Brachvogel, der

[1143] Der Brāchvogel, des -s, plur. die -vögel, ein Nahme, welchen man besonders einer dreyfachen Art von Vögeln beyzulegen pfleget. 1) Dem Brachvogel in der engsten Bedeutung, welcher in den gemeinen Mundarten auch Keilhacke und Fastenschlier genannt wird, über zwey Schuh lang und so dick wie ein Kapaun ist, einen unterwärts gebogenen Schnabel hat, und oben gelblich schwarz, unten aber weiß ist; Numenius Arquata, L. und Kl. Er hält sich am Ufer des Meeres und der Flüsse auf, und wird auch Regenvogel, Windvogel, Wettervogel und Geißhuhn genannt, weil er Regen und Ungewitter durch sein Pfeifen verkündiget. 2) Dem Saathuhne, welches so groß als eine Taube ist, und schöne buntfarbige und sprenkliche grüne Federn hat, und vielleicht der grüne Kibitz bey dem Klein, Gavia viridis, ist. Es lässet sich im Herbste gerne auf den Saatfeldern antreffen, und wird von einigen auch Regenpfeifer genannt, weil es die Veränderung des Wetters gleichfalls verkündiget. 3) Einem noch kleinern Vogel, welcher schöne bunte Federn hat, die am Bauche weißer sind, im gemeinen Leben Ditchen oder Titchen heißt, und sich gleichfalls auf den Saatfeldern aufhält. S. auch Bracher.

Anm. Gemeiniglich leitet man den Nahmen dieser Vögel von dem Worte Brache her, weil sie sich zu gewissen Zeiten am häufigsten auf den Brachen, oder Brachäckern sehen lassen. Allein es ist wahrscheinlicher, daß diese Benennung so viel als Zugvogel bedeutet. Wraeka bedeutet im Schwedischen noch jetzt herumschweifen, keinen gewissen Aufenthalt haben, und Wrakfogel einen Zugvogel, der unsere Gegenden gegen den Herbst verlässet und sich eine wärmere Himmelsgegend sucht. Alle drey oben[1143] angeführten Arten von Vögeln sind wirkliche Zugvögel. Ob es alle diejenigen auch sind, die Klein unter dem Nahmen der Bracher begreift, weiß ich nicht. Im Angels. ist vraecca ein Fremder, und vraecnigan, wandern. S. auch 2. Brack.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1143-1144.
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