Sense, die

[60] Die Sênse, plur. die -n, ein langes vorn gekrümmtes schneidendes Werkzeug mit einem langen am Ende befestigten Stiele, das Gras und Getreide damit abzuhauen. Weit klingt ins Feld die blitzende Sense, Zachar. Die Sichel ist klein, und mehr gekrümmet; mit derselben werden Gras und Getreide geschnitten. Die Sense ist, außer der Verschiedenheit der Gestalt, weit größer, mit derselben wird gehauen oder gemähet, indem sie mit beyden Händen gefasset und mit ausgestreckten Armen geführet wird.

Anm. Bey dem Pictorius Sagysen, bey dem Dasypodius Sagys, welches Frisch, als eine Zusammensetzung von Säge und Eisen ansiehet, aber unser Sense nicht auf eben dieselbe Art hätte erklären sollen. Dieses lautet in den Deutschen und damit verwandten Mundarten sehr verschieden; bey dem Ottfried Seche, im Österreichischen mit dem eingeschobenen Nasenlaut Sengse, wovon unser Sense mit Wegwerfung des Gaumenlautes gebildet zu seyn scheinet, im Nieders. Geiße, wo auch Seged, eine besondere Art Sensen zum Ab- und Aushauen der Rasen ist, schon im Salischen Gesetze Seisse, im Ißländischen Sigdur, im Angelsächsischen und Engl. Sithe, im Nieders. gleichfalls Seed, Seid, im Osnabrück. Sift. Aller dieser Abänderungen ungeachtet, wird doch die Verwandtschaft dieses Wortes mit Säge, Sech, Sichel und dem alten Sachs, ein Messer, nicht zu leugnen seyn. Das n ist ein Nasenlaut, der sich oft ohne Noth zum Begleiter der Gaumenlaute aufwirft. Übrigens wird eine Sense im Nieders auch Lehe, (Dän. Lee), und Swade, genannt, S. Schwaden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 60.
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