geist nahm dieselbe und sagte, sie sollten für diese Gastlichkeit reich belohnt werden, und siehe! wo des Mädchens rechte Hand auf dem Boden geruhet, wuchs Mais, und wo die Linke gelegen, grosse Bohnen (Faseolus), rings umher aber stand Tabak. Diese Pflanzen haben die Nachkommen der Jäger vor fernerer Noth bewahrt.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 271.
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