Flachs

[715] Flachs, Lein (Linum usitatissimum). Man unterscheidet Schließlein oder Dreschlein (L. usitat. vulgare Schübl.) und Klanglein oder Springlein (L. usitat. crepitans Schübl.); zur erstern Sorte gehört der Rigaer F., zur letzteren der Alp- und Schwarzwald-F. – Unerläßlich für den F.bau ist häufiges Wechseln mit dem Saatgut und ein ganz sein zubereiteter Boden, der nicht humusarm sein darf; Hanf oder Hackfrüchte, zu denen stark gedüngt worden, bilden die beste Vorfrucht für den F. – Saatzeit verschieden, von der Zeit an, wo kein Frost mehr einfällt, bis Juni; Saatmenge zu recht seinem F. gegenüber von der zu gewöhnlichem F. im Verhältniß von 8: 5, und dann muß man aber auf den Samenertrag ganz verzichten; denn recht seinen F. erzielt man nur, wenn solcher sehr dicht steht und ausgezogen wird, wenn die Samen kaum zu reisen beginnen. – Nachdem die Samen abgestreift worden sind, werden die Stengel auf dem Lande od. im Wasser geröstet, bis die F.faser sich von den Stengeln lösen läßt. – Leinwand von F. ist seiner, als von Hans. – Aus den reisen Samen wird das Leinöl geschlagen, ein dünnflüssiges [715] schnelltrocknendes Oel, namentlich zu Anstrichen aller Art vielfach benutzt und ein bedeutender Handelsartikel. Guter Samen gibt 22% Oel. – Der Schleim vom F.samen wird innerlich und äußerlich häufig medicinisch angewendet, ebenso als Mehl zu Umschlägen; das Oel zu Klistiren. – Die Rückstände von der Leinölfabrikation, die sog. Oelkuchen, sind ein vorzügliches Düngungs- und Futtermittel. – L. perenne, ausdauernder F., ist eine hübsche blaublühende Rabattenzierpflanze, die übrigens im Winter leicht erfriert und überhaupt gerne verdrängt wird.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 715-716.
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