Thrym

[433] Thrym (Nord. M.), ein Riesenkönig von grosser Macht und Stärke, welcher, ein geborner Feind des Thor, darnach strebte, diesen seiner Waffen zu berauben, um ihn für das Riesengeschlecht minder fürchterlich zu machen, was ihm gelang, indem er den schlafenden Thor beschlich, und ihm den furchtbaren Mjölner stahl. Loke erkundete den Thäter und wollte mit diesem unterhandeln, doch versicherte er, sich zur Herausgabe des unschätzbaren Hammers nicht eher verstehen zu wollen, als bis man ihm die schöne Freia zur Gattin gebe. Diess ward der Liebesgöttin hinterbracht, sie gerieth jedoch über den Vorschlag so heftig in Zorn, dass Alles erbebte, und sogar ihr schönes, goldenes Halsband zersprang; da war denn an keine Hülfe zu denken. Loke aber, der überall Rath wusste, sagte, Thor selbst solle sich als Braut verkleiden. Wiewohl dieses Unternehmen dem kühnen Gotte sehr weibisch vorkam, so entschloss er sich doch endlich dazu, und ging verschleiert, mit Schmuck und weiblichen Gewändern beladen, von Loke als Kammermädchen begleitet, zu Th. Dort machte der ungeheure Appetit, den die schöne Braut beim Mahle entwickelte, zwar grosses Aufsehen; allein Loke wusste die zarte Göttin mit einem achttägigen Hunger, den sie aus Sehnsucht nach T. geduldet, zu entschuldigen; eben so kamen ihre flammenden Augen auf Rechnung eines achttägigen Wachens; nur T.'s Schwester, schlauer als der dicke Riese, schien der Sache nicht zu trauen, und hätte wahrscheinlich zur Entdeckung Veranlassung gegeben, denn sie verlangte die Ringe der schönen Freia zu sehen; allein in diesem Augenblicke liess T. den Hammer Thors kommen, um damit die Braut zu weihen, und das Eheband zu segnen; kaum sah Thor seinen Möljner, als er ihn ergriff und das ganze Riesengeschlecht zerschmetterte.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 433.
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