Maus (1), die

[122] 1. Die Maus, plur. die Mäuse, noch häufiger aber im Diminut. das Mäuslein, ein Nahme, welchen zuweilen in der Anatomie die fleischigen gemeiniglich länglichen Theile der thierischen Körper bekommen, durch welche die Bewegung einzelner Theile des Körpers bewerkstelliget wird; Lat. Muslulus. Indessen kommen sie doch um der Zweydeutigkeit mit dem folgenden Worte willen, am häufigsten unter dem mehr Lateinischen Nahmen Muskel vor, siehe dasselbe. In engerer Bedeutung ist bey den Pferdeärzten die Maus ein solcher Muskel an jeder Seite der Nase, welcher sich bis an das Auge erstreckt und zur Bewegung der Oberlippe dienet, daher er auch in der Anatomie Elevator labii anterioris heißt.

Anm. Bey einigen Oberdeutschen Schriftstellern heißen diese Muskeln Mauen, Fleischmauen. Es ist ungewiß, ob der Begriff der Bewegung in diesem Worte der erste und herrschende ist, indem sie nicht nur die Werkzeuge aller thierischen Bewegung sind, sondern sich auch durch ihre Bewegung von außen kenntlich machen, oder der Begriff der Erhabenheit, oder endlich der Begriff der Weichheit. Im ersten Falle würden Maus und das Oberdeutsche Maue zu mähen, movere, im zweyten zu Mast, Masse, Matte, im dritten aber zu Moos und Muß gehören, S. diese Wörter. So viel ist wohl gewiß, daß es mit dem folgenden nichts als eine zufällige Ähnlichkeit im Klange gemein hat. Bey dem Raban Maurus sind Musi die Seiten des menschlichen Leibes, welche man sonst auch die Weichen nennet, wo es den Begriff der Weichheit hat.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 122.
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