Preis (1), der

[830] 1. Der Preis, des -es, plur. die -e, Dimin. das Preischen, im gemeinen Leben auch Prieschen, ein nur hin und wieder übliches Wort, einen Saum, einen Riemen, und was dem ähnlich ist, zu bezeichnen. So wird der mit Haaren bewachsene Streif an einem Pferdefuße zwischen dem Horne und Fleische der Preis genannt; in andern Gegenden heißt er der Saum, die Krone. Bey den Nähterinnen werden die breiten Säume oder die Einfassungen eines Hemdes oben am Halse so wohl, als vorn an den Ärmeln, welche auch unter dem Nahmen der Quadern, Besetzchen, Bindchen, bekannt sind, Preise, Preischen und Prischen genannt, wo man das Wort auch wohl im weiblichen Geschlechte höret, die Preise. Frischlin nennt einen Schnürriemen Preisriem, Altenstieg einen mit Riemen gebundenen Schuh Preisschuh, und aus dem Frisch erhellet, daß auch die pergamentenen Streifen, woran die Siegel der Urkunden befindlich sind, ehedem Presselen, Preißelen genannt worden. Das Wort Presse, welches der Spate von dem viereckten Stückchen Papier gebraucht, welches auf das wächferne Siegel in den Kanzelleyen gelegt wird, scheinet nicht hierher, sondern zu unserm Presse zu gehören, weil das Siegel darauf gedrückt wird. Indessen ist auch im Schwed. Ret eine jede viereckte Fläche, wohin auch unser Raute gehöret.

Anm. Preis vereiniget in dieser Bedeutung den Begriff der Länge mit dem Begriffe der Breite, und scheinet vermittelst des vorgesetzten Blaselautes aus Reis, Griech. ριψ, ein Reis zum Binden, oder einem ähnlichen Stamme entstanden zu seyn, wohin auch das Lat. Restis gehöret. In Ansehung der Breite ist es auch mit unserm breit verwandt, weil t und s beständig abwechseln. Im Schwedischen ist Brädd der Rand, (S. Preisziegel,) und das in der Baukunst übliche Wort Fries, so fern es ein langes breites Glied an den Säulenordnungen bedeutet, könnte gleichfalls hierher gerechnet werden. In den gemeinen Sprecharten einiger Gegenden nennet man die Brustdrüsen von den Kälbern gleichfalls Preischen; allein alsdann ist es aus Bröschen verderbt, siehe dasselbe.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 830.
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