Brachvogel, Albert Emil

[298] Brachvogel, Albert Emil, dramat. Dichter und Romanschriftsteller, geb. 29. April 1824 in Breslau, gest. 27. Nov. 1878 in Berlin, besuchte das Magdalenen-Gymnasium seiner Vaterstadt, wollte Schauspieler werden, besaß jedoch kein Talent, studierte in Breslau, lebte später in einem Dörfchen des Riesengebirges, dann, nach Verlust seines Vermögens, seit 1854 in Berlin, wo er Sekretär des Krollschen Theaters wurde und den Grund zu seiner Bühnenerfahrung legte. Nach dem Falliment der damaligen Direktion fand B. eine Anstellung im telegraphischen Bureau der »Nationalzeitung«, gab sie jedoch 1855 auf und lebte von nun an in freier literarischer Tätigkeit in Berlin, bis er 1870 nach Weißenfels übersiedelte. Später wendete er sich wieder nach Berlin zurück. B. vereinigte mit der Neigung zum Grellen und Phantastischen ein starkes theatralisches Talent, das sich in seinem dramatischen Hauptwerk »Narziß« (Leipz. 1857; 7. Aufl., Jena 1891) glänzend bewährte. Dagegen blieben ihm bei den folgenden Dramen: »Adalbert vom Babanberge« (1858), »Mons de Caus« (1859), »Der Usurpator« (1860), »Prinzessin Montpensier« (1865), »Der Sohn des Wucherers« (1863), »Die Harfenschule« (1869) und »Hogarth« (1870) gleich große Erfolge versagt. Brachvogels Romane beginnen meist mit phantasievollen Anläufen, mischen aber ungesunde Elemente und wirr abschweifende Betrachtungen ein und entbehren der künstlerischen Durchführung. Sein bester Roman ist »Friedemann Bach« (Berl. 1858, 5. Aufl. 1898); ihm folgten: »Benoni« (Leipz. 1860); »Der Trödler« (das. 1862); »Ein neuer Falstaff« (das. 1863); »Schubart und seine Zeitgenossen« (das. 1864); »Beaumarchais« (das. 1865); »William Hogarth« (Berl. 1866); »Hamlet« (Bresl. 1867); »Der blaue Kavalier« (das. 1868); »Der deutsche Michael« (das. 1868; 3. Aufl., Berl. 1895) u. a. B. schrieb außerdem: »Lieder und lyrische Dichtungen« (Berl. 1861; 2. Aufl., Leipz. 1869); verschiedene Novellen, drei »Theatralische Studien« (Jena 1863) und die »Geschichte des königlichen Theaters zu Berlin« (Berl. 1877–78, 2 Bde.), Seine »Gesammelten Romane, Novellen und Dramen« gab Max Ring heraus (Jena 1879–83, 10 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 298.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: