Flachs, der

[178] Der Flachs, (sprich Flax) des -es, plur. inus. 1) Der zubereitete, aber noch nicht zu Faden gesponnene Bast der folgenden Pflanze. Flachs spinnen. Flachs kaufen. Liefländischer Flachs. 2) Die Pflanze, welche nach einiger Zubereitung diesen Bast liefert; Linum usitatissimum L. Sie wächset in den südlichsten Gegenden Europens unter dem Getreide wild, muß aber bey uns gebauet werden. In den gemeinen Mundarten, besonders Niedersachsens, wird sie auch Lein genannt. S. dieses Wort. Flachs säen. Einen Acker mit Flachs besäen. Den Flachs jäten, ausziehen, raufen, rösten, brechen u.s.f. Im Hoch- und Oberdeutschen nennt man diese Pflanze in jedem ihrer Zustände Flachs, und nicht bloß, wenn sie anfängt zu[178] reifen. Sibirischer oder perennirender Flachs, Linum perenne L. wächst in Sibirien, steht viele Jahre auf Einer Wurzel, und treibt sehr viele Stängel. Wilder Flachs, S. Flachskraut. Unverbrennlicher Flachs, S. Amianth.

Anm. Flachs, Nieders. Flaß, Angels. Fleax, Engl. Flax, Holländ. Vlas, Vlasch, im Schwabensp. Flahs, bedeutete ehedem auch Haare und alle den Haaren ähnliche Arten von Fäden. Im Slavon. ist Wlass noch jetzt Haar, und im Österreichischen nennet man hingegen den Flachs Haar, und im Dän. Hor. Im Franz. ist Filasse ungehechelter Hanf oder Flachs, und im mittlern Lateine Filacium, Flassata u.s.f. Faden oder flächsenes Geräth; daher es fast scheinet, daß Flachs aus Filacium zusammen gezogen worden, zumahl da wir diese Pflanze und ihren Bast wohl zuerst aus Italien erhalten haben.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 178-179.
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