[270] Der Mōnd, des -es, plur. die -e, (Oberd. des -en, plur. die -en,) Diminut. das Mȫndchen, derjenige Weltkörper, welcher nächst der Sonne am größten zu seyn scheinet, des Nachts, obgleich mit veränderlichem Lichte, leuchtet, und der Trabant oder Neben-Planet der Erde ist, welcher sich um sie, als seinen Haupt-Planeten beweget.
1. Eigentlich. Der Mond scheinet, wenn er des Nachts sichtbar ist. Er geht auf, geht unter. Der Mond nimmt zu, wenn die gegen uns gekehrte Seite nach und nach erleuchtet wird; im zunehmenden Monde. Er nimmt ab, wenn die erleuchtete Oberfläche nach und nach immer kleiner wird; im abnehmenden Monde, Nieders. im Wannen. Der Neumond oder neue Mond, wenn er seine finstere Seite zu uns kehret und nicht leuchtet; der Mond wird neu. Das erste Viertel des Mondes, wenn uns die Hälfte seiner Seite gegen Abend erleuchtet erscheinet. Der volle Mond oder Vollmond, wenn die ganze gegen uns gekehrte Seite erleuchtet ist; der Mond wird voll. Das letzte Viertel, wenn dessen gegen Morgen gekehrte Seite erleuchtet ist. Welche Abwechselungen seiner Gestalt und seines Lichtes, die auch Mondeswandelungen oder Mondesbrüche genannt werden, von seiner Stellung gegen die Sonne herrühren. In Ansehung derselben wird er im gemeinen Leben auch nur das Licht genannt. Das neue Licht, das volle Licht, im abnehmenden, im zunehmenden Lichte. Die Oberdeutsche Abänderung des Monden, plur. die Monden, welche in der Deutschen Bibel[270] nicht selten ist, kommt auch noch zuweilen bey den Hochdeutschen Dichtern vor. In dem Gesicht des Monden, Gell.
Wie süß und freundlich lacht
Des Monden stille Pracht!
Weiße.
Im Oberdeutschen lautet alsdann auch die erste Endung oft der Monden, bey dem Opitz der Monde. In den folgenden Zusammensetzungen sind daher bald Monden- und abgekürzt Mond- bald aber auch Monds- üblich. In weiterer Bedeutung werden in der Astronomie auch wohl die Trabanten anderer Haupt-Planeten Monde genannt.
2. Figürlich. 1) Verschiedene Werkzeuge oder Körper, welche der Gestalt des Mondes im ersten oder letzten Viertel gleichen, sind unter dem Nahmen des halben Mondes oder nur des Mondes schlechthin bekannt. Dergleichen ist der halbe Mond im Festungsbaue, eine Art Außenwerke. Der Mond oder Monden der Weißgärber ist ein Schabeisen in Gestalt eines halben Mondes, welches inwendig hohl und auswendig erhaben ist, und wovon der Streichmonden und Schlichtmonden Arten sind. Indessen stehet es dahin, ob es in dieser Bedeutung nicht vielmehr unmittelbar von mahnen, ziehen, abstammet, und ein Werkzeug zum Ziehen, Streifen, oder Streichen bedeutet. 2) Bey den neuern Schriftstellern des Insecten-Reiches führet eine Art Nachtvögel, Phalaena Noctua Lunula Hufnag. den Nahmen des Möndchens. 3) Die Zeit von einem Neumonde zum andern, ein Monath; eine größten Theils veraltete Bedeutung, welche nur noch in der Deutschen Bibel und zuweilen auch noch in der höhern Schreibart der Hochdeutschen vorkommt, da es denn auch die Oberdeutsche Form der Mond oder Monden, des Monden, plur. die Monden behält. Einige neuere Schriftsteller, als der verstorbene Ritter Michaelis, behalten dieses Wort noch bey, einen Mondenmonath zu bezeichnen, dagegen sie unsern gewöhnlichern Sonnenmonath Monath schlechthin nennen.
Anm. In der ersten eigentlichen Bedeutung bey dem Ulphilas Mana, im Isidor und bey dem Ottfried Mano, bey dem Notker Man, bey den Schwäbischen Dichtern Mane, noch jetzt in den gemeinen Oberdeutschen Mundarten Mahn, Mohn, Maun, im Nieders. Maane, Maand, (wo es zugleich wider die Analogie der übrigen Mundarten weiblichen Geschlechtes ist,) im Angels. Mona, im Engl. Moon, im Holländ. Maan, im Dän. Maane, im Schwed. Måne, im Griech. μƞνƞ und nach der Dorischen Mundart μανα, im Lettischen Mienu. Die Lat. Mensis und menstruus haben eben dieses Stammwort zum Grunde. Aus obigem erhellet, daß dieses Wort eigentlich Man, Mon lautet, und daß das in Mond, luna, angehängte d allem Ansehen nach nur das d euphonicum ist, obgleich Mond, mensis, aus Monath zusammen gezogen zu seyn scheinet. In dem zusammen gesetzten Montag hat man diese alte Form noch behalten, da dieses Wort nach der heutigen Hochdeutschen eigentlich Mondtag heißen sollte. Was die Abstammung dieses Wortes betrifft, so leiten Wachter und andere Etymologen dasselbe von mahnen, erinnern, oder dem Hebr. manah, zählen, her, weil die abwechselnden Gestalten dieses Weltkörpers schon von den ältesten Zeiten her zu Eintheilung der Zeiten und Geschäfte gebraucht worden. Allein, wer siehet nicht, daß diese Ableitung zu gekünstelt, und dem einfältigen Gange der menschlichen Begriffe zu wenig angemessen ist? Über dieß mußte ja dieses Gestirn schon einen Nahmen haben, ehe man dasselbe auf solche Art benutzen konnte. Der Nahme desselben muß also in einer Eigenschaft gegründet seyn, welche einem jeden bey dem ersten Anblicke in die Augen fällt. Man könnte denselben daher mit mehrerm Rechte von man, manch, groß, magnus, herleiten, weil dieser Himmelskörper nächst der Sonne dem Augenscheine nach der größte ist; oder auch wegen seiner veränderlichen[271] Gestalt von mahnen, so fern es als ein Frequentativum von mähen, movere, sich wandeln bedeutet haben kann. Allein am wahrscheinlichsten scheinet sein vorzügliches Licht der Grund der Benennung zu seyn, indem man Spuren genug hat, daß man, mon, ehedem hell, glänzend, und figürlich rein, schön, angenehm, bedeutet habe, wie aus den davon abstammenden mundus, rein, eigentlich hell, mane, Miene, gemahnen für scheinen im figürlichen Verstande, dem alten anmin, anmuthig, eigentlich schön, hell, glänzend, Minne, die Liebe, dem Isländ. men, schön, und andern mehr erhellet, welche insgesammt Abkömmlinge und Figuren von mähen, movere, und dessen Frequentativo mahnen sind; S. auch Miene. Das Lat. Luna, bey den Phrygiern im männlichen Geschlechte Lunus, leidet eine ähnliche Abstammung von dem alten lahn, lün, hell, wovon unser Lahn, Laune, Lenz und mit vorgesetzten Gaumen- und Blaselauten Glanz, Flinkern, Blinken u.a.m. herstammen; S. diese Wörter.