Indip Raymi

[272] Indip Raymi (Peruan. M.), das vornehmste Fest von den vier uns bekannten, welche jährlich der Sonne, der höchsten Gottheit des südamericanischen Hochlandes, gefeiert wurden. Es begann, wann die Bonne am höchsten stand und ihren Rückweg nach den Aequatorial-Regionen nahm. Cuzko war der Hauptsitz dieses Festes, zu welchem aus allen Gegenden des Reichs zahllose Pilgerschaaren herbeiströmten. Drei Tage vor Beginn desselben brachte man schweigsam in heiligen Betrachtungen, unter Reinigungen und Fasten zu, dann versammelte sich in der Nacht die ganze Bevölkerung auf der Höhe, welche die weite Ebene von Cuzko beherrschte, und mit dem ersten Strahle, den die Sonne über den Horizont sandte, warf sich Alles auf die Kniee und betete den wohlthätigen Gott an; in goldenen Schalen wurden ihm Trankopfer[273] gebracht, und dann mit entblössten Füssen nach dem grossen Sonnentempel gezogen, wo feierliche Opfer von Schaafen auf Scheiterhaufen von wohlriechendem Holze verbrannt wurden, während welcher die Priester aus den Eingeweiden Glück oder Unglück des nächsten Jahres prophezeiheten. Nach diesem Feste wurden noch acht Tage in ununterbrochener Lust und Freude zugebracht.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 272-274.
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