Roß (2), das

[1162] 2. Das Róß, des -sses, plur. die -sse, ein noch im gemeinen Leben hin und wieder übliches Wort, welches gemeiniglich eine Art[1162] der Erhöhung, zuweilen aber auch eine Ausdehnung in die Tiefe und Länge bezeichnet. In den Ungarischen Bergwerken ist es eine Art eines Kohlenmaßes, deren vier auf ein Fuder gerechnet werden. Wenn es hier nicht zunächst ein Ungarisches Wort ist, so scheinet es mit dem Niedersächsischen Krōß, ein Krug, verwandt zu seyn, welches nur den Gaumenlaut vor sich genommen hat. In der Baukunst werden zwey auf einander gekämmte Träger, eine große Last zu tragen, ein gespanntes Roß genannt. Bey den Riemern ist das Roß eine Schutzbank, an welche man die Riemen, die man mit weißem Garne bunt nähen will, einklemmet. An den Strumpfwirkerstühlen ist das Roß ein dreyeckiges Eisen, das mit seinen Schenkeln auf der Roßstange an einer Schnur hin und her gezogen wird, und die unten befindlichen Theile nach einander in die Höhe hebt und wieder fallen läßt. In den Oberdeutschen Bergwerken ist das Fahrtroß ein kurzer krückenförmiger Bergstab, welchen man denen in die Hand gibt, die in einen Stollen einfahren.

Anm. Es ist in diesen und vielleicht noch andern Fällen keine Figur des folgenden Wortes, sondern nach Maßgebung des in jedem Falle zum Grunde liegenden Hauptbegriffes, ein Verwandter entweder von Rieß, Rost, ein Haufe, Erhöhung, oder von reisen, reißen, hin und her bewegen, oder endlich auch von riesen, aufsteigen, sich erheben, und figürlich, tragen, so daß es in manchen Fällen einen Träger bedeuten kann. Siehe auch das folgende in der Anmerkung.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1162-1163.
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