Rösten (2)

[1171] 2. Rȫsten, verb. reg. act. et neutr. welches im letztern Falle das Hülfswort haben bekommt, und zunächst eine Onomatopöie ist, 1) Eigentlich, über einem raschen Kohlfeuer auf einem Roste oder in einer Pfanne braten; wo es eine unmittelbare Nachahmung des Lautes ist, mit welchem dieses Rösten, besonders fetter Körper, gemeiniglich verbunden ist, obgleich in manchen Fällen dafür braten und im gemeinen Leben kreischen üblicher sind. Brot in Butter rösten. Ist dein Speisopfer etwas auf dem Roste geröstet, 3 Mos. 2, 7. 2) In weiterer Bedeutung, vermittelst eines mäßigen Feuers schnell austrocknen, ohne doch den Körper zu verbrennen; welches ein höherer Grad des Dörrens, und bey manchen Körpern ein geringerer Grad des Bratens ist, und wofür man in vielen Fällen auch das allgemeinere brennen gebraucht. Kaffeh rösten, ihn brennen. Mehl rösten, in der Pfanne. Brot rösten. Geröstetes Brot. Geröstete Kuchen, 3 Mos. 7, 12. 3) In noch weiterer Bedeutung ist das Rösten im Hüttenbaue die erste Bearbeitung der Erze vermittelst des Feuers, da die räuberischen wilden Unarten vermittelst des Kohlen- oder Holzfeuers aus den Erzen getrieben werden, worauf erst das eigentliche Schmelzen vorgenommen werden kann. S. 5 Rost, welches einen solchen zum Rösten bestimmten Erzhaufen bedeutet, wo aber der Gleichlaut in beyden bloß zufällig ist. Diese Arbeit heißt rösten, entweder in der Bedeutung des vorigen Zeitwortes, so fern es mürbe machen überhaupt bedeutet, weil die Erze durch das Rösten wirklich mürber und schmelzbarer werden, oder auch nach eben der Figur, nach welcher das Darren oder Dörren im Hüttenbaue auch von einer Art des Schmelzens gebraucht wird. Die Verkleinerung ist bey verschiedenen Arbeitern eine eben so häufige Figur, als in andern Fällen die Vergrößerung; jene sagt weniger, diese aber mehr, als man wirklich sagen will. So auch das Rösten und zuweilen auch die Röstung.

Anm. In der ersten und zweyten Bedeutung bey dem Notker und im Tatian schon rostan, im Schwed. rosta, im Wallis. rhostir, im Bretagn. rhost, im Engl. to rost, im Ital. rostire, im Franz. rotir, ehedem rostir, im Böhmischen roztati, welche aber insgesammt auch braten bedeuten, welches vermittelst der gewöhnlichen Verwechselung des s und t, und dem vorgesetzten, hier vermuthlich intensiven Blaselaute, selbst davon abstammet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1171.
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