Maus [1]

[26] Maus, 1) (Mus), bei Linné weitläufiges Geschlecht der Nagethiere, begreifend die späterhin als eigne Gattungen aufgestellten: Mus (Maus, s. unten 3), Hypudaeus (Wühlmaus), Lemmus (Lemming), Loncheres (Stachelmaus), Myoxus (Schläfer), Hydromys (Wassermaus), Saccomys (Sackmans), Cricetus (Hamster), Dipus (Springmaus), Meriones (Schenkelthier), Spalax (Blindmaus), Bathyergus (Sandgräber), Helamys (Hüpfer), Arctomys (Murmelthier) etc.; 2) (Mus), bei Blumenbach die Gattungen: Mus, Hypudaeus, Lemmus u.a. die Nagegebiß u. dünnen, fast nackten Schwanz haben; 3) (Mus), bei Tuvier die Arten aus obigen, die einen langen, schuppigen Schwanz u. an drei Backzähnen auf jeder Seite einen stumpfen Höcker haben; meist schädlich, gefräßige, nächtliche Thiere, wohnen in Löchern u. vermehren sich stark. Zu ihren zahlreichen Arten gehören: Ratte, Wanderratte (s.d. u. Ratte), a) Hausmaus (M. musculus), röthlich aschgrau, ohne Nagel am stumpfen Daumenansatz; listig, schüchtern, Freund der Musik, in Häusern, auch in hohlen Waldstöcken, frißt selbst Holz, hat feinen Geruch, kann gut klettern; bringt jährlich mehrmals 4–6 blinde Junge, hält keinen Winterschlaf, läßt sich zu Kunststücken abrichten, bei asiatischen Völkern als Leckerbissen; Spielart: die Weiße M., mit rothen Augen, als Kakerlak zu betrachten, dabei der Fortpflanzung fähig, andere schwarze, schäckige etc. Sie thun Schaden durch Benagen (Mausefraß) u. Unterwühlen in Scheunen u. auf Böden. Gegenmittel sind Mausefallen u. Katzen. Bei den Alten war die Hausmaus den Gottheiten Athor, Buto u. dem Apollo Smintheus geheiligt. b) Brandmaus (M. agrarius L.), etwas kleiner, rothgelb, mit dunkler Linie auf dem Rücken, kurzem Schwanz, sehr häufig in Rußland, seltner in Deutschland; dem Getreide schädlich. c) Große Feldmaus (M. sylvaticus L.), oben brandgelb, unten weiß, kurzer Schwanz, in Wäldern, Feldern u. Häusern des mittlern Europa, wandert u. verliert sich daher oft plötzlich; in großer Menge vorhanden. Sie richten oft auf Feldern großen Schaden an, indem sie am Winterraps, Winterrübsen u. Klee die ganzen Stöcke bis auf die Wurzeln abfressen; wenn sie am Roggen u. Weizen nur die Spitzen abbeißen, so thut dies nur wenig Schaden, aber schlimmer ist es, wenn sie bei anhaltender Trockenheit den Samen aus der Erde fressen. Bisweilen kommen die Feldmäuse schon in Menge zum Vorschein, wenn das Sommergetreide noch auf dem Halm steht. Mittel gegen sie sind viele vorgeschlagen worden, namentlich Töpfe in die Erde gegraben, in welche sie fallen u. dort leicht gefangen werden, das beste Mittel ist aber die Nässe u. Kälte, die sie von selbst vertilgt. d) Rüsselmaus (M. soricinus), mit spitziger Schnauze, aus Mittel-Deutschland; diese fünf letzten halb so groß als die Hausmaus. e) Zwergmaus (M. minutus), braungelb, unten graulich weiß; aus Rußland. f) Erntemaus (M. messorius), dunkelgrau, die Haare meist mit rothgelber Spitze, nur 11/4 Zoll groß; Schwanz 2 Zoll; vorzüglich in England, sehr schädlich; g) Birkmaus (M. betulinus), braungelb, mit schwarzem Streif, aus Sibirien; h) Wiesenmaus (M pratensis), rothbraun, unten weiß, in Ungarn auf Wiesen u. v. a. Früher standen unter dieser Gattung die Wasserratte, die kleine Feldmaus, die Schermaus, Wurzelmaus u. v. a., alle diese sind jetzt unter Hypudaeus gestellt, s.u. Wühlmaus. 4) Norwegische M., so v.w. Lemming; 5) Polnische M., so v.w. Zieselmaus; 6) s. Spitzmaus. Andere Arten bilden jetzt besondere Gattungen, nämlich: a) die Gattung Kammaus (Ctenomys), b) Haftmaus (Holochilus), c) Kammfingermaus (Ctenodactylus). 7) (Cypraea mus), Porzellanschnecke, nach ihrer Farbe benannt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 26.
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