Bad, das

[688] Das Bad, des -es, plur. die Bäder. 1) Der flüssige Körper, in oder mit welchem man sich badet. a) Eigentlich; in welcher Bedeutung oft ein Wasser, in welchem man badet, diesen Nahmen führet; ohne Plural. Das Bad wärmen. Einem ein schlimmes Bad zurichten, figürl. und im gemeinen Leben, ihm etwas Böses zubereiten. Das Bad austragen müssen, auch nur im gemein. Leben, eigentlich, das Wasser, worin sich ein anderer gebadet, austragen, figürl. für andere büßen müssen. Das Kind mit dem Bade ausschütten, gleichfalls nur im gemeinen Leben, das Gute mit dem Bösen verwerfen. b) In engerer Bedeutung wird ein warmes mineralisches Wasser, in welchem man badet, ein Bad, ein warmes Bad, ein Wildbad, und zuweilen auch im Plural die Bäder genannt. c) Figürlich heißen oft auch verschiedene andere, theils flüssige, theils nicht flüssige Körper ein Bad, wobey der Grund der Benennung theils von dem Überflusse, theils von einiger Ähnlichkeit des Gebrauches hergenommen ist. So heißt bey den Färbern eine Kufe voll Wasser mit den zum Färben nöthigen Ingredienzen, worin man die Zeuge, die man färben will, einweicht, ein Bad. Bey den Ärzten hat man Milchbäder, Sandbäder, Rosinenbäder, und bey den Scheidekünstlern Dampf- Sand- und Aschenbäder. S. ein jedes an seinem Orte. Bey den Maurern ist das Bad eine größere Menge Mörtel, als gewöhnlich ist. Ein Kalkbad machen, viel Kalk gebrauchen. In das Bad setzen, mehr Mörtel als gewöhnlich nehmen. In dem Worte Blutbad beziehet sich Bad bloß auf die Menge des vergossenen Blutes.

2. Der Gebrauch des Bades; ohne Plural. a) Eigentlich; Einem Kranken das Bad verordnen. Sich des Bades bedienen. Einem das Bad gesegnen, im gemeinen Leben, eigentlich wünschen, daß es ihm wohl bekomme; figürl. ihn ausprügeln. b) Figürlich. (1) Ein trocknes Bad, heißt bey einigen Ärzten, wenn der Leib, oder einige Theile desselben mit Rauche gebähet werden. (2) Das Bad der Wiedergeburt, in der biblischen Schreibart, die Taufe.

3. Ein Zimmer, ein Gebäude, welches zum Baden bestimmt ist, ingleichen ein Ort, an welchem sich ein mineralisches Bad befindet. In das Bad gehen, reisen. Daher auch die eigenthümlichen Nahmen des Carlsbades, Emserbades, Schlangenbades, Wißbades u.s.w.

Anm. 1. Oft bedienet man sich anstatt des Singulars des Plurals von diesem Worte; z.B. sich der Bäder bedienen, die Bäder zu Wißbaden u.s.f. besonders wenn von einem mineralischen warmen Bade die Rede ist. Alsdann geschiehet solches[688] entweder in Rücksicht auf den mehrmahligen Gebrauch, oder auf mehrere an einem Orte befindliche Quellen, oder auch aus bloßer Nachahmung des Latein thermae, arum.

Anm. 2. Bad ist sich fast in allen abendländischen und mitternächtigen Sprachen gleich geblieben. Bey dem Kero Pad, Angels. Baeth, Engl. Bath, Schwed. Bad, Holländ. Baed. Das Griech. βαλανειον und Latein. Balneum haben außer der Verlängerung am Ende, statt des d, ein l, welches die Töchter der Lateinischen Sprache wieder weggeworfen, oder vielmehr nur ihren Sprachwerkzeugen gemäß ausgedrucket haben. Die ältesten Lateiner hatten das Wort Bajae, für mineralische Bäder. Die Italiäner sagen Bagno, die Franzosen Bain, und die Russen Banjo. Ihre hält auch hier bähen für das Stammwort, zumahl da das Schwedische Badd auch Sonnenhitze bedeutet. Das Wort Bad würde also eigentlich und zunächst einem warmen Bade zukommen. Allein es scheinet immer, als wenn Wachters Meinung, der dieses Wort zu Vadum, waten, und Wasser, im Nieders. Water, ziehet, dießmal den Vorzug verdiene. Schon das Phrygische Bedy bedeutete Wasser, das Goth. Wate hatte gleiche Bedeutung, und selbst im Schwedischen ist wåt, für feucht, und wäta, für befeuchten, noch üblich. Bad würde also eigentlich einen jeden flüssigen Körper, und besonders das Wasser bedeuten.

Anm. 3. Als sich die Deutschen zum Vortheile ihrer Stärke und Gesundheit des Bades noch häufiger bedienten als jetzt, hatte man eine Menge mit Bad zusammen gesetzter Wörter, die zum Baden nöthigen Bedienten, Werkzeuge Gefäße, Kleider u.s.f. auszudrucken. In den Oberdeutschen Gegenden, wo man sich noch jetzt zu baden pfleget, sind diese Wörter noch üblich. Dergleichen sind Badehaube, Badehut, Badekessel, Badekleid, Badeknecht, Bademagd, Bademantel, Badeschürze u.s.f. die sich leicht von selbst verstehen, und daher hier keiner weitläuftigern Erklärung bedürfen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 688-689.
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