Läutern

[1950] Läutern, verb. reg. act. lauter machen. 1. Von lauter, so fern es ehedem auch hell, klar bedeutete. 1) Eigentlich; welche Bedeutung doch im Hochdeutschen selten ist.


Dir grünet Berg und Thal, dir läutert sich die Luft,

Opitz.


Im Forstwesen werden die Hölzer und Wälder geläutert, oder gelichtet, wenn sie zu dick sind, und einige Bäume heraus gehauen werden. Bey den Hutmachern wird der Zeug geläutert, wenn er mit dem Fachbogen ganz aus einander getrieben und locker gemacht wird. 2) Figürlich, klar, deutlich, verständlich machen, wo es doch nur in dem zusammen gesetzten erläutern üblich ist. In den Rechten hat sich noch das einfache Zeitwort, obgleich in einem veränderten Verstande erhalten. Eine Partey läutert daselbst, nicht wenn sie den von dem Richter gegebenen Bescheid oder dessen gefälltes Urtheil erläutert oder erkläret, sondern wenn sie von eben demselben Richter eine Erklärung oder Milderung eines dunkel oder unbillig scheinenden Urtheils oder Bescheides verlanget. Im mittlern Lat. leuterare, daher es in der gemeinen Sprechart der Rechte auch mit der Lateinischen Endung leuteriren üblich ist, wo auch diejenige Partey, welche läutert, der Läuteránt, die andere aber der Läuterat genannt wird. 2. In engerer Bedeutung, von allem geringern beygemischten Zusatze befreyen, so wohl eigentlich als figürlich. Metalle werden durch das Feuer geläutert; wo doch im Hüttenbaue andere Ausdrücke üblich sind. Geläutertes Gold. Flüssige Körper werden durch Abseihen, Filtriren u.s.f. geläutert. Den Zucker läutern, ihn zu einem Syrupe kochen und vermittelst Wassers und Eyweißes von aller Unreinigkeit befreyen. Den Branntwein läutern, ihn nochmahls abziehen. Butter läutern, durch Schmelzen. Honig läutern u.s.f. Die Kürschner läutern die Felle, wenn sie das Fett aus den Haaren mit einem heißen Körper wegschaffen, die Weißgärber die Häute, wenn sie den Kalk durch mehrmahliges Spülen und Waschen heraus schaffen.

So auch die Läuterung in allen obigen Fällen.

Anm. Bey dem Notker liuteren, luoten, bey dem Willeram luiteren, in dem alten Fragmente auf Carls Feldzug bey dem Schilter gelutteren, im Nieders. luttern, im Dän. und Schwed. luttre.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1950.
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