Romowe

[402] Romowe (M. der Preussen), die heilige Stätte der alten Preussen. Ein Bürgerkrieg hatte die Ureinwohner Preussens und die eingewanderten Skandier entzweit; Waidewut und Griwe, der erste König und der erste Oberpriester, hatten die Ruhe wieder hergestellt; nun beschied der Griwe das Volk auf eine schöne Ebene, auf welcher ein mächtiger, seine Zweige weit ausbreitender Eichbaum stand. Vor diesem hatte der Griwe drei Götzenbilder aufgestellt, welche er Potrimpos, Perkunos und Pikullos nannte, und für die obersten Götter erklärte. In ihrem Namen wurden Strafen angedroht und Belohnungen versprochen. In den zur Wohnung der Götter bestimmten Eichbaum wurden drei Nischen eingehauen und mit grossen Feierlichkeiten die Bilder dort hinein gesetzt. Vor dem Baume ward ein Scheiterhaufen errichtet, von welchem herab der Griwe dem Volke Ermahnungen gab, und auf welchem dann Opfer angezündet und einige widerspenstige Menschen verbrannt wurden. Ein furchtbares Gewitter, welches der Oberpriester als die Stimme Gottes deutete, machte das Volk beben, welches von da an Jahrhunderte hindurch nur in Todesangst dem Griwe nahete. R. ward der Platz genannt, auf welchem dieses geschah und auf welchem die Priester wohnten und Opfer darbrachten, bis bei vermehrter Bevölkerung und grösserer Ausdehnung des Landes die heiligen Eichen sich vermehrten, und endlich das Christenthum alle verdrängte, so dass man jetzt durchaus nicht mehr mit Bestimmtheit weiss, wo das eigentliche R. lag.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 402.
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