Ros Solis

Ros solis.
Ros solis.

[965] Ros Solis.

Ros Solis, Sonnenthau, ist ein kleines Kraut, von dem es zwey Hauptsorten giebet.

Die erste wird genannt

Ros solis, Dod.

Ros solis folio rotundo, C.B.J.B. Pit. Tournef.

Rorida, sive Ros solis major, Lob.

Solsirora, sive Sponsa solis, Thal.

Ros solis, sive Rorella, Raji Hist.

Rorella, sive Ros solis, Eyst.

Solaria, Ger.

Die treibet einen Hauffen lange, dünne Stiele, die oben rauch sind, und auf denen kleine, schier gantz runde Blätter stehen, die gleichsam rund ausgehölet sind, und wie Ohrlöffel sehen, bleichgrün von Farbe, mit rothen, holen Borsten besetzet, aus denen einige Wassertropfen heraus schwitzen und auf die Blätter fallen, so daß sie immerfort als wie mit Thau befeuchtet seyn, wann es auch noch so heiß und dörre ist. Zwischen diesen Blättern erheben sich zwey oder drey Stiele, fast eines Schuhes hoch, die sind schlanck und zart, ohne Blätter, tragen auf der Spitze kleine weisse, vielblätterige Blümlein in Rosenform, die stehen in Kelchen, die als wie ausgezackte Hörnlein sehen, und sitzen auf gantz kurtzen Stielen. Wann die Blüten vergangen sind, so folgen kleine Früchte, die sind bey nahe so groß und so gestalt wie Weitzenkörner, und beschliessen gar viel Samen. Die Wurtzeln sind fasig und so zarte als wie Haare.

Die andre Sorte heist

Ros solis alta, Dod.

Ros solis folio oblongo, C.B.J.B. Raji Hist. Pit. Tournef.

Ros solis sylvestis angustifolius, Park.

Rorella, sive Salfirora, Cord. Hist.

Die ist nur darinn von der ersten unterschieden, daß ihre Blätter länglicht sind.

Eine Art wie die andere wachsen an wüsten Orten, wo es rauh und wild aussiehet, im Morast und Sümpfen, unterm Mose, und sind ein wenig klebrig, wann man sie anfühlet. Sie müssen im Frühjahre gesammlet werden, wann sie blühen und bey vollen Kräften sind. Sie führen viel Oel, phlegma, und Sal essentiale.

Sie sind dem Hertzen und der Brust gar gut, desgleichen zur Schwindsucht, wider den Gift, für die böse Seuche, fürs Kopfweh, für böse Augen, zur Blutreinigung.

Ros solis wird dieses Kraut genannt, dieweil sich in der Höle seiner Blätter beständig Wassertropfen als wie Thau, befinden, wann auch die Sonne noch so heiß scheinet. Die übrigen Namen hat es um eben dieser Ursache willen bekommen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 965.
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