Quaser

[396] Quaser (Nord. M.). Die Asen führten mit den Vanen seit langen Jahren Krieg; überdrüssig der nicht aufhörenden Streitigkeiten, beschlossen sie ein Wesen zu schaffen, dessen Weisheit sie sich anvertrauen, und das sie zum Schiedsrichter nehmen könnten. Asen und Vanen spieen in ein Gefäss und bildeten den Q. Er war so weise, dass Niemand ihm eine Frage vorlegen konnte, die er nicht zu beantworten gewusst hätte, desshalb reiste er, nach vollzogenem Schiedsrichteramt, in der Welt umher, um die Menschen Weisheit zu lehren; allein als er zu den Zwergen Fialar und Galar gelangte, fanden diese an seinem Rath nicht genug, sie wollten ihn ganz haben, schlachteten ihn daher, und mischten sein Blut mit Honig, einen köstlichen Meth daraus bereitend, so dass jeder, der davon trank, zum Dichter wurde. Die Götter, welche nach dem Weisen sich erkundigten, erhielten zur Antwort, »Q. sei in seiner eigenen Weisheit erstickt,« weil Niemand ihm dieselbe habe abfragen können. Nicht lange nach dieser That erschlugen die Zwerge auch den Riesen Gilling und dessen Gattin im Schlafe mit einem Mühlstein, ohne dass uns die Tradition die Ursache dieser Grausamkeit aufbewahrt hätte, wohl aber weiss man, dass Gillings Sohn, der Riese Suttung, Rache suchte, die Zwerge ergriff und sie mitten im Meere auf einem Felsen dem Hungertode preisgegeben aussetzte. In dieser Noth boten sie demselben für ihre Freiheit den kostbaren Dichtermeth, der aus dem Blut Q.s gemacht war. Suttung nahm den Antrag wohl auf, gab den Zwergen die Freiheit und liess den Meth durch seine Tochter, die schöne Gunlöda, im Hnitberge sorgfältig bewahren. Odin verschaffte sich durch List den Eingang in den Berg, und durch die Gunst der jungen Riesin den ganzen Vorrath von Meth. Von dem ganzen Vorgange her kommen alle die Namen, welche der Dichtermeth in der Edda führt: Q.s-Blut, Zwerge-Trank, Hnitbergsmeth, Zwerglösegeld etc.; von den Fässern, Son und Boden, in welche das Blut gezapft, so wie von dem Kessel, Odrarir, in dem der Meth bereitet wurde, heisst er auch Sonsnass, Bodennass oder Odrarirs Meth.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 396.
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