Blenden

[384] Blenden der Signallaternen (diaphragm; écran, transparent; schermo) dienen dazu, ein farbiges Signallicht hervorzubringen oder das Licht der Signallaternen ganz oder teilweise verschwinden zu lassen. Wo die Scheiben der Signallaternen nicht schon selbst aus farbigem Glas bestehen, werden die verschiedenartigen Signallichter durch farbige, in Rahmen gefaßte, vor die weiße Scheibe der Laterne geschobene Gläser hergestellt. Bei den Wärtersignalen (s.d.) und den Signalen am Zuge werden die zu den einzelnen Signalzeichen erforderlichen roten, grünen, gelben und sonstigen Gläser gewöhnlich in einer an der Seite oder hinter der Laterne angebrachten sog. Tasche aufbewahrt. Je nach Bedarf wird die Laterne durch ein in Führungsleisten vor die vordere Scheibe gestecktes farbiges Glas rot, grün oder gelb geblendet.

Bei den festen Signalen (s. Signalwesen) muß je nach der Stellung der Flügel oder der Scheibe bei Dunkelheit rotes, grünes, gelbes oder blaues Licht erscheinen. Bei mehrflügeligen Signalen müssen von den übereinander angeordneten Laternen die unteren verdeckt werden, wenn das Signal »Halt« zeigt. Bei Fahrtstellung sollen nur so viel Laternen dem Lokomotivführer sichtbar sein, als Flügel gezogen sind. Hierzu werden undurchsichtige B. vor die Signallaternen geschoben, die verdeckt werden sollen. Ferner werden B. noch verwendet, um die Stellung der Signale nach rückwärts durch die sog. Rücklichter kenntlich zu machen. Vielfach, z.B. auf den deutschen Bahnen, entspricht volles weißes Licht nach rückwärts der Halt- und Warnstellung, während die Fahrtstellung nach rückwärts durch Sternlicht gekennzeichnet wird. Dieses wird durch eine undurchsichtige B. gebildet, die mit einem kreisförmigen, offenen oder mit Milchglas ausgefüllten Ausschnitt versehen ist. Die farbigen und die ganz oder teilweise undurchsichtigen B. werden mit der Bewegung der Flügel oder Scheiben vor die Signallaternen geschoben. Sie sind entweder als feste B. an dem Signalflügel oder der Scheibe selbst angebracht oder als herablaßbare B. mit dem Laternenaufzug verbunden.

Die Abb. 1–5 (Taf. III) stellen ein zweiflügeliges Signal mit festen, an den Flügeln angebrachten B. dar. In der Haltstellung (Abb. 1, Taf. III) liegt die in einen Ausschnitt des Flügels eingesetzte rote B. vor der oberen Laterne, die untere Laterne ist durch eine undurchsichtige B. verdeckt. Das Signal zeigt also nach vorne ein rotes Licht. In der Abb. 2 (Taf. III) ist ein Flügel auf »Fahrt« gezogen. Die an dem Flügel angebrachte grüne B. hat sich vor die obere Laterne gelegt, die untere Laterne ist verdeckt geblieben; das Signal zeigt nach vorne ein grünes Licht. Bei dem zweiflügelig gezogenen Signal in Abb. 3 (Taf. III) sind beide Laternen durch grüne B. gedeckt. Es erscheinen also nach vorne zwei grüne Lichter untereinander, zum Zeichen, daß die[384] Fahrt in ein abzweigendes Gleis erlaubt ist. Die Abb. 4 stellt das Signal von rückwärts in der Haltstellung dar. Beide Laternen sind ungeblendet und zeigen volles weißes Licht. Bei der Fahrtstellung (Taf. III, Abb. 5) ist die obere Laterne durch die an dem Flügel sitzende, mit einem kreisförmigen Ausschnitt versehene B. zum Teil verdeckt, so daß ein Sternlicht entsteht. Wird das zweiflügelige Signal gezogen, so wird auch die untere Laterne durch eine mit einem Ausschnitt versehene B. gedeckt; es erscheinen dann zwei Sternlichter übereinander.

Die festen B. haben den Nachteil, daß sie beim Zurückgehen der Flügel und Scheiben in die Haltlage starken Erschütterungen ausgesetzt sind, wobei die Gläser leicht beschädigt werden. Auch sind sie bei hohen Masten schwer zu reinigen. Dies hat dazu geführt, sie vom Flügel getrennt anzubringen. Die Abb. 6–10 (Taf. III) zeigen solche B. Die beiden farbigen Gläser sind in einen gemeinsamen Rahmen gefaßt, der in dem Laternenschlitten drehbar gelagert ist und mit diesem aufgezogen und herabgelassen wird. Bei der oberen Endstellung greift ein Stift des Blendenrahmens in eine hakenförmige Führung, die vom Flügel beim Auf- und Niedergehen so gesteuert wird, daß bei Fahrtstellung die grüne, bei Haltstellung die rote B. vor die Laterne tritt. Beim Herablassen der Laternen wird in jedem Falle, auch während der Fahrtstellung des Signals, die Laterne des oberen Flügels zwangsweise rot geblendet. Die Abb. 9 u. 10 (Taf. III) zeigen die B. für die Rücklichter.

Bei den Vorsignalen (Abb. 149) sind die farbigen Gläser meistens in einem Ausschnitt der Scheibe so angebracht, daß sie bei senkrecht stehender Scheibe die Laterne decken und das vorgeschriebene, meist grüne Signallicht geben, während bei wagrecht stehender Scheibe das weiße Licht erscheint. Dieses zeigt sich unter Umständen auch dann noch, wenn die Scheibe nicht vollständig in die Warnstellung zurückgegangen, sondern in einer Mittelstellung stehengeblieben ist. Man hat daher wohl auch bei Vorsignalen bewegliche B. angeordnet und diese so eingerichtet, daß das weiße Licht erst erscheinen kann, wenn die Vorsignalscheibe sich im letzten Drittel der Bewegung aus der Warn- in die Fahrtstellung befindet. Derartige bewegliche B. werden auch bei den auf den deutschen Bahnen neuerdings zur Einführung gelangenden Doppellichtvorsignalen (s. Signalwesen) verwendet. Sternlicht wird bei den Vorsignalen meist durch eine an der Rückseite der Scheibe befestigte B. hergestellt, die in der Grundstellung wagerecht steht (Abb. 149.)

Abb. 149.
Abb. 149.
 Tafel III.
Tafel III.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 2. Berlin, Wien 1912, S. 384-385.
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Faksimiles:
384 | 385
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